Nur ein einziger Kuss, Mylord?
dir deinen Anteil am Erlös zukommen lassen. Außerdem weiß ich immer noch nicht, wieso du diese Stellung angenommen hast.“
„Warum hätte ich es nicht tun sollen?“
„Weil er dich benutzt, um mich von Miss Trentham fernzuhalten, siehst du das nicht? Lass meine Schwester in Ruhe, dann ist deine vor mir sicher – das liegt doch auf der Hand!“
Christiana dankte ihrem Schutzengel, dass Harry nicht erkannt hatte, wie raffiniert Lord Braybrooks Plan in Wirklichkeit war.
„Gib es zu, du sollst mich und Ali… Miss Trentham bespitzeln!“, schnauzte Harry sie an.
Christiana biss sich auf die Lippe. Sie hatte gewusst, dass er nicht außer sich vor Freude sein würde, sie zu sehen. Aber diese Erbitterung …
„Nicht mehr als jede andere Gouvernante oder Anstandsdame“, erwiderte sie beherrscht und kämpfte das Gefühl des Verletztseins nieder. „Und was sollte es zu bespitzeln geben? Du betonst immer, wie wichtig es dir ist, als Gentleman zu gelten. Also kann ich doch erwarten, dass du dich wie einer verhältst, oder nicht?“
„Zum Teufel, Christy! Das habe ich nicht gemeint!“ Er wechselte das Thema. „Woher willst du wissen, dass Braybrook dir gegenüber ehrlich ist?“
„Er hat mir keinen Anlass gegeben, das Gegenteil anzunehmen“, sagte sie ruhig. „Mein Schlafzimmer liegt neben den Räumen Ihrer Ladyschaft. Ich verbringe meine Zeit entweder mit ihr oder mit den jüngeren Kindern oder mit Miss Trentham. Über meine Funktion als Angestellte hinaus zeigt er keinerlei Interesse an mir. Und er erscheint mir nicht als der Typ, der mir Schaden zufügen würde, weil er mit dir nicht einverstanden ist.“
Harry ließ ein geringschätziges Lachen hören. „Und was glaubst du, wie vielen Gouvernanten Braybrook in seinem Leben schon Reitstunden gewährt hat? Deine neue Reitkleidung gar nicht zu erwähnen. Ich weiß genau, dass du dir dieses Kleid nicht geleistet hättest.“
Christiana spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „Da ihre Zofe wenig damit anfangen konnte, gab Lady Braybrook mir das Kleid, damit ich ihre Töchter bei ihren Ausritten begleiten kann. Aus dem gleichen Grund erteilte Seine Lordschaft mir Reitunterricht, denn anscheinend hat Miss Trentham neuerdings die Angewohnheit, den Pferdeknechten ein Schnippchen zu schlagen und …“ Sie hielt abwartend inne.
Ihr Bruder sagte nichts darauf, doch sein unsteter Blick und der trotzige Zug um seinen Mund waren Antwort genug. Natürlich wusste Alicia, wann Mr. Daventry seinen freien Tag hatte. Es war ein Leichtes für sie, ihn dann zu treffen, gleichgültig ob sie ausritt oder Spaziergänge machte. Zumal ihre Mutter an den Rollstuhl gefesselt war. Christiana spürte, wie Wut in ihr hochstieg. Aber es war müßig, das Thema weiter zu erörtern. Alicia würde es in Zukunft nicht mehr so leicht haben, einfach davonzureiten.
„Lass die Zügel hängen! Na, also, du kannst es doch. Gut gemacht!“
Als Lord Braybrooks Stimme in ihr Bewusstsein drang, drehte Christiana den Kopf in Richtung des umgefallenen Baumstamms und sah, wie Davy sein Pony wendete, um erneut auf das Hindernis zuzureiten, ein triumphierendes Strahlen auf dem Gesicht. Sie wusste genau, wie der Junge sich fühlte. Ihr Blick streifte Lord Braybrook. Er wirkte nicht minder stolz als sein kleiner Bruder. Ein Schauer des Entzückens rieselte durch sie hindurch. Wie albern, schalt sie sich.
„Christy, hörst du mir überhaupt zu?“
Sie wandte sich zu Harry um. „Entschuldige. Was sagtest du?“
„Dass es das Beste ist, wenn du kündigst und nach Bristol zurückgehst.“
Sie starrte ihn an. „Unter welchem Vorwand?“
„Irgendeinem“, erwiderte er mürrisch. „Behaupte, du hättest ein besseres Angebot. Oder dass dir das Landleben nicht zusagt.“
„Im Gegenteil“, widersprach sie. „Das Landleben gefällt mir sogar sehr gut.“ Es stimmte. Ihr war nie bewusst gewesen, wie eingeengt sie sich in der Stadt gefühlt hatte.
„Dann also ein besseres Angebot.“
Bei dem Jahresgehalt, das er ihr zahlte, würde Seine Lordschaft sofort wissen, dass sie log. „Ich werde großzügig entlohnt, und Lord Braybrook ist kein Dummkopf. Außerdem, wo sollte ich hingehen?“
Selbst als Alicia und ihre Mitreiter zehn Minuten später wieder zu ihnen stießen, ließ Harry nur widerwillig davon ab, Christiana zu einer raschen Kündigung zu überreden. Davy im Schlepptau, kam einen Moment später auch Lord Braybrook angetrabt. „Wir sollten aufbrechen“, verkündete er,
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