Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
Vom Netzwerk:
Atem.
    „Fährst du mit mir hin?“ Sie klang gequält.
    Aléjandro strich über ihr zerzaustes Haar, zupfte an dem Zopf, den er ihr geflochten hatte, und küsste ihr Schlüsselbein. Das war eine neue Seite an ihr, nachgiebig und anlehnungsbedürftig, und sie gefiel ihm. Ihr Geruch stieg ihm in die Nase und er blähte die Nasenflügel.
    „Natürlich. Aber jetzt steh auf, ich kann nicht klar denken, wenn du dich nackt an mich drückst.“
    Tatsächlich wurde sie rot, erhob sich hastig und sah sich neben dem Bett suchend nach ihren Kleidern um.
    „Ich finde, du solltest hier heraufziehen“, bemerkte er und stand auf. „Dann hättest du deine Kleider direkt griffbereit.“ Über die Schulter sah sie ihn an, angelte sich ihren Slip vom Boden und zog ihn an.
    „Können wir später darüber diskutieren?“
    „Natürlich.“
    Belustigt sah er dabei zu, wie sie zur Schlafzimmertür hinüber eilte und ihr Nachthemd überstreifte. Unschlüssig drehte sie sich zu ihm um und sah ihn einen Augenblick lang zweifelnd an. Ihm war klar, dass in diesem Moment die alten Skrupel über sie hinweg schwappten.
    Rasch ging er zu ihr, drückte seine Lippen auf ihren Mund und presste sie an sich.
    „Für mich ändert sich nichts“, stellte er leise fest. „Ich stehe zu meinem Wort.“
    Ihre Augen wirkten riesig in dem blassen Gesicht.
    „Wir sollten darüber vielleicht noch einmal reden, nachdem wir im Krankenhaus waren“, bemerkte sie.
    Aléjandro krauste die Stirn. Ein flaues Gefühl von Enttäuschung machte sich in ihm breit. War das alles? Sie hatten endlosen, phänomenalen Sex und sie traute ihm immer noch nicht?
    „Ich hatte gehofft, dass wir uns ein bisschen mehr Zeit nehmen können, um ein abschließendes Urteil zu fällen.“
    Sie verzog das Gesicht.
    „Ich hatte gehofft, dass du meine Familie niemals kennen lernen musst“, erwiderte Cady bedauernd. „Dadurch ändert sich alles.“
    Ihm ein bitteres Lächeln schenkend, küsste sie ihn heftig auf den Mund. Atemlos ließ sie ihn schließlich los und flüchtete förmlich aus dem Schlafzimmer.

ACHT
    „Er steht unter Schmerzmitteln. Im Augenblick geht es ihm den Umständen entsprechend, aber ich kann euch nicht sagen, wie lang das so bleiben wird.“ Ihre Stimme schallte über den Korridor, während Melody den Kuli in die Tasche ihres Arztkittels steckte und ihnen einen resignierten Blick zuwarf. Um halb drei in der Früh war nicht viel Betrieb in diesem Teil des Krankenhauses. Ein wenig atemlos blieb Cady vor der Ärztin stehen.
    Es roch nach chemischen Putzmitteln.
    „Was ist mit ihm?“, wollte Cady wissen.
    Melody warf einen flüchtigen Blick zu Aléjandro.
    „Er weiß Bescheid. Du musst nichts beschönigen, sei einfach nur ehrlich“, bat Cady. Die Ärztin zuckte mit den Schultern.
    „Nun gut, er hat Leberzirrhose im Endstadium, normalerweise kein Todesurteil, aber man hat ihm schon im letzten Jahr eine Niere entfernt. Seine Werte sind katastrophal. Er ist verwirrt, teilnahmslos und spricht sehr verwaschen. Er war wohl eine ganze Weile trocken, aber ... seine Organe versagen. Die verbliebene Niere ist nicht mehr in der Lage, die Giftstoffe zu filtern und die Krampfadern, die sich aufgrund der Erkrankung in seiner Speiseröhre gebildet haben, drohen zu platzen.“
    Cady biss die Zähne zusammen und schluckte an dem bitteren Geschmack in ihrem Mund.
    „Er hat wieder angefangen, oder? Mit der Trinkerei meine ich.“ Es war weniger eine Frage, als eine Feststellung und Melody nickte.
    „Vor einem knappen Monat, wie er selbst sagt. Ich nehme ihm das durchaus ab. Sein Körper hätte sonst bereits früher schlappgemacht. Unerfreulicherweise sind sein Immunsystem und die Organe durch die lange Trinkerei so angegriffen, dass er dem nichts mehr entgegenzusetzen hat. Es tut mir leid, Cady, aber wenn dein Dad die nächsten achtundvierzig Stunden überlebt, empfände ich persönlich das als kleines Wunder. Wenn ich ehrlich bin, rechne ich mit wesentlich weniger Zeit.“
    Cady nickte.
    Es tat weh.
    Nach all den Jahren ohne Kontakt und obwohl sie es immer gewusst hatte, dass es eines Tages so enden würde, tat es weh und Cady schossen die Tränen in die Augen. Sie blinzelte sie entschieden weg.
    „Kann ich ihn sehen?“, wollte sie wissen. Melody nickte und deutete hinter sich.
    „Zimmer dreiundzwanzig“, erwiderte sie.
    „Danke.“
    Ohne darauf zu achten, ob Aléjandro ihr folgte oder wie Melody sie ansah, ging Cady den Korridor entlang und betrachtete die Schilder neben

Weitere Kostenlose Bücher