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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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wusste, war er wegen der Angelegenheit in den Gärten von Kew immer noch unerträglich eingebildet. Er ließ Andeutungen fallen und alle Welt wissen, dass er die Situation gerettet hatte. Und obwohl er es bestimmt besser wusste, widersprach er nicht den Gerüchten, dass ich einen Selbstmordversuch unternommen hätte. Er hatte sogar versucht, den Eindruck zu vermitteln, ich wäre wegen ihm und der Tatsache, dass wir nicht mehr zusammen ausgingen, so fertig gewesen. Ich war mir nicht so sicher, ob ich der Versuchung widerstehen konnte, ihm ordentlich die Meinung zu geigen.
    »Ach, komm schon, du kannst ihm diesen ganzen Mist doch nicht durchgehen lassen. Und welche bessere Möglichkeit könnte es geben, ihm einen Stich zu versetzen, als aufzutauchen, umwerfend auszusehen und völlig unerreichbar zu sein?«
    Ich dachte über diesen Aspekt nach und fand, dass da was dran war. »In Ordnung. Jetzt bist du an der Reihe. Wie lauten die Kleidungsanweisungen?«
    Plötzlich war Grace ganz aufgeregt und richtete sich auf. »Kann ich wirklich alles auswählen? Wunderbar! Also, lass mich mal nachdenken …«
    Mir sank etwas der Mut, als ich merkte, dass sie es wirklich darauf abgesehen hatte, doch ich musste ihr den Spaß lassen. Immerhin war ich für ihren Beinahe-Tod vor kurzem verantwortlich. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, gefror mir das Blut in den Adern, und dann fand ich es noch gemeiner von mir, sie getäuscht zu haben. Ich hasste es, vor ihr Geheimnisse zu haben, sah aber auch keinen sinnvollen Ausweg. Sie würde mir niemals glauben, wenn ich ihr die Wahrheit darüber erzählen würde, wie Callums Schwester versucht hatte, uns beide zu töten, und sich dann selbst umgebracht hatte. Das war die einzig gute Sache daran: Catherine war aus Callums und meinem Leben verschwunden, und niemand würde sie je vermissen.
     
    Zum Schluss entschied Grace, mit zu mir nach Hause zu kommen, um sicherzugehen, dass ich auch alles richtig machte. Mum hatte jemanden bestellt, der das Fenster reparierte, so dass ich wieder Tageslicht hatte, und das Zimmer war nun nach der ganzen Staubsaugerei wegen der vielen Glassplitter unnatürlich sauber. Meine alten Haarglätter waren wieder ausgegraben worden, und Grace stürzte sich mit Begeisterung darauf. Fast eine Stunde brachte sie mit dem Versuch zu, die kleinen Wellen in meinem fast schon glatten Haar zu beseitigen, bevor sie darauf bestand, mein Make-up zu überwachen. Als ich dann schließlich dazu kam, in den Spiegel zu schauen, hätte ich mich selbst fast nicht erkannt. Mein langes blondes Haargewirr hatte sie so gezähmt, dass es in geschmeidigen Strähnen herabfiel, und das Outfit, das sie aus dem Bodensatz meines Kleiderschranks zusammengestellt hatte, ließ mich groß und elegant wirken.
    Grace war etwas zurückgetreten, um ihr Werk zu begutachten, und grinste leicht, als ich mich anstaunte. »Rob wird heute Abend so richtig sauer auf sich selbst sein. Du siehst einfach toll aus.«
    Ich nickte stumm, und die Fremde im Spiegel äffte meine Bewegungen nach.
    »Und jetzt«, meinte Grace plötzlich ganz geschäftsmäßig, »müssen wir in rund zehn Minuten los, und ich bin noch nicht ganz so weit. Wenn ich mal für zwei Minuten in euer Bad kann, dann frische ich schnell mein Make-up auf. Fummel nicht rum!«
    Als sie das sagte, fiel meine Hand, die zu meinem Haar hochgezuckt war, wieder herab. »In Ordnung. Versprochen«, meinte ich kleinlaut.
    »Gut. Ich bin gleich wieder da. Bleib einfach still sitzen.« Die Tür fiel hinter ihr zu, und ich hörte sie mit dem zickigen Türschloss unseres Badezimmers kämpfen.
    Ich schaute wieder in den Spiegel. Ich nahm an, dass Callum zugesehen hatte, und wartete nun auf das Prickeln in meinem Arm. Innerhalb von Sekunden war er bei mir, und seine widerspenstigen dunkelblonden Haare wirkten neben meinem sorgfältig frisierten Schopf noch reizvoller als sonst. »Tut mir leid«, flüsterte ich. »Ich kann nicht lange. Sie ist jeden Augenblick wieder da.«
    »Ich weiß, aber ich wollte dir nur schnell gute Nacht sagen, ehe du zu der Party gehst. Ich bin nicht sicher, ob ich hier sein kann, wenn du zurückkommst.«
    Ich zog einen Schmollmund. »Ich würde viel lieber den Abend hier mit dir verbringen. Das weißt du doch, oder?«
    Er lächelte mich auf seine umwerfende Art an. »Ich weiß, aber du kannst ja nicht ewig daheimbleiben. Manchmal musst du auch was mit deinen Freunden unternehmen.«
    »Ich freue mich nur nicht besonders drauf. Ich möchte nicht den

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