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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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irre, habe ich dich zum Picknick eingeladen!“
    Cara packte die Kühlbox aus, während Brett Brennholz sammelte und es in der Mitte des natürlichen Amphitheaters für das Lagerfeuer aufschichtete. Dann nahm er die Handschuhe und den Hammer, begab sich zu einem Dickicht und zog einen alten Korb daraus hervor. „Hier sind Streichhölzer“, sagte er und reichte sie Cara. „Sieh zu, dass du das Feuer zum Brennen kriegst. Ich bin sofort zurück.“
    „Wohin gehst du? Du willst mich doch nicht etwa allein lassen?“
    „Du bist hier sicher wie in Abrahams Schoß. Egel krabbeln nicht an Land.“
    „Und Alligatoren?“
    Er lachte und schüttelte den Kopf. „Gemach, Cara! Alligatoren auch nicht. Allerdings solltest du auf Schlangen aufpassen. Wahrscheinlich triffst du ohnehin meist nur auf harmlose Eidechsen, aber halte dich von allem fern, was farbig ist. Ich bleibe nicht lange fort. Ich hole uns nur ein paar Austern zum Dinner.“
    „Mit einem Hammer?“
    „Du hast wirklich keine Ahnung, was? Austern wachsen in Gruppen im Watt und backen so fest zusammen, als wären sie zementiert. Man muss sie regelrecht abschlagen.“
    „Ich komme mit“, erwiderte sie und sprang hastig auf. „Vor Schlangen habe ich genauso viel Angst wie vor Egeln. Wenn nicht noch mehr.“
    „Na, dann los!“
    Die Sonne war nun fast verschwunden; die Abenddämmerung brach herein. Eine willkommene Brise blies den beiden entgegen, als sie das offene Watt erreichten. Brett begab sich hinaus zu einer der Austernbänke. Cara blieb am Ufer, verschränkte die Arme und schaute ihm bei der Arbeit zu. Mit weit gespreizten Beinen, den Rücken gebeugt, bearbeitete er einen großen Austernbrocken. Pausenlos hämmerte er darauf los, warf die großen in den Korb und schleuderte die kleinen zurück. Nach kurzer Zeit war der Korb halb voll. Dann richtete Brett sich auf, stemmte eine Hand in den Rücken, dehnte sich und blickte in die untergehende Sonne. Still stand Cara da und betrachtete die dunkle, einsame Silhouette, die sich vor dem dämmrigen Horizont abhob und wie ein Teil dieser Natur wirkte. Brett bückte sich erneut, hob den Korb hoch und trat den Rückweg an.
    „Es wird dunkel“, rief er beim Näherkommen. „Machen wir das Feuer an! Gleich gibt’s geröstete Austern!“
    Wenig später saßen sie gesättigt um ein kleines Feuer, neben sich ein Häuflein leerer Schalen, in der Hand ein gut gekühltes Bier. Rauch von brennendem Zedernholz hüllte sie ein. Cara streckte sich auf der Decke aus, die Brett ausgebreitet hatte, und guckte zu den Sternen hinauf, die gerade zu funkeln begannen, schwach noch, doch schon deutlich erkennbar – der klassische Himmel von South Carolina. Wie ein weißer, rasiermesserscharfer Strich stand die Sichel des Mondes vor dem samtenen, nachtdunklen Blau. Der flackernde Schein der brennenden Scheite warf Schatten auf die Gesichter und ließ die Augen leuchten.
    Als er Caras Seufzer hörte, ließ sich Brett neben ihr auf der Decke nieder, den Ellbogen aufgestützt, das Kinn in die Handfläche geschmiegt.
    „Und? Waren Mylady zufrieden?“
    „Die Lady ist so satt, dass sie gleich platzt! Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Austern auf einmal futtern kann! Das Tüpfelchen auf dem i waren allerdings die Salzbrezeln. Ich zeichne das Mahl mit drei Sternen aus.“ Und mit einem Blick in den Sternenhimmel fügte sie hinzu: „Kommando zurück – mit Millionen von Sternen!“ Lächelnd wandte sie sich zu Brett um. Sein Gesicht war ganz nah über dem ihren. „Serviert man Austern nicht eigentlich ausschließlich in den Monaten mit dem Buchstaben R?“
    „Sie sind das ganze Jahr über genießbar, aber im Herbst und Winter schmackhafter. Im Augenblick laichen sie; deshalb darf man sie gewerbsmäßig nur in den R-Monaten ernten. Ansonsten ist es verboten. Allerdings habe ich nie jemanden bei der Ernte hier draußen gesehen, also kann man sie hier ruhig das ganze Jahr über sammeln.“
    „Gibt’s eigentlich irgendetwas, das du nicht weißt?“
    „Ich bin praktisch auf diesen Gewässern aufgewachsen. Mein Vater ist Lotse, und sein Daddy war’s auch. Wahrscheinlich hat er mehr Schiffe in den Hafen von Charleston bugsiert als jeder andere Mensch. Er kennt jede Biegung und jede Kurve, kann sagen, wo sich die Sandbänke und die Untiefen befinden. Die Gezeiten hat er im Blut. Und ein schönes Leben ist es obendrein. Er hat mir all das beigebracht, was ich über die See und die Marsch weiß. Natürlich hat er damit gerechnet,

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