Nur dieses eine Mal
verändert.
Natürlich vergaß er nicht Cadys intime Aufzeichnungen über seine Familie, aber dieses Problem würde er bei passender Gelegenheit aus der Welt schaffen.
Im Augenblick bereiteten ihm ein paar andere Dinge Kopfzerbrechen.
„Willst du nicht über sie reden?“, fragte er leise. Cady schluckte sichtbar und ihre Augen suchten seinen Blick.
„Sie war meine Tochter.“
Er ahnte es, nachdem sie das Baby erwähnt hatte. Aléjandro ließ zu, dass Cady nach der Decke griff und diese bis zum Hals hochzog. Wortlos betrachtete er sie und wartete darauf, dass sie weiter sprach.
Ihm entging nicht, dass sie mit den Zähnen knirschte, während sie sich ihm zuwandte und das Kissen unter ihrem Kopf zurechtstopfte. Das Kinn auf die Brust gezogen holte sie tief Luft. Der Drang sie an sich zu ziehen, wurde für einen Moment fast übermächtig. Aber er kämpfte dagegen an. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie würde es nicht begrüßen.
„Nachdem Lewis mich abserviert hatte, habe ich irgendwann gemerkt, dass meine Blutungen ausblieben.“ Sie starrte auf seine Brust und zog immer wieder die Lippen zwischen ihre Zähne. „Ich war in dieser Zeit nicht gerade umsichtig gegenüber mir selbst. Ich habe getrunken, geraucht, gefeiert und mich abgelenkt. Ich habe mein Leben gehasst, und mich selbst.“ Zögerlich hob sie den Blick und sah ihm in die Augen. „Nachdem ich tagelang mit Bauchschmerzen herumgelaufen bin, bin ich irgendwann zum Arzt gegangen. Er hat festgestellt, dass ich schwanger war und mir im gleichen Moment verkündet, dass der Fötus abgestorben sei. Auf meine Nachfrage hat er mir mehr oder weniger bestätigt, dass mein Konsumverhalten eine Mitschuld daran haben könnte.“ Ihre Finger griffen nach einer Haarsträhne und spielten damit herum. Scheinbar gleichgültig schüttelte sie den Kopf. „Der Vorgang an sich, um den toten Embryo aus meinem Körper zu holen, war eher mechanisch und ohne irgendeine Emotion. Es gab danach kein Grab, das ich hätte besuchen können. Ich habe keine Ahnung, ob es tatsächlich ein Mädchen war. Ein Teil von mir hat es sich wohl immer gewünscht und die Chancen standen schließlich fünfzig zu fünfzig. Also habe ich sie rückblickend jedes Mal Emma genannt, wenn ich an sie dachte. Allerdings nur vor mir selbst.“
Mit zusammengeschobenen Augenbrauen sah er sie an.
„Wie meinst du das?“
Sie zuckte mit der rechten Schulter.
„Du bist der erste Mensch, dem ich davon erzähle.“ Den Mund zu einem schiefen Grinsen verzogen, sah sie ihm an. „All diese Geheimnisse wollte ich mit in mein Grab nehmen. Ich bin darauf nicht stolz.“
„Wer ist Lewis?“
„Er war der beste Kumpel meines Ex-Freundes.“
„Trotzdem hattet ihr eine Affäre?“
Cady verzog das Gesicht.
„Ja, er war nett und hatte sich gerade von seiner Freundin getrennt. Er suchte Abwechslung, genau wie ich. Dummerweise bin ich nicht gut, was irgendeine Art von Beziehungen betrifft. Entweder verliebe ich mich in den falschen Kerl oder ich suche gleich das Weite.“ Er spürte, dass sie auch auf das anspielte, was zwischen ihnen war. „Jedenfalls ging das mit uns über Wochen, und selbst als er mir klipp und klar sagte, er wolle gerade keine Liebschaft, sondern nur Sex, war ich damit einverstanden, obwohl ich längst in ihn verliebt war. Dieses Gefühl macht leider blind und dumm, und irgendwann bin ich dann unsanft wach geworden, als er plötzlich eine neue Freundin hatte.“
„Dennoch hast du dich nach Jahren erneut mit ihm getroffen, wenn ich das richtig verstanden habe?“
„Ja, ich wollte wissen, ob er immer noch die gleiche Wirkung auf mich hat wie früher, und ich wollte herausfinden, ob er all den Schmerz damals wert war.“
„Und?“
Mit einem Lächeln schüttelte sie den Kopf.
„Nein, war er nicht. Es war nett ihn wieder zu sehen und in ein paar alten Erinnerungen zu schwelgen, aber der Rest war ... nicht der Rede wert.“
Seine Augen wurden schmal.
„Ihr hattet Sex.“
„Ja.“
„Warum?“
„Weil wir es konnten?“
Da war sie wieder, die Frau mit den Gegenfragen. Seine Augenbrauen hoben sich skeptisch und sie verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln.
„Ich habe damals geglaubt, er sei der ultimative Liebhaber und ich war nicht sicher, ob ich es mir nur eingebildet hatte.“
„Und?“
Sie schürzte die Lippen.
„Es war ... okay, aber ...“
„Was?“
Sie wurde rot.
„Na ja, es war nicht wie letzte Nacht.“
Aléjandro kämpfte gegen das Triumphgefühl und
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