Nur ein einziger Kuss, Mylord?
einem Unwetter sieht Amberley einfach romantischer aus.“
Emma verdrehte die Augen. „Dürfen wir Ihre Zeichnung sehen, Miss Daventry?“
„Sicher.“ Christiana reichte ihr den Skizzenblock.
„Aber das ist ja gar nicht Amberley.“ Emma runzelte die Stirn. „Sie sagten doch, ‚unser Zuhause‘.“
„Amberley ist eures“, erwiderte Christiana, „dies ist meins. Besser gesagt, das war mein Zuhause. Jetzt wird es verkauft.“
„Oh“, äußerte Emma. „Lissy, sieh doch mal, die Zeichnung ist wirklich gut.“ Sie reichte ihrer Schwester den Skizzenblock, und Christiana hielt den Atem an. Sie hatte das Haus an den Christmas Steps wiedergegeben so akkurat sie konnte, seine Größe, seine Lage zwischen der Apotheke und dem Fischgeschäft, die gewöhnliche Umgebung der Straße. Ein durch und durch unromantisches Bild.
Alicia wirkte über die Maßen ernüchtert. „ Dort haben Sie gelebt?“, fragte sie, als könne sie es sich nicht vorstellen. „Aber ich dachte … Mr. Daventry sprach doch von einem Stadthaus.“
„Es liegt in der Stadt“, bestätigte Christiana heiter. „Im Zentrum von Bristol, in der Nähe des Kais. Nun ja … die Umgebung ist ein bisschen laut. Reiche Leute bevorzugen natürlich Clifton, dort habe ich auch schon einmal gewohnt, als ich eine Stellung als Gesellschafterin innehatte. Danach kehrte ich in unser Haus zurück, weil meine Mutter pflegebedürftig war.“ Überflüssig, die weniger angenehmen Aspekte eines Lebens zu erwähnen, das einen zwang, seinen Unterhalt selbst zu verdienen. Etwa dass man Freiwild war für den Sohn der Dienstherrin. Wenigstens damit musste sie sich in Amberley nicht herumschlagen.
Emma studierte das Bild. „Ist das eine Apotheke da neben Ihrem Haus, Miss Daventry?“, wollte sie wissen.
„Eine Apotheke?“ Alicia klang fassungslos.
Christiana nickte. „Ja. Sehr nützlich, als meine Mutter krank wurde. Der Laden auf der anderen Seite ist ein Fischgeschäft. Von da roch es manchmal ein bisschen durchdringend, aber alles in allem lag unser Haus sehr praktisch. Nah genug bei den Geschäften, und es war nicht so groß, dass man mehr als eine Zugehfrau gebraucht hätte. Wollen wir aufbrechen?“
Alicia war ungewöhnlich still geworden und knabberte an ihrer Unterlippe, als sie ihre Zeichenutensilien zusammenpackte. Sie schien tief in Gedanken versunken.
„Beschäftigt dich irgendetwas, Alicia?“, fragte Christiana sanft.
Das Mädchen errötete. „Oh, nein. Nein. Das ist eins von Mamas abgelegten Kleidern, das Sie da tragen, Miss Daventry, oder?“
„Ja“, erwiderte Christiana. „Dank der Güte Ihrer Ladyschaft brauche ich mir die nächsten Jahre keine neuen Kleider zu nähen. Eine beachtliche Ersparnis.“
Alicias Augen weiteten sich. „Erspar…?“ Sie unterbrach sich und sah an Christiana vorbei. „Ich … ich glaube, da hinten kommt Mr. Daventry.“
Christiana drehte sich um. In der Tat. Harry eilte mit weit ausgreifenden Schritten vom Haus aus auf sie zu.
Alicias Wangen nahmen einen reizenden Rosaton an. Sie warf Christiana einen raschen Blick zu. „Er ist es wirklich! Wie schön … für Sie, meine ich, Miss Daventry.“
Harry trat zu ihnen und verbeugte sich. „Guten Tag, meine Damen. Lady Braybrook informierte mich, dass ich Sie hier draußen finde. Mit Zeichnen beschäftigt, nicht wahr?“ Er schenkte Alicia ein besonders strahlendes Lächeln.
Lissy erwiderte es, aber Christiana glaubte zu bemerken, dass das Mädchen etwas reservierter wirkte als sonst.
„Wir haben Skizzen von Amberley angefertigt“, erklärte Emma. „Miss Daventry sagte, wir sollten unser Zuhause zeichnen, und deshalb ist auf ihrem Bild natürlich Ihr Zuhause in Bristol zu sehen. Alles wirkt ganz wirklichkeitsgetreu, auch die Apotheke nebenan.“
Die Auskunft schien Harry nicht im Mindesten zu gefallen. „Tatsächlich?“ Er sah Christiana an. „Wir haben Lady Braybrooks Erlaubnis, ein wenig spazieren zu gehen. Sie bittet Miss Trentham und Emma, zum Haus zurückzukehren.“
„Natürlich.“ Lächelnd wandte Christiana sich an Emma. „Könntest du meinen Block und die Stifte mitnehmen?“
Als die Mädchen sich ein Stück entfernt hatten, drehte sie sich zu Harry um.
„Warum hast du das getan?“, fragte er wütend.
Sie hob die Brauen. „Meinst du nicht, Miss Trentham sollte eine Ahnung davon bekommen, was auf sie wartet, wenn sie dich heiratet? Zumal, nachdem du sie hast glauben lassen, du besäßest ein elegantes Stadthaus?“
Er musterte
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