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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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muss weg«, verabschiedete sie sich. »Ich denke an dich.«
    Und obwohl es schon keine Verbindung mehr gab, erwiderte Silke weich: »Ich denke auch an dich. Bitte komm bald. Ich vermisse dich so.«
    »Na, wo bleibt sie denn jetzt, deine tolle Marina?«, fragte Yvonne etwas schnippisch, als Silke und sie abends bereits bei der zweiten Flasche Wein saßen. »Anscheinend hat sie wirklich Angst vor mir.«
    Silke seufzte. »Sie war nicht begeistert zu kommen«, gab sie zu. »Jedenfalls hatte ich den Eindruck. Aber sie hat es versprochen. Spätestens zum Frühstück.«
    »In der Hoffnung, dass ich dann wieder weg bin«, vermutete Yvonne.
    »Sie verspricht nur etwas, wenn sie es auch halten kann. Man kann sich hundertprozentig auf sie verlassen«, verteidigte Silke Marina vehement. »Wenn sie nicht vorgehabt hätte zu kommen, hätte sie das gesagt.«
    »Du glaubst ihr wirklich alles, oder?«, entgegnete Yvonne zweifelnd.
    »Ich bin froh, wenn du sie endlich näher kennenlernst«, seufzte Silke. »Dann wirst du sehen, dass ich recht habe.«

20.
    S ilke saß am Schreibtisch und hörte scheinbar der Kundin zu, die vor ihr saß und sie mit Beschwerden überschüttete. Sie versuchte Kunden gegenüber immer freundlich zu sein, aber heute war ihr aufgesetztes Lächeln nur eine Fassade, die nichts bedeutete.
    Marina war nicht gekommen. Sie war einfach nicht gekommen. Sie hatte nicht angerufen, sich nicht gemeldet, nicht erklärt, warum sie nicht kommen konnte. Sie hatte ihr Versprechen gebrochen.
    Silke konnte es noch nicht richtig glauben. Ja, Marina hatte immer sehr viel Wert darauf gelegt zu betonen, dass sie ihre Versprechen nie brach, aber viele Leute sagten solche Dinge, um in einem besseren Licht zu erscheinen, meinten es aber nicht so. Sie wollten vielleicht zuverlässig sein, oder wollten den Eindruck erwecken, aber sie waren es nicht. So etwas kam vor, das war nichts Besonderes.
    Aber nicht Marina! Silke wehrte sich innerlich dagegen, das zu glauben. Es war ja nicht nur, dass Marina gesagt hatte, sie wäre zuverlässig, sie war immer dagewesen, wenn Silke sie brauchte. Sie hatte das, was sie behauptete, durch ihr Verhalten bestätigt. Silke hatte sich mit ihr so sicher gefühlt wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Sie spürte, wie ihr Inneres zwischen Wut und Sorge schwankte. Sie hätte heulen können. Sie musste sich beherrschen hier bei der Arbeit, aber es fiel ihr schwer.
    Sie wird sich melden. Heute wird sie sich bestimmt melden, dachte sie. Es gibt eine Erklärung, und dann werden wir zusammen darüber lachen. Vielleicht ist sie mit ihrem alten, rostigen Wohnmobil irgendwo liegengeblieben, keine Handyverbindung – irgend so etwas.
    »Und was wollen Sie jetzt unternehmen?«, fauchte die Kundin sie an, die nun langsam am Ende ihrer langen Litanei angekommen war.
    Auch wenn Silke nicht richtig zugehört hatte, wusste sie, was zu tun war. »Wir werden den Fall prüfen«, erwiderte sie automatisch. »Sie erhalten spätestens in achtundvierzig Stunden Bescheid von uns.«
    »Na, das will ich auch hoffen! Das ist ja wohl die Höhe!«
    Silke lächelte, aber jeder, der sie kannte, hätte gesehen, dass das Lächeln nicht über ihre Lippen hinausdrang. »Wir sind immer bemüht, unseren Kunden den bestmöglichen Service zu bieten«, spulte sie die üblichen Beruhigungsformeln ab. »Wir halten unsere Versprechen.«
    Kaum hatte sie das gesagt, fühlte sie heiße Wellen direkt unter ihren Augen. Gleich würden sie das Ufer überschwemmen. »Entschuldigen Sie mich, bitte!« Sie sprang auf und rannte auf die Toilette.
    Schon bevor sie dort angekommen war, brach das Schluchzen aus ihr heraus. Sie stürmte in eine Kabine und schloss ab. Keuchend lehnte sie sich gegen die Wand. Versprechen. Versprechen halten. Wir halten unsere Versprechen, sirrte es in ihrem Kopf. Ich halte meine Versprechen immer, hörte sie Marinas Stimme.
    »Warum?«, flüsterte sie. »Warum?« Sie schluchzte auf.
    »Süße? Bist du hier?« Yvonne hatte wohl mitbekommen, wie sie weggelaufen war.
    Silke wischte sich über die Augen. »Ja«, antwortete sie und versuchte ihre Stimme klar und unbeeindruckt klingen zu lassen.
    »Kommst du raus?«
    »Ich . . . ich kann nicht.« Silke schluckte. Es war sinnlos. Ihrer Stimme war deutlich anzuhören, was sie fühlte.
    »Du bist nicht da drin, weil du irgendwas zu erledigen hast, du willst dich nur verstecken«, sagte Yvonne. Sie wartete kurz. »Sie ist nicht mehr gekommen?«, fragte sie dann sanft.
    Erneut schluchzte Silke

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