Nur ein Blick von dir
ganzen Abend mit den Mädels tratschen und die Jungs beobachten, wie sie erst ihr Glück versuchen und dann austesten, wer am meisten trinken kann, ohne dass ihm schlecht wird. Ich wäre gerne bei dir. In den letzten Tagen hatten wir so wenig Zeit. Da gibt es jede Menge Dinge, über die ich gerne mit dir reden möchte.« Ich hatte immer noch nicht den richtigen Moment gefunden, um ihm von dem Zettel und Ashleys grundlosem Angriff zu erzählen.
Ein seltsamer Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Du siehst heute Abend atemberaubend toll aus.« Mit seiner freien Hand, der, die nicht mit meinem Amulett verbunden war, wollte er mir über die Haare streicheln, zögerte dann aber. »Ich traue mich fast nicht, dich anzufassen. Ich hab Angst, irgendwas durcheinanderzubringen.«
»Mach dir da mal keine Gedanken«, protestierte ich. »Das ist nicht für irgendjemanden gedacht.«
»Ich wünschte, es wäre für mich.« Er sprach so leise, dass ich ihn kaum verstand.
Ich konnte fast schon spüren, wie sich mir das Herz umdrehte. »Es ist für dich. Immer. Und das weißt du auch.«
Diesmal war das Lächeln kläglich. »Du weißt, wie sehr ich mir wünsche, dass das möglich wäre. Aber du hast ein Leben, und ich möchte dir nicht im Weg stehen.«
»Du bist nie im Weg!« Ich langte nach oben und versuchte, sein Gesicht zu streicheln, dabei spürte ich wie üblich gerade nur den allergeringsten Widerstand in der Luft. Er wirkte deprimiert. »War heute das Sammeln nicht so gut?«
»Doch, das war in Ordnung, wirklich. Ich … Ich bin nur …« Er zögerte und blickte weg.
»Callum, was ist? Sag es mir schnell, ehe Grace wiederkommt, oder ich mache mir den ganzen Abend Sorgen.«
»Du siehst so anders aus, so … elegant. Und umwerfend natürlich. Du siehst nur nicht so aus wie meine Alex. Und so soll es auch sein. Du machst dich fertig, um mit deinen Freunden Party zu machen. Und das verdienst du auch.« Endlich schaute er mir wieder in die Augen, und ich sah den Kummer darin.
»Untersteh dich, das zu denken!«, fauchte ich ihn an, so laut ich konnte. »Mir ist es wirklich egal, was die anderen denken. Und all das hier ist nur aus Blödsinn.« Ich deutete auf meine Klamotten und meine raffinierte Frisur. »Es geht um dich, Callum. Nur um dich.« Meine Stimme war wieder weicher geworden. »Ich würde keinen von denen gegen dich eintauschen. Ich liebe dich.«
Er schien sich ein bisschen zu entspannen. »Ich weiß, dass es so ist, ehrlich. Ich glaube, ich bin nur ein bisschen … ja, eifersüchtig, denke ich mal.«
»Warum kommst du dann nicht einfach mit? Du könntest ein paar von meinen Freunden kennenlernen – oder zumindest sehen, auch wenn sie dich nicht sehen können. Dann kannst du absolut sicher sein, dass du da keinerlei Konkurrenz hast, egal welcher Art.«
Sein Lächeln war kaum mehr als eine Andeutung. »Danke für das Angebot. Aber ich bin sicher, das wäre keine so gute Idee. Ich hab bisher nie was dagegen gehabt, nur ein Beobachter zu sein, wenn ich bei Konzerten oder den Leuten bei Partys zugesehen hab. Doch wenn du welche von den wirklichen Teilnehmern kennst, ist es viel schwerer. Und jetzt kenne ich dich und deine Freunde. Das macht mir nur noch deutlicher, was mir fehlt, und dann wird es ein bisschen … schwierig.«
Jetzt war es an mir, deprimiert auszusehen. »Es tut mir so leid. Ich wünschte, die Dinge wären anders.« Ich hörte, wie das Schloss in der Badezimmertür gedreht wurde. »Schnell, Grace kommt zurück. Kann ich dich morgen in
St. Paul’s
treffen? Bestimmt fällt mir ein Vorwand ein, um am Samstag auszugehen.«
»Das wäre wunderbar. Ich sehe dich dann morgen früh. Schlaf gut.« Wieder hob er die Hand, um mein Haar zu berühren, ließ sie dann aber fallen. Das klägliche Lächeln war zurück.
»Ich liebe dich, Callum.«
Das Lächeln erreichte endlich auch seine Augen. »Ich liebe dich auch. Bis dann.« Sein Gesicht verschwand, als meine Zimmertür aufging und Grace hereinkam.
»Hm. Du hast nichts zerstört. Gut gemacht. Ich hatte schon gedacht, sobald ich dir den Rücken kehre, würdest du sofort alles umändern.«
Ich wandte mich schnell ab, damit sie meine Tränen nicht sah. Sosehr ich Callum auch liebte, aber dieses Leben war doch ungeheuer schwierig, und ich sah keine Möglichkeit, wie es einfacher werden konnte. Ich holte tief Luft, um mich wieder zu fangen. Es gab keinen Grund, rührselig zu werden, besonders nicht jetzt.
»Okay, gehen wir, bevor ich meine Mascara oder sonst
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