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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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etwas ganz anderes, wenn du dich an alles erinnern könntest, was du verloren hast. Das wäre ein Albtraum. Schau dir Lucas an.«
    Ich dachte an mein Leben, meine Familie und Freunde und daran, was es wohl für ein Gefühl wäre, sie zu sehen und zu hören und dabei zu wissen, dass sie mich für tot hielten. Das wäre unerträglich. »Es tut mir so leid«, sagte ich wieder. »Was glaubst du, was wir tun sollten? Ich meine, wenn du willst, können wir all das mit Catherine vergessen. Ich bin sicher, dass sie mich nicht endlos schikanieren wird.«
    Callum seufzte. »Ich verstehe vor allem nicht, warum sie es so auf dich abgesehen hat. Ich meine, was hat sie denn davon?«
    »Das ist richtig. Man müsste doch denken, dass sie nun genug von mir hat, vorausgesetzt, sie muss mit allen meinen Erinnerungen leben. Aber warte mal«, fügte ich nachdenklich hinzu, »warum sollte sie sich noch mit mir abgeben, wenn sie irgendwelche eigenen Erinnerungen hat? Was wäre dann der Grund? Ich wette, das bedeutet, dass sie überhaupt keine eigenen hat, außer vielleicht die an ihr Leben als Versunkene.«
    Trotz meiner Bemühungen wirkte Callum weiterhin düster. »Du könntest recht haben«, stimmte er widerstrebend zu. »Aber vielleicht ist sie einfach nur rachsüchtig. Wir können nichts mit Sicherheit sagen, solange wir nicht mit ihr gesprochen haben.«
    »Aber wäre das wirklich so eine gute Idee? Denk mal drüber nach – mich hasst sie echt, und du kannst nicht mit ihr reden, es sei denn, du gibst ihr mein Amulett, aber das wird bestimmt nicht passieren.« Ich konnte mir nicht vorstellen, mit Catherine die angenehme Dreierunterhaltung zu haben wie jetzt mit Olivia. Und es war für mich völlig undenkbar, ihr mein Amulett zu geben. Allein schon bei dem Gedanken überlief mich ein Schauder.
    »Wir – also, du – du musst zu irgendeinem Zeitpunkt mit ihr reden. Wenn wir mehr darüber wissen, was passiert ist, als sie rüberkam, hilft uns das echt bei unseren Überlegungen.«
    »Also müssen wir sie aufspüren und ein paar Antworten aus ihr rausholen.«
    »Finde ich auch, und dafür brauchen wir einen Plan. Was ist … Oh, Themenwechsel. Olivia kommt.«
    Ich drehte mich um und sah den Welpen vom Bach in unsere Richtung laufen. Er war triefend nass und hielt alle paar Meter an, um sich kräftig zu schütteln. Das Wasser spritzte im hohen Bogen um ihn herum und glitzerte im Sonnenlicht. Nach jedem Schütteln sprang er hoch, wedelte mit dem Schwanz und bellte ausgelassen. Auch ohne in den Spiegel zu sehen, hatte ich Olivia vor Augen, wie sie begeistert mit ihm herumsprang. Ich drehte mich um und schaute mit dem Spiegel über die Schulter. Es war genauso, wie ich mir vorgestellt hatte: Den Umhang über die Schulter zurückgeworfen, hüpfte Olivia mit Beesley herum, ihr Gesicht war dabei rot und glücklich. Auch wenn er sie nicht hören konnte, so schien Beesley sie doch genauso sehen zu können wie Callum. Er sprang hoch, leckte ihre ausgestreckte Hand und brachte sie zum Kichern.
    »Ich glaube, er mag dich«, meinte Callum ganz trocken zu Olivia. Sie antwortete ihm irgendwas, und ich konnte die Farbe auf ihren Wangen sehen und wie sich die Schultern beim Atmen hoben und senkten. »Das ist sicher kein Problem. Soll ich mal fragen?« Sie nickte, wandte sich mir zu und wirkte etwas verlegen. Während Callum seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete, lächelte ich Olivia zu. »Wenn sie darf, würde Olivia sehr gerne einmal wiederkommen und mit Beesley spielen. Sie findet, dass sie sich ziemlich gut verstehen.«
    »Natürlich. Ich denke, dass meine Nachbarin mehr als glücklich sein wird, wenn ich immer mal wieder mit dem Hund gehe. Wir können ja ein regelmäßiges Treffen daraus machen, wenn du magst.«
    Olivia wirkte, als könnte sie sich vor Begeisterung nicht mehr einkriegen. Sie hüpfte auf der Stelle und hakte ihre Daumen wieder ineinander, als würde sie versuchen, die Hände unter Kontrolle zu halten. Sie nickte heftig, und dann schien es aus ihr herauszuplatzen. Worte, die ich nicht hören konnte, schienen übereinanderzupurzeln, ihre Hände flatterten herum und unterstrichen, was sie sagte. Das brauchte ich nicht zu hören, um zu verstehen, dass sie vor Glück fast umgeschmissen wurde. Sie glühte regelrecht.
    »Ich glaub, es ist besser, wenn sie direkt mit dir redet«, murmelte Callum. Ich sah, wie er Platz machte und Olivia so dirigierte, dass sie sich neben mich setzen konnte. Mit dem unvertrauten Prickeln in meinem

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