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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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lange fragst, krieg ich Muskelschwund in den Beinen!“
    Sie packte seine breiten Schultern, hielt den Atem an, sprang mit gespreizten Beinen aus dem Boot hinauf auf seinen Rücken und quiekte, als er ihr unter die Schenkel griff und sich ihr Körpergewicht bequemer auf die Hüften rückte. Seine Rückenmuskulatur fühlte sich eisenhart an, sodass Cara regelrecht zappeln musste, um sitzende Haltung einzunehmen. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und lachte.
    „Hüh, Pferdchen!“ befahl sie.
    „Na, schau mal an, wer da plötzlich frech wird!“ rief er in gespielter Entrüstung, drehte sich um und griff nach dem Seesack. „Kannst du bitte ganz kurz den Kescher halten? Vielleicht können wir uns was zum Essen besorgen.“
    Na, das ist mal was Neues, sagte sie sich und griff nach dem Netz. „Ich hab’s. Soll ich sonst noch was tragen?“
    „Geht das hier eventuell noch?“ Er reichte ihr den Seesack, den sie sich über den Arm schwang. Und zu guter Letzt schnappte er sich noch die Kühlbox.
    „Du lieber Gott, Brett, willst du das etwa auch noch schleppen?“
    „Hast du ’nen anderen Vorschlag?“
    „Aber das ist doch mordsschwer, mich auf dem Kreuz und der ganze Kram! Wird dir das nicht zu viel?“
    „Das werden wir sehen“, erwiderte er und hievte mit einem „Uff!“ die Kühlbox aus dem Boot. Cara hielt den Atem an, schmiegte sich an Bretts Rücken und umklammerte ihre Traglast. Noch einmal rückte er Caras Gewicht zurecht, verstärkte den Griff an ihren Beinen und stapfte dann durch den Schlick wie ein Zugbulle im Geschirr. Mit Armen und Oberschenkeln klammerte Cara sich an seinen Hals beziehungsweise seine Hüften. Bretts Leistung musste ungeheure Muskelkraft erfordern, aber dennoch watete er mit relativer Leichtigkeit durch den dampfenden Schlamm. Cara musste sich eingestehen, dass ihr der Ritt Spaß machte.
    „Wie geht’s da unten, Mr. Allnut?“
    „Okay, Rosie“, gab er zurück und drehte ein wenig den Kopf zur Seite. Cara ruhte so an seinem Rücken, dass ihr sein Nacken direkt vor den Lippen lag. Sie musste sich beherrschen, sonst hätte sie mit der Zunge die kleinen braunen Locken berührt oder ihm ins Ohr gepustet. Doch sie hatte Angst, dass ihr Packesel bei derlei Spielereien womöglich aus dem Tritt kommen könnte und sie der Länge nach im Matsch landen würden.
    „Wie tief kann dieser Schlick sein?“
    „Oh, bisweilen ziemlich tief! Bin schon ein paar Mal bis zu den Knien eingesunken.“
    „Das ist ja wie Treibsand!“ Sie erschrak. „Und was hast du gemacht?“
    „Das einzig Mögliche. Ich hab mich auf den Rücken gelegt und dann so lange gezappelt, bis die Beine heraus waren.“
    „Aber jetzt hast du doch mich auf dem Rücken!“
    „Stimmt!“
    Sie presste kurz die Schenkel an ihn, was er mit einem vergnügten Lachen quittierte, einem tiefen, sonoren Laut, der in seinem Brustkasten widerhallte.
    „Nein, im Ernst“, antwortete sie und versuchte, ihre Nervosität zu überspielen. „Was ist, wenn du tatsächlich stürzt? Was muss ich dann machen?“
    „Wieder aufstehen, nehme ich an. Und dir den Schlamm von deinem niedlichen kleinen Hintern wischen.“ Ein paar Schritte weiter fügte er hinzu: „Aber keine Angst vor den Egeln. Ich habe Salz dabei.“
    Cara erstarrte. Auf einmal tauchten wieder Bildfetzen aus
African Queen
vor ihrem geistigen Auge auf: Humphrey Bogart zog, von Blutegeln bedeckt, den Kutter durch den Sumpf.
    „Du bist vielleicht ein Angsthase“, stellte Brett fest. „Fühl nur mal deine Muskeln! Total verspannt! Man könnte deine Beine wie trockene Zweige brechen. Du musst lernen, dich zu entspannen!“
    „Lass mich bloß nicht fallen“, flehte sie. „Ich ekle mich schrecklich vor Blutegeln!“
    Er lachte wieder. Anscheinend amüsierte er sich köstlich. „Das mit den Egeln war nur Spaß. Hier gibt’s keine. Aber das mit dem Einsinken, das ist Tatsache. Bei diesem Inselchen allerdings nicht. Deshalb gefällt es mir hier so gut. So! Geht’s jetzt besser?“
    Ihre Muskeln entkrampften sich. Mit einem Seufzer schmiegte sie sich an Bretts Rücken. „Gemeinheit, ein armes Mädchen aus der Großstadt so zu ängstigen!“
    „Ach was, alles nur Jux! Für eine gebildete Dame bist du verdammt vertrauensselig, liebe Miss Rutledge! Eigentlich müsstest du doch Bescheid wissen! Schließlich bist du hier aufgewachsen!“
    Vertrauensselig? Das hatte noch niemand von ihr behauptet, doch sie fand die Charakterisierung nicht falsch. „Kann sein, dass ich das bin“,

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