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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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gerade verlassen, als das Mädchen ihr über den Weg lief. Obwohl ihr flüchtig bewusst wurde, dass sie eine Grenze überschritt, ging sie auf Nan zu und begrüßte sie. „Guten Morgen, Nan. Geht es dir gut?“
    Das Mädchen errötete und nickte stumm.
    „Und wie geht es deiner Mama?“
    „Auch gut“, erwiderte Nan scheu, um dann in einem plötzlichen Anfall von Zutraulichkeit hinzuzusetzen: „Ich hab ein Kätzchen. Die andere Lady Braybrook hat’s mir geschenkt.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Sie können mitkommen und es sich ansehen, wenn Sie wollen.“
    Christy zögerte. Jane Roberts war Braybrooks frühere Mätresse. Ihr jetzt als seine Ehefrau gegenüberzutreten konnte eine peinliche Situation für sie beide heraufbeschwören, aber Nan blickte so hoffnungsvoll zu ihr auf, dass sie es nicht übers Herz brachte abzulehnen. Das Mädchen trug schließlich keinerlei Schuld an den misslichen Umständen. Und Julians frühere Affären gingen sie nichts an. Den Gedanken an seine zukünftige Untreue entschlossen beiseiteschiebend, erwiderte sie: „Ich wäre entzückt, wenn du es mir zeigen würdest. Bist du sicher, dass deine Mama nichts dagegen hat?“
    „Oh nein!“, versicherte Nan. „Mama sagt, Sie sind nett.“
    Was allerdings nicht heißt, dass mein Besuch ihr willkommen ist, dachte Christy, als sie die wenig begeisterte Miene gewahrte, mit der Jane Roberts sie begrüßte.
    „Ihre Ladyschaft möchte sich mein Kätzchen ansehen“, erklärte Nan.
    Jane stieß einen Seufzer aus. „Wahrhaftig? Na, dann lauf los und hol das Miezchen her.“
    „Sie sollten nicht mehr zu uns kommen“, wandte sie sich an Christy, sobald Nan außer Hörweite war. „Das führt nur zu Gerede im Dorf, und Seiner Lordschaft wird es auch nicht recht sein.“
    „Wenn das alles ist, was zu befürchten steht, lassen Sie es meine Sorge sein“, erwiderte Christy. „Hat Nan jetzt Ruhe vor den Dorfjungen?“
    Jane nickte. „Ja. Seit dem Tag, als Sie und Seine Lordschaft die Lümmel zurechtgestutzt haben. Denken Sie nicht, ich bin undankbar, ich will nur nicht, dass Sie Ärger kriegen, Mylady. Nicht nachdem Sie so gut zu Nan waren. Aber da Sie sowieso schon mal da sind, können Sie auch mit in den Garten kommen. Möchten Sie eine Tasse Tee oder ein Glas von meinem Johannisbeerlikör?“
    „Johannisbeerlikör? Oh ja, gern!“
    Jane lief geschäftig in der kleinen Küche umher und richtete ein Tablett mit Gläsern und einer Flasche dickflüssigem dunkelrotem Likör. Nan kam zurück, ein Wollknäuel in der Hand und ein winziges getigertes Kätzchen auf dem Arm, das aussah wie Tybalt. Voller Stolz hielt sie Christy das Katzenjunge hin.
    „Sie gehört nur mir, und wenn sie groß ist, fängt sie Mäuse und Ratten.“
    „Sofern sie jemals einen Schritt alleine tun darf und nicht ständig herumgetragen und halb zu Tode geschmust wird“, versetzte Jane trocken. „Nan, mein Schatz, zeig Ihrer Ladyschaft schon mal den Weg in den Garten. Ich bringe dann das Tablett.“
    Christy folgte dem Kind nach draußen und setzte sich auf die sonnenbeschienene Holzbank. In den Beeten wuchsen Blumen und Gemüse. Insekten schwirrten durch die Luft, und an der Gartenmauer stand ein knorriger alter Pflaumenbaum, dessen Blätter gerade anfingen, sich herbstlich zu färben. Nan trug die kleine Katze dorthin und spielte mit ihr im Schatten.
    Jane kam mit dem Tablett und goss zwei Gläser voll. „Den mache ich jedes Jahr. Und keine Sorge, er ist nicht sehr stark.“
    Christy kostete, schmeckte Sonne und Johannisbeeren und betrachtete Nan, die ihre Katze nach dem Wollknäuel jagen ließ.
    „Sie ist vernarrt in das Tier“, sagte Jane. „Es war sehr freundlich von Ihrer Ladyschaft, es ihr zu schenken. Aber Ihre Ladyschaft war immer sehr freundlich, trotz allem.“
    Christy schwieg. Unter sämtlichen Frauen dieser Welt war Serena wohl diejenige, die am wenigsten dafür infrage kam, Jane die Affäre mit Julian anzulasten. Und sie selbst hätte so gern mehr für Nan und ihre Mutter getan.
    In dem Wunsch, ihr irgendetwas zu sagen, ihr irgendein Angebot zu machen, wandte Christy sich zu Jane um und bemerkte die Wespe auf dem Rand ihres Glases. Sie streckte die Hand aus, um das Insekt wegzuwischen, doch es hatte sich bereits auf Janes Lippe niedergelassen.
    „Jane …!“
    Mit einem erschrockenen Keuchen ließ Jane ihr Glas fallen und schlug sich gegen den Mund. Die Wespe flog auf und attackierte Janes Lippe erneut. Jane schrie auf. Einmal, dann ein zweites

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