Nur ein Blick von dir
mich hören, wenn ich dir sagen würde, du sollst ihn nicht mehr sehen?«
Yvonne atmete tief durch. »Da hast du auch wieder recht.« Sie lächelte Silke an. »Ich wünsche dir alles Glück der Welt, das weißt du. Und ich hoffe, trotz all meiner Unkenrufe, dass Marina die richtige Frau für dich ist, dass du mit ihr glücklich wirst. Nicht nur jetzt, sondern für immer.«
»Danke.« Silke wischte sich gerührt eine Träne aus dem Augenwinkel. »Und ich bin überzeugt, sie ist die Richtige.«
19.
» H eute Abend wird es später«, sagte Marina am Telefon. »Tut mir leid, mein Engel. Aber ich komme auf jeden Fall. Oder soll ich dich lieber nicht wecken? Dann gehe ich zu mir nach Hause.«
Es war jetzt zwei Wochen her, dass Silke mit Yvonne über Marina gesprochen hatte. Und heute Abend sollte der Abend sein, an dem sie sich näher kennenlernten. »Hast du Angst vor Yvonne?«, fragte Silke schmunzelnd. »Willst du dich drücken?«
»War das heute?« Es hörte sich an, als würde Marina die Stirn runzeln, es raschelte.
Ihre Haut ist doch nicht aus Papier, dachte Silke irritiert. »Ja«, sagte sie. »Heute. Erzähl mir nicht, dass du das vergessen hast. Ich erinnere dich seit Tagen daran.«
»Das muss mir wohl entgangen sein.« Diesmal hörte Silke eindeutig, wie Marina grinste.
»Du hörst mir nie zu«, beklagte sie sich.
»Doch, immer, mein Engel«, widersprach Marina. »Aber ich habe im Moment so viel im Kopf . . . Ist es sehr schlimm?«
»Yvonne hat schon öfter bei mir übernachtet«, sagte Silke. »Ich werde sie bitten zu bleiben. Und egal, wann du dann kommst, werdet ihr euch sehen.«
»Du bist wirklich brutal«, entgegnete Marina mit einem Lächeln in der Stimme.
»Sie erzählt mir jeden Tag, dass deine Gewichte wie ein Damoklesschwert über mir hängen«, erklärte Silke. »Was meinst du, wie brutal das ist? Ich will endlich, dass Ruhe ist. Sie macht sich Sorgen um mich, und das nur, weil sie dich nicht kennt.«
»Sie kennt mich vom Walken damals«, bemerkte Marina. »Ich hätte gedacht, das reicht. Schließlich haben wir uns da gut verstanden. Aber wenn sie jetzt trotzdem so misstrauisch ist, mag sie mich vielleicht einfach nicht. Nur weil du mich magst, heißt das noch lange nicht, dass sie mich auch mögen muss.«
»Ich mag dich nicht, ich liebe dich«, sagte Silke. »Das verlange ich nicht von ihr. Aber sie soll nicht mehr länger denken, dass du bist wie Gaby.«
»Du liebst mich?« Marina schien erschüttert.
»Ja. Wusstest du das nicht?«, fragte Silke erstaunt.
»Du hast es mir noch nie gesagt.«
»Stimmt«, gab Silke zu. »Aber ich dachte, das wäre klar.« In diesem Moment fiel ihr auf, dass Marina es ihr auch noch nie gesagt hatte. Noch nicht einmal jetzt.
»So klar war mir das nicht«, sagte Marina.
Silke wartete, dass sie fortfahren würde, aber Marina blieb stumm. »Versuch heute Abend zu kommen, solange wir noch wach sind«, sagte sie deshalb, ohne weiter auf das Thema einzugehen. »Versprichst du mir das?«
Marina atmete tief durch. »Das kann ich nicht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Und du weißt, ich breche meine Versprechen nicht.« Sie machte eine Pause. »Aber ich verspreche dir, dass ich auf jeden Fall komme – und wenn es zum Frühstück ist.« Sie lachte.
»Oh bitte, nicht so spät«, bat Silke enttäuscht.
»Wir werden sehen.« Marina ließ sich nicht festlegen. »Ich kann es wirklich noch nicht sagen. Macht euch einen schönen Frauenabend ohne mich. Das ist bestimmt sowieso viel interessanter.«
»Wieso?«, fragte Silke. »Bist du keine Frau?«
»Doch.« Marina lachte. »Aber nicht so eine wie du und Yvonne. Ihr habt garantiert eine Menge Themen, für die ich nicht unbedingt dabei sein muss.«
»Ich wusste nicht, dass du so frauenfeindlich bist«, zog Silke sie auf.
Marina lachte nun sehr amüsiert. »Das kann man mir bestimmt nicht nachsagen, dafür könnte ich beeidete Aussagen einbringen. Aber ich rieche dein Parfum lieber an dir, als dass ich mich darüber unterhalte.« Nach einer kleinen Pause fuhr sie leise fort: »Hmm, ich habe deinen Duft noch immer in der Nase. Glaub mir, ich würde sofort kommen, wenn ich könnte.«
»Dann mach so schnell wie möglich«, antwortete Silke ebenso leise. »Ich warte auf dich.«
»Oh Gott«, flüsterte Marina. »Ich würde dich so gern berühren.« Gleich darauf hob sich ihre Stimme. »Ja, ist gut, ich komme«, sagte sie laut, wahrscheinlich zu einem Kollegen, der sie gerufen hatte. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher