Nur dieses eine Mal
abgenommen hatte. Es fühlte sich an wie das Elternhaus, das es für kurze Zeit gewesen war, als Catherine noch darin lebte.
Als Cadys Periode zum zweiten Mal ausblieb, war sie zu ihrer Gynäkologin gegangen, die ihr bestätigte, was sie insgeheim befürchtet und erhofft hatte. Sie war im dritten Monat schwanger. Nach dem Termin saß sie im Auto und war regelrecht paralysiert. Die Gefühle in ihr spielten verrückt.
Er fehlte ihr so sehr.
Seine Vorwürfe schmerzten und brannten in ihr, auch wenn sie Verständnis für seine Wut empfand. Dennoch konnte sie ihm nicht verzeihen, was er ihr an den Kopf geworfen hatte. Sie wusste, der Kummer über seinen Verlust würde lange in ihr rumoren, aber er hatte Cady auch neue Hoffnung geschenkt, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Aléjandros provokativer Plan, sie schwängern zu wollen, war geglückt und er war so erfolgreich gewesen, dass ihre Gynäkologin zwei Herzschläge in Cadys Bauch geortet hatte. Der Mann, den sie liebte, hatte sie in die Hölle geschickt und ihr gleichzeitig das größte Geschenk gemacht, das es für sie gab.
Trauer und Glück machten ihr das Atmen schwer.
„Wie weit bist du?“, wollte Catherine wissen.
Cady goss das heiße Wasser in die Kanne und brachte diese zum Tisch hinüber, ehe sie sich ihrer Mutter gegenübersetzte. Sie fragte sich nur für einen kurzen Moment, woher Catherine es wusste. Vermutlich hatten Mütter einfach ein Gespür dafür, immerhin hatte sie selbst vier Kinder zur Welt gebracht.
„Dreizehnte Woche“, erwiderte sie leise. Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren nicht vorhandenen Bauch. Bislang waren die körperlichen Merkmale und Beschwerden ausgeblieben. Sie hatte weder mit Übelkeit noch besonderen Fressattacken zu kämpfen. Ihre Brüste spannten ein wenig, aber ihre Ärztin hatte gemeint, das sei völlig normal.
„Magst du darüber reden?“
Cady hob das Kinn und sah ihrer Mutter in die Augen. Einen Moment lang rang sie mit sich selbst. Bisher hatte sie vermieden, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Sie hätte eine ihrer Freundinnen anrufen können, aber sie hatte sich insgeheim einen Menschen gewünscht, der ihr näher stand.
Sie hatte mit
ihm
reden wollen.
Es wäre fair gewesen.
Wer blieb ihr da noch? Ihre Familie?
Die Tränen schossen ihr plötzlich in die Augen.
Es hatte so viele Dinge in ihrem Leben gegeben, die sie gern jemandem anvertraut hätte. Sie hatte sich so oft gewünscht, einfach nur in den Arm genommen zu werden. Es war nicht leicht, das alles allein durchzustehen. Sie war stark, war es immer gewesen, aber sie hatte sich auch ihr ganzes Leben einsam und irgendwie schuldig gefühlt.
„Aléjandro und ich sind nicht verheiratet“, erklärte sie leise. Catherines Gesicht zeigte keine Überraschung, sie lächelte nur mild. „Das wusstest du, oder?“
Ihre Mutter legte den Kopf schief.
„Ich habe es geahnt, weil ihr beide keinen Ehering getragen habt. Allerdings hatte mich der Delphinring an deinem Finger verwirrt.“
Die Erwähnung des Schmuckstücks versetzt Cady einen weiteren Stich. Sie hatte ihn verloren. Vermutlich hatte sie damals in diesem dämlichen Club vergessen ihn wieder an sich zu nehmen, nachdem sie sich die Finger gewaschen hatte.
Sein Verlust war ihr erst aufgefallen, als sie ihre Sachen packte und sich vornahm, Aléjandro dieses symbolträchtige Geschenk mit einem entsprechenden Spruch in die Hand zu drücken. Nicht mal das war ihr gegönnt gewesen und die Tatsache, dass sie den Ring einfach verloren hatte, ließ sie beinahe in Tränen ausbrechen.
Mit seinem leisen Seufzer schüttelte sie den Kopf, um die unliebsamen Erinnerungen los zu werden.
„Du liebst ihn“, stellte Catherine unvermutet fest. Cady starrte einen Augenblick ihre Mutter an und senkte schließlich den Blick in ihre leere Tasse. Sie schluckte an dem Kloß in ihrem Hals, aber er schnürte ihr regelrecht die Kehle zu. Es tat so schrecklich weh.
„Das ist vorbei.“
„Weiß er, dass du schwanger bist?“
Sie sah ihre Mutter an und schüttelte den Kopf.
„Nein, und ich möchte auch, dass das so bleibt. Er ist mir gegenüber zu nichts verpflichtet.“
Catherine griff zaghaft über den Tisch und legte ihre Hand auf Cadys.
„Was ist passiert, Schatz?“
Sie spürte, wie ihr Kinn zitterte und die Unterlippe zu beben begann. Die Tränen sprudelten so plötzlich aus ihr heraus, dass sie keine Chance hatte, sie aufzuhalten. Als sie aufschluchzte, rückte Catherine mit ihrem Stuhl näher,
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