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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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grüner Lebensmittelfarbe im Schwimmbad am
St. Patrick’s Day
, Schulschwänzen und – gerade erst passiert – Verbrennen von Toast im Aufenthaltsraum, weshalb die Feuerwehr schon wieder anrücken musste. So eine E-Mail zu schicken war etwas, das keine Freundin machen würde, und ich spürte, wie mich ein großes Grausen überkam, als mir immer klarer wurde, was Abbi so aufgebracht hatte. Die Mail war von meinem Mail-Account abgeschickt worden, an Miss Harvey adressiert, und wer immer das gemacht hatte, hatte sie auch Abbi, um das Maß vollzumachen, in Kopie geschickt. Das war richtig ekelhaft. »Abbi? Was soll ich da sagen? Ich war das wirklich nicht. Du musst einfach wissen, dass ich so was nie tun würde. Irgendjemand muss sich in meinen E-Mail-Account eingehackt haben.«
    »Wirklich?«, höhnte sie. »Dann erklär mir doch mal die Sache mit dem Schwimmbad! Du bist der einzige Mensch, dem ich jemals davon erzählt hab – der allereinzigste. Erklär mir das mal! Und glaub nicht, dass du mich irgendwie bequatschen kannst. Miss Harvey wird mich morgen total fertigmachen. Sie wartet doch schon seit Wochen darauf, wegen dem Toast über jemanden herfallen zu können, und du hast mich ihr auf einem silbernen Tablett serviert. Aber bevor sie mich in die Finger kriegt, erzähle ich absolut jedem, was für eine Art von Freundin du wirklich bist!«
    Während sie sprach, rasten meine Gedanken, und dann bemerkte ich etwas: Ich hatte die E-Mail-Adresse oben angesehen und schaute dann etwas genauer hin. Die Adresse war falsch, mit einem »n« statt einem »m« in der Mitte. Abbi war das offenbar nicht aufgefallen. Schnell öffnete ich den Ordner mit den Eingängen, und da war ziemlich weit unten eine Nachricht, dass die E-Mail nicht hatte zugestellt werden können.
    »Abbi!«, überschrie ich sie. »Die Mail ist nicht bei Miss Harvey gelandet – sie ist abgewiesen worden. Sie wird nichts davon wissen.«
    Ich konnte hören, wie sich Abbi durch ihren Eingangsordner klickte, und dann gab es einen hörbaren Seufzer der Erleichterung. Auch sie hatte den Fehler in der Anschrift gesehen. Ihre Geheimnisse waren noch sicher. Doch dem Seufzer folgte ein ziemlich langes Schweigen.
    »Abbi, bist du noch da?«
    Nichts.
    »Abbi, red doch mit mir!«
    »Wenn das deine Vorstellung von einem Spaß ist«, fauchte sie, »dann hast du einen ganz schön kranken Sinn für Humor. Kannst du dir vorstellen, was ich durchgemacht hab, seit ich diese E-Mail gelesen hab? Ich hab dich nie für gemein gehalten, aber jetzt weiß ich es besser. Versuch gar nicht erst, mit mir zu reden, morgen nicht und auch sonst nie wieder.« Dann war die Leitung tot.
    Ich setzte mich zurück und starrte das Gerät an. Angst ballte sich mir im Magen zusammen. Was ging hier vor?

2. Besucher
    Am nächsten Morgen ignorierte mich Abbi in der Schule, doch sie schien den anderen nichts von der E-Mail erzählt zu haben. Ich versuchte ein paarmal sie anzusprechen, doch sie wandte mir immer wieder den Rücken zu, und irgendwann gab ich es auf. Zur Mittagszeit fand ich an einer ruhigen Stelle unserer Ecke einen Platz und hielt den Kopf gesenkt. Immer wieder musste ich an diese E-Mail denken, und jedes Mal zuckte es in meinem Magen. Ich wollte mir den Ärger gar nicht vorstellen, den Abbi jetzt hätte, wenn die Mail tatsächlich angekommen wäre.
    Nach ihrem Anruf hatte ich ewig lange in meinem E-Mail-Account nach irgendeinem Hinweis herumgesucht, doch die einzige ungewöhnliche Sache war der zerstörte Aufgabenordner. Er war völlig leer, und ich war nicht in der Lage, einzelne Aufgaben wiederherzustellen. Jemand musste ihn vollkommen geleert haben, als er sich eingehackt hatte. Ich veränderte das Passwort in irgendeinen obskuren Begriff und hoffte, dass das reichte. Was hätte ich darum gegeben die ganze Sache mit Callum besprechen zu können!
    Normalerweise erschien er nicht mehr unangemeldet in der Schule. Die Menge von dem, was er einsammeln musste, hielt ihn ziemlich in Atem, und ich war froh, wenn er möglichst viel davon tagsüber schaffte, um dann den späten Nachmittag und Abend freizuhaben. Doch ich vermisste seine Nähe, die Aufregung, wann er wohl auftauchte, das willkommene Prickeln im Arm, bevor er etwas sagte. Ich ließ meine Gedanken zu dem Wochenende schweifen, an dem ich bestimmt eine Ausrede finden konnte, um ihn einmal wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Bisher hatten wir uns erst zweimal auf diese Art treffen können, und das zu ermöglichen war

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