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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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zog Cady an sich und hielt sie fest. Für einen Moment klammerte sie sich an ihre Mutter und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Es war so lang her, dass jemand sie einfach in die Arme genommen hatte.
    „Erzähl mir, was geschehen ist, Cady.“
     
    „Wieso saß er plötzlich an deinem Laptop, wenn er dir doch vorher versprochen hatte, genau das nicht mehr zu tun?“, wollte Catherine wissen.
    Cady zuckte mit den Schultern. Sie hatte fast eine Stunde lang erzählt wie ein Wasserfall, selten unterbrochen von ihrer Mutter, die leise Zwischenfragen stellte.
    „Ich weiß, ich kenne ihn nicht so gut wie du, Cady. Aber als ich euch zusammen gesehen habe, schien er mir nicht wie ein Mann, der nur seinen Spaß bei dir suchte. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass ihm wirklich etwas an dir liegt, ohne dass er sich dessen bewusst war. Irgendetwas muss ihn dazu veranlasst haben, so zu handeln. Du hast doch gesagt, dass er dich am Abend vorher noch gebeten hat zu bleiben.“
    „Jeder Mensch hat das Recht seine Meinung zu ändern“, erwiderte Cady leise, goss sich einen Tee ein und füllte die Tasse ihrer Mutter wieder auf.
    „Natürlich, aber eine solche Wandlung passiert nicht von einem Augenblick auf den anderen.“
    „Für ihn waren meine Notizen Beweis genug.“
    „Ist es denn wahr? Sind dort wirklich so viele Informationen über ihn enthalten?“
    „Es gibt deutliche Parallelen, das ist richtig. Als er mir das erste Mal von seiner Familie erzählt hat, habe ich mich entschieden, meine Notizen zu gegebener Zeit zu korrigieren. Ich will keine Informationen in meinem nächsten Buch verarbeiten, die Rückschlüsse auf seine Familie zulassen. Aber er hat mir ja nicht einmal die Chance gewährt, es ihm zu erklären. Ich habe es versucht und er hat mir nicht geglaubt.“ Sie biss die Zähne zusammen. „Ich habe keine Ahnung, wodurch er sich noch verletzt oder hintergangen fühlte. Wenn er einfach mit mir darüber geredet hätte, hätten wir die Notizen gemeinsam überarbeiten können. Ich hätte alles raus gestrichen, was ihm nicht gefällt ... stattdessen hat er mir mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass er mich für eine Lügnerin hält.“
    Ratlos sah Catherine sie an.
    „Eine Lügnerin? Wegen deiner Notizen?“
    „Das, und weil er denkt, ich habe meine Vergangenheit unnötig dramatisch ausgeschmückt.“
    Einen Moment lang musterte Catherine sie wortlos.
    „Darf ich fragen, was genau er damit meint?“
    Ihre Augen fühlten sich müde und geschwollen an, als Cady den Kopf hob und ihre Mutter ansah. Unruhig stand sie auf, vergrub die Hände in den Taschen ihrer Jeans und trat an das Küchenfenster. Einen Augenblick lang starrte sie in den überwucherten Garten. Ihr ging durch den Kopf, dass sie sich darum kümmern musste, ehe sie nicht mehr dazu in der Lage war.
    „Ich habe mich einsam gefühlt, nachdem du fort warst“, begann sie. „Auf Dad war kein Verlass und ich war es so leid die Verantwortung für alles zu tragen. Als ich sechzehn war, habe ich einen Jungen namens Phil kennen gelernt. Ich war so froh, dass mich endlich jemand mochte. Mich, diesen unscheinbaren, pickligen Teenager mit Brille und Secondhandklamotten, den sonst nie ein Junge ansah. Ich habe Dad nichts davon erzählt, weil ich Angst hatte, er würde ausflippen. Phil war nett zu mir, für ein paar Wochen. Aber er wollte mehr als nur Händchen halten und als ich mich weigerte, weil ich mich nicht bereit fühlte, hat er es sich eben so genommen.“
    „Er hat dich vergewaltigt?“
    Mit ausdruckslosem Gesicht drehte Cady sich zu ihrer Mutter um. Catherines Blick war schlichtweg fassungslos. Cady lehnte sich gegen die Fensterbank und machte eine Geste, die irgendwo zwischen Schulterzucken, Nicken und Kopfschütteln lag.
    „Das kann man so nicht sagen. Er hat gesagt, es würde mich ohnehin niemand hören und einem Mädchen wie mir, das keine Freunde hat und deren Vater ein Alkoholiker ist, würde kein Mensch glauben. Wenn ich still bleiben und nicht schreien würde, würde er mir nicht wehtun.“ Sie lächelte schief. „Natürlich hat es trotzdem wehgetan. Danach hat er mich heimgeschickt und mir gesagt, ich solle niemals jemandem davon erzählen und das habe ich auch lange Zeit nicht getan.“
    Sie griff nach ihrem Tee, drehte die Tasse zwischen den Fingern und starrte hinein.
    „Irgendwie zieht sich das wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich war immer auf der Suche, aber offenbar bin ich unfähig eine Beziehung zu führen. Im Jahr darauf

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