Nur dieses eine Mal
geglaubt.
Sie war fest überzeugt gewesen, ihre Mom käme zurück und würde sie von ihm weg holen, sie und ihre Geschwister. Aber aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen wurden Monate und Monate wurden zu Jahren. Irgendwann begriff selbst sie, dass Catherine sie einfach vergessen hatte.
Zitternd holte Cady Luft und starrte ihre Mutter mit flackerndem Blick an. Sie fühlte sich entsetzlich leer und gleichzeitig war dieser gewaltige Schmerz in ihrer Brust, der sie in zwei Hälften reißen wollte. Hart schluckte sie die Tränen hinunter und trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück, als Catherine sacht die Hand hob.
Wut tobte in ihr und ein Gefühl, das sie sich nicht erlauben wollte. Ihre Mutter nickte verständig, ließ die Hand sinken und warf Cady einen traurigen Blick zu. Ein bitteres Lächeln spielte um ihre Lippen.
„Ich kann verstehen, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst.“
Cady konnte sie nur wortlos anstarren. Sie befürchtete die Fassung zu verlieren, wenn sie den Mund aufmachte.
„Darf ich fragen, wer Sie sind?“, mischte Aléjandro sich ein, der bisher schweigend hinter Cady gestanden hatte. Catherine sah ihn an und ein unsicheres Lächeln huschte über ihre Lippen.
„Mein Name ist Catherine Webster. Ich bin Cadys Mutter.“
Die Kehle schnürte sich ihr zu und für einen Moment hatte sie das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Rasch ging Cady zu dem Fenster hinüber, öffnete es einen Spalt breit und sog den frischen Sauerstoff in ihre Lungen.
Webster?
Sie hatte wieder geheiratet?
Catherine hatte einfach ein neues Leben angefangen!
Das Blut rauschte in Cadys Ohren. Nach einem letzten Atemzug wandte sie sich wieder den Menschen zu, die am Fußende von Roberts Bett standen. Catherine hatte sich kaum verändert, ein paar Falten mehr, ein paar graue Strähnen in dem braunen Haar. Sie wirkte nicht annähernd so verhärmt wie Robert.
Das war der Preis des Alkohols, den er bezahlt hatte.
Ihre Augen waren die Gleichen, die Cady noch Jahre später in ihre Träume verfolgt hatten. Flüchtig wie Nebel, der sich im Morgengrauen auflöste, während sie schluchzend hinter ihrer Mutter herrannte und das riesige Gartentor über ihr emporragte.
„Darf ich auch erfahren, wer Sie sind?“, wollte Catherine wissen.
„Er ist mein Mann“, fiel Cady ihm ins Wort, ehe er antworten konnte. Sein Blick war undefinierbar, als er sie ansah, aber immerhin sagte er nichts. Die Zähne aufeinander gepresst, ging sie zurück, hakte sich bei Aléjandro ein und versuchte das Zittern ihrer Hände unter Kontrolle zu bekommen. Nervös krallte sie ihre Nägel in den Stoff seines Jeanshemdes.
„Was willst du hier?“
Ihr war durchaus bewusst, wie schroff und ablehnend sie klang, aber gerade jetzt war sie dankbar für die Mauern, die sie jahrelang um sich errichtet hatte. Sie fühlte sich erschlagen von den Gefühlen, die auf sie einstürmten und den Erinnerungen, die in ihr empor krochen.
„Eine Dr. Germaine hat mich angerufen und mir gesagt, dass Robert hier liegt“, erklärte Catherine bereitwillig. „Sie sagte, er habe meine Kontaktdaten bei sich getragen. Eine Liste mit Namen, wenn ihm etwas zustoßen sollte.“
„Wow!“, machte Cady. „Vielleicht kommen gleich auch noch meine Geschwister vorbei, dann können wir ein nettes kleines Familientreffen feiern. Ein paar Bier dazu und wir schwelgen in Phantastereien an bessere Zeiten.“
Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter sprach Bände und Cady spürte, dass sie Catherine verletzt hatte. Aber der Zorn in ihr war größer als das Verständnis, das sie sonst gegenüber anderen Menschen an den Tag legte.
Sie wollte ihr wehtun!
Sie wollte Catherine etwas zurückgegeben, für all die Wut und den Schmerz, den sie ihrer Tochter zugefügt hatte. Für all die durchweinten Nächte, all die Selbstvorwürfe, dass ihre Mom wegen ihr gegangen sei. Zu ihrem Verdruss spürte sie, wie erneut die Tränen in ihr hochstiegen, und biss sich schmerzhaft von innen auf die Wange.
Nein!
Keine Heulerei!
Keine Schwäche!
Sie würde hier nicht stehen und jammern und sich ihrer Mutter an den Hals werfen. Catherine hatte sie nicht mehr gewollt. Cady war nicht bereit einfach zu vergeben und zu vergessen.
„Wenn du uns entschuldigen würdest, wir müssen jetzt gehen. Ich komme wieder, wenn du weg bist.“
Ohne Catherine noch einen Blick zu gönnen, zog sie den widerstrebenden Aléjandro zur Tür hinüber und verließ hastig das Zimmer, als er stehen blieb. Er folgte ihr
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