Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Gesicht. Und T. J.s Gesicht.
Im Augenblick des Aufpralls sah Margaret das Bild einer jungen Frau auf einem Flecken kümmerlichen Grases. Ihr Haar war schokoladenbraun, und ihr Gesicht wirkte absolut unbewegt. Ihr Blick war dermaßen direkt, dass es schien, als wollte sie Margaret zwingen, tief in ihr Innerstes zu schauen und zu erkennen, was ihr gestohlen worden war.
Bei ihrem Anblick schrie Margaret auf. Doch ihre Schreie wurden verschluckt vom Kreischen zerreißenden Metalls und zerberstenden Glases. Einen Moment lang war die Straße hell erleuchtet durch eine Explosion weiß glühender Funken.
Dann breiteten sich Regen und Dunkelheit wieder aus, und eine Seele machte sich auf und davon. Und es war zu Ende.
JUSTIN & AMY
Santa Monica, Juni 2006
K ühler Morgennebel trieb vom Ozean heran. Eine einzelne Joggerin lief durch den blassen Sand am Meeressaum; sie hinterließ eine Spur von Fußabdrücken in gleichmäßigen Abständen, einheitlich und perfekt, wie die Stiche einer Naht auf gelblich-braunem Wildleder. Der Anblick der stillen Bewegung dieser Frau ließ Amy für einen Moment durchatmen. Dann hörte sie wieder die Stimme ihrer Mutter: »Wir sind alle wegen irgendetwas schuldig, Kürbis.«
Schnell verließ Amy den Balkon und schloss die Tür des Schlafzimmers. Sie wollte nicht, dass Rosa oder Zack dieses aufreibende Streitgespräch mit anhören konnten.
»Mutter«, sagte sie. »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich nach Hause gekommen bin, um mich um meinen Mann zu kümmern, statt in Hawaii herumzuhängen. Das ist doch verrückt.« Sie hörte, wie ihre Mutter Schränke öffnete und schloss. Wahrscheinlich bereitete sie gerade das Frühstück vor. »Mutter, bist du eigentlich überhaupt bei der Sache?«
»Schätzchen, ich war es doch, die angerufen hat. Natürlich bin ich bei der Sache.«
»Dann erklär mir etwas.Wenn Daddy mich so sehr liebt, wie er behauptet, warum kann er sich dann nicht wie ein
normaler Vater benehmen? Warum kann er die ganze Hawaii-Geschichte nicht einfach vergessen?«
»Und warum bekommt man keine Eier in der chemischen Reinigung?«
»Was …?«
»Vielleicht sind Eier das, was du willst, und was du brauchst, Amy. Nun kannst du für den Rest deines Lebens jeden Tag in die Reinigung laufen und danach fragen, und trotzdem werden sie dir nur die Kleider reinigen. Deswegen ist der Besitzer kein schlechter Kerl … du fragst ihn nach etwas, was er nicht im Angebot hat.Wenn du Eier willst, Kürbis, dann geh zum Lebensmittelhändler. Und werde endlich erwachsen und hör auf, über den Besitzer der Reinigung zu jammern … und lerne endlich zu schätzen, wie sauber und perfekt gebügelt deine Kleidung ist.«
»Auf solche Sprüche kann ich wirklich verzichten, Mutter.«
»Oh, ich glaube nicht.« Lindas Stimme klang eisig. »Vergiss nicht, wer dir die meiste Butter aufs Brot gestrichen hat, Amy. Denk nur einmal an das Haus, in dem du lebst, und dann denk zurück bis zu deinem allerersten Paar handgemachter Babyschuhe.«
»Aber Daddy ist derjenige, der unrecht hat, nicht ich«, beharrte Amy.
»Irgendwann einmal«, fuhr ihre Mutter fort, »wird dein Sohn erwachsen sein, und dann wird sich zeigen, dass du trotz aller Mühe, die du dir gegeben hast, leider nicht die perfekte Mutter gewesen bist. Und du wirst darauf angewiesen sein, dass Zack dir vergibt, indem er dich trotz allem liebt und freundlich zu dir ist. Und wenn er dir diese Vergebung verweigert, hat er sich als ein oberflächlicher, selbstsüchtiger Kerl entpuppt, der die ganze Mühe nicht wert war.«
»Ein bisschen komplizierter ist es wohl schon«, erklärte Amy.
»Nein, es ist überhaupt nicht kompliziert. Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du etwas Nettes für jemanden tust, den du liebst. Amy, mach deinem Vater ein Geschenk, das ihm mehr als alles andere bedeutet und dich überhaupt nichts kostet.«
Sie wusste, dass ihre Mutter recht hatte; sie müsste nur vier Worte aussprechen - ›Es tut mir leid‹ - und für ihren Vater wäre alles wieder wie vorher. Aber ihr war auch klar, dass Justin um nichts in der Welt die Uhr würde zurückdrehen wollen. Und die Wahrheit war, dass auch sie das nicht wollte. Sie verspürte kein Verlangen nach einem Mann, der fügsam genug war, den Rest seines Lebens als Gefolgsmann eines anderen zu verbringen. Amy hatte sich schon immer von starken Männern angezogen gefühlt. Solchen, die, ganz wie ihr Vater, keinem Kampf aus dem Weg gingen.
»Mutter«, sagte sie. »Ich muss
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