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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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für diese Bindungsprobleme, von denen du sprichst. Ganz zu schweigen natürlich davon, mit welchem Beispiel euer Vater und ich vorangegangen sind.“
    Bedrückt versenkte Cady beide Hände wieder in ihren Hosentaschen.
    „Wie dem auch sei, ich kann durchaus ohne Mann leben. Also versuche ich es positiv zu sehen: Aléjandro hat mir einen Traum erfüllt, den ich verloren glaubte. Ich erhalte doch noch einmal die Chance Mutter zu werden und ich will für die Beiden alles tun, was gut ist.“
    „Du bekommst Zwillinge?“
    Ein verunglücktes Lächeln stahl sich auf Cadys Gesicht. Nach der Eröffnung ihrer Mutter besaß diese Tatsache gerade einen faden Beigeschmack.
    „Der Doktor hat zwei Herzschläge festgestellt.“
    Catherine stand auf, kam zu ihr herüber und schloss ihre Tochter in die Arme.
    „Oh Schatz, es tut mir so leid, dass ich euch allein gelassen habe. Ich hielt es nicht mehr aus mit Robert. Die Trinkerei, die Spielsucht, seine ständige schlechte Laune und dieser Unwille etwas in seinem Leben zu ändern.“
    „Ich weiß, warum du es getan hast, Mom. Ich habe nur nie verstanden, warum du uns nicht nachgeholt hast. Als du gegangen bist, war ich überzeugt du würdest uns nicht vergessen.“
    Catherine rückte ein Stück von ihr fort und betrachtete sie traurig.
    „Das habe ich auch nicht, aber ...“
    „Aber was?“
    „Du hast nie geantwortet.“
    Verwirrt schüttelte Cady den Kopf.
    „Was meinst du?“
    „Auf meine Briefe. Du hast nie zurückgeschrieben und ich dachte ... ich dachte, du willst einfach nichts mehr mit mir zu tun haben.“
    Cady fiel das Atmen schwer.
    „Ich habe nie einen Brief erhalten.“
    In Catherines Blick lag tiefe Trauer. Sie nickte wortlos, kehrte zum Tisch zurück und ließ sich schwer auf den Stuhl fallen. Schließlich zog sie ihre Handtasche zu sich heran und wühlte darin herum.
    „Das ist mir klar geworden, als ich die Angelegenheiten deines Vaters geregelt habe.“ Mit einem Seufzer zog sie einen dünnen Stapel Briefe hervor, der sorgfältig mit Kordel umwickelt und zu einem kleinen Paket geschnürt war. „Ich hätte nicht erwartet, dass er dazu fähig sein könne. Der Mann, in den ich mich vor einer Ewigkeit verliebt hatte, war ganz anders.“
    Cady starrte fassungslos auf die angegilbten Umschläge, die ihre Mutter in die Mitte des Tisches schob. Sie schluckte.
    „Du meinst ... du denkst, Dad hat die Briefe abgefangen?“
    „Das hier sind nicht alle, die ich geschrieben habe, Schatz. Es waren so viele mehr. Ich nehme an, einen Teil hat er vernichtet oder anderweitig versteckt.“ Catherine holte zitternd Luft. „Dass einer oder zwei nicht ankommen, könnte ich noch verstehen, aber ich habe dir jede Woche geschrieben und jede Woche auf eine Antwort gehofft. Im nächsten Jahr dann monatlich und später immer noch zu den Feiertagen und Geburtstagen. Irgendwann habe ich aufgegeben, weil nie ein Brief zurückkam. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, in den Briefkasten zu starren und dieses Gefühl von Enttäuschung ertragen zu müssen, weil wieder keine Antwort kam.“
     
    Verwirrt nahm Cady ihr gegenüber Platz und starrte die ungeöffneten Umschläge an. Sie wagte nicht, nach den Briefen zu greifen. Diese neue Ungeheuerlichkeit musste sie erst einmal verdauen.
    „Hast du bei der Auflösung seines Haushaltes noch irgendetwas anderes gefunden?“
    „Ja, Unmengen an nicht bezahlten Rechnungen und Gläubigerschreiben. Robert hat tief in der Tinte gesteckt. Ich kann euch allen nur raten, ein Erbe in jedem Fall auszuschlagen.“
    „Ich will nichts von dem, was er hatte.“
    „Er hat dir schon das Haus geschenkt“, bemerkte Catherine.
    „Nein.“ Fast zornig sah sie ihre Mutter an. „Er hat es mir nicht geschenkt. Er hat nichts für uns getan. Er hat getrunken, gespielt und mich beklaut. Irgendwann habe ich ihn vor die Wahl gestellt, dass er das Haus auf mich überschreibt oder wir müssten hier alle raus. Zu dem Zeitpunkt habe ich hier ohnehin schon die meisten Rechnungen bezahlt.“
    Catherine wirkte geschockt.
    „Aber du warst noch so jung.“
    „Welche Wahl hatte ich denn, Mom? Du warst fort und Dad hat sich um nichts gekümmert. Hauptsache sein Bier war da.“ Fahrig stand sie auf und ging zurück zum Fenster. „Ich habe meine Geschwister aufgezogen und versucht sie davon abzuhalten, in seine Fußstapfen zu treten. Trotzdem hatten sowohl Travis als auch Marcus eine ganze Weile Probleme mit dem Alkohol. Selbst Abby, bei der ich dachte, sie wäre nicht davon

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