Nur ein einziger Kuss, Mylord?
nachdem er sein Pferd zum Stehen gebracht hatte, und deutete mit dem Kinn auf seine Geschwister. „Ihr vier könnt vorausreiten, wenn ihr wollt.“
Die jungen Leute winkten zum Abschied und ließen ihre Pferde antraben.
Braybrook drehte sich zu Harry und Postleton um. „Dann einen schönen Tag noch, Daventry.“ Er nickte Postleton zu. „Für Sie ebenfalls, Sir.“
Mit einer übertriebenen Verbeugung im Sattel wandte Postleton sich an Christiana. „ Au revoir , Madam“, äußerte er in haarsträubender Aussprache und grinste selbstgefällig. „Das ist Französisch, müssen Sie wissen. Ich bin mir nämlich sicher, dass wir uns wiedersehen.“
Mit einiger Mühe gelang es Christiana, ihr Temperament zu zügeln. „Ich bin Gouvernante, Mr. Postleton“, erklärte sie in einem Ton ausgesucht milder Herablassung. „Und ich versichere Ihnen, ich kann es erkennen, wenn jemand Französisch spricht.“
Julian verbiss sich ein Lachen. Es war höchste Zeit, aufzubrechen.
„Wir müssen los, Miss Daventry“, erklärte er so weltläufig, wie es ihm angesichts des drohenden Heiterkeitsausbruchs möglich war, „damit wir die anderen einholen.“
Im Trab überquerten sie die sonnenbeschienene Wiese. „Ich würde Ihnen raten, sich vor dem Sohn des Squire in Acht zu nehmen“, begann er vorsichtig, als sie außer Hörweite waren. „Frauen gegenüber verhält Postleton sich nicht immer so, wie es sich geziemt.“ Frauen, die er als unter sich stehend betrachtet, würde es eher treffen, dachte Julian. Aber das blieb besser unausgesprochen.
Der schnaubende Laut, den Miss Daventry von sich gab, ließ ihn vermuten, dass sie ihn dennoch genau verstanden hatte.
Julian spürte, wie es um seine Mundwinkel zuckte. „Sind Gentlemen wie er ein weiterer Grund, weswegen Sie zögerten, die Position einer Gesellschafterin anzunehmen?“
Sie brachte Merlin abrupt zum Stehen. Verdutzt drehte er sich zu ihr um und sah, dass sie ihn anstarrte. Ihr Gesicht hatte einen scharlachroten Ton angenommen.
„Ist es das, was Sie glauben, Mylord?“, fragte sie verächtlich. „Dann gestatten Sie mir, Ihnen zu versichern, dass ich Mr. Postleton, gleichgültig wie bedeutend seine Abstammung sein mag oder wie üppig sein Vermögen, nicht als Gentleman betrachte, wenn er in Anwesenheit von Frauen derart zweideutige Anspielungen macht! Haben Sie keine Achtung vor Ihren Schwestern?“
Ihre letzte Bemerkung traf ihn unvorbereitet. Kein Zweifel, sie hatte Postletons Schlüpfrigkeiten komplett durchschaut.
„Emma und Alicia sind zu unbedarft, um seine anzüglichen Bemerkungen zu verstehen, Miss Daventry. Sie nicht. Was sagt das über Sie aus?“
Sie verengte die Augen. „Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Und die Antwort würde lauten, dass weder Sie noch ich unwissend sind. Nur dass ich nicht das Privileg habe, ein so behütetes Leben wie Ihre Schwestern zu führen.“
Sie stieß Merlin den Absatz in die Seite und ritt weiter. Im Trab. Genau, wie ich es sie gelehrt habe, dachte Julian. Was ihn aus einem ihm unerfindlichen Grund ärgerte.
Als sie den Stallhof erreichten, spürte Christiana mit jeder Faser, dass sie entschieden zu lange im Sattel gesessen hatte. Sie blickte auf das Kopfsteinpflaster hinunter. Es schien unendlich weit entfernt, und sie fragte sich, wie sie absitzen sollte. Einfach herunterrutschen? Während sie noch überlegte, sprang Seine Lordschaft vom Pferd, übergab einem Stallknecht die Zügel und kam auf sie zu.
Unwillkürlich versteifte sie sich. Erinnerte sich, wie seine Hände sich um ihre Taille geschlossen, ihre Fessel umfasst hatten. Nein . Sie zog ihren linken Fuß aus dem Steigbügel, schwang das rechte Bein über den Sattelknauf und ließ sich von Merlins Rücken gleiten.
Es dauerte beängstigend lange, bis sie auf den Pflastersteinen landete, und sie waren härter, als sie gedacht hatte. Ihre Knie gaben nach, knickten unter ihr ein.
Lord Braybrook fing sie auf, zog sie an seine Brust, bevor sie fiel. In ihrem Schrecken klammerte sie sich an ihn. Das aufregende Gemisch aus Pferdegeruch, Leder und seinem ureigenen warmen, männlichen Duft stieg ihr in die Nase.
„Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?“ Seine Stimme klang wütend. „Ich dachte, ich hätte Sie gewarnt, dass der erste Ritt eine ungewohnte Anstrengung ist!“
„Sie haben mich nicht darauf hingewiesen, dass meine Beine mir nicht gehorchen würden“, gab sie gereizt zurück und machte einen schwachen Versuch, ihn von sich zu
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