Nur ein einziger Kuss, Mylord?
gehen, und dass er seine Regeln gebrochen und sie Liebste genannt hatte, war ein Fehler, den er sich selbst zuzuschreiben hatte. Das Wort war ihm einfach entschlüpft. Aber nun musste er ihr so behutsam wie möglich klarmachen, auf welcher Grundlage sie ihre Beziehung führen würden. Letztlich war eine Vernunftehe das Sicherste. Besonders für Christy. Solange er sie davon überzeugen konnte, dass er ihre rückhaltlose Hingabe genoss und dass sie nichts war, dessen sie sich zu schämen oder für das sie sich gar zu entschuldigen brauchte.
Ich liebe dich …
Die Erinnerung an ihre Worte, ihre vor Schläfrigkeit träge Stimme ließ ihm keine Ruhe. Es war im höchsten Maße unwahrscheinlich, dass sie gemeint hatte, was sie sagte. Mit körperlicher Leidenschaft verhielt es sich manchmal wie mit einem Weinrausch – man äußerte und tat Dinge, die einem normalerweise nicht in den Sinn kamen. Vermutlich würde Christy sich morgen früh nicht einmal mehr an die Worte erinnern.
Und er würde umgehend in sein Bett zurückkehren. Wie es in einer Vernunftehe üblich ist … Christy bewegte sich im Schlaf, und ein Hauch ihres Dufts wehte zu ihm herüber … Man teilt das Bett mit seiner Ehefrau und schläft in seinem eigenen … Du lieber Himmel, er konnte kaum noch die Augen offen halten. Ich sollte jetzt wirklich aufstehen … Er rollte sich zu Christy, legte den Arm um sie und zog sie an sich. Eine ihrer widerspenstigen Locken kitzelte ihn an der Nase. Er strich sie zur Seite und schlief ein.
Bei ihr zu schlafen war ein Fehler gewesen. Er hatte den Tag früh beginnen wollen. Und es auch getan, allerdings ohne Christys Bett zu verlassen.
Aber so wollte er es nicht.
Er wollte nicht diese Nähe zwischen ihnen. Es behagte ihm nicht, dass er sich darauf freute, die Heimfahrt in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Dass er noch immer die Zufriedenheit spürte, die ihn erfüllt hatte, als er aufgewacht war und entdeckt hatte, dass sie in seinen Armen lag.
All das ist gefährlich, mahnte er sich jetzt, als er Christy beim Einsteigen half. Das Bett mit ihr teilen, ja, bei ihr schlafen, nein. Er hatte bereits beschlossen, heute zu reiten, während sie in der Kutsche fahren sollte. Irgendwie musste er Abstand zu ihr schaffen. Sie hatte ihr Frühstück kaum angerührt. Ihm fiel ein, dass sie dazu neigte, reisekrank zu werden, und kein Aufhebens darum gemacht sehen wollte.
„Danke.“ Sie setzte sich, strich ihre Röcke glatt und lächelte ihn an.
Im gleichen Moment waren seine vernünftigen Vorsätze dahin, als habe es sie nie gegeben. Er stieg in den Curricle und bedeutete dem Stallburschen, die Zügel loszulassen.
Nachdem er die Pferde von der Auffahrt auf die Straße gelenkt hatte, warf er Christy einen Blick zu. Ihre Wangen waren sanft gerötet, und ihre Augen leuchteten. Sein Atem ging kürzer, als er sich daran erinnerte, wie diese Augen ihn heute Morgen angesehen hatten. Sinnlich verhangen, träge im Nachbeben der Erfüllung.
Ich liebe dich …
Zorn auf sich selbst wallte in ihm hoch. Zum Teufel, er war doch kein grüner Junge, der auf ein hübsches Lächeln hereinfiel oder Liebeserklärungen, die der Umnebelung der Leidenschaft entsprungen waren! Erst als die Pferde schnaubten und ihre Köpfe zurückwarfen, merkte er, dass er die Zügel viel zu straff hielt, und verringerte den Druck auf die Trensen. Er musste diese Ehe auf eine angemessene Grundlage stellen. Das Bett zu teilen war inzwischen für sie beide befriedigend. Und zweifellos würde es ihm gelingen, alles andere genauso angenehm zu gestalten.
Sie mochten – ja, mochten – und respektierten einander. Es war Zeit, dass er seiner Gattin – er warf ihr einen weiteren Blick zu – erklärte, auf welcher Basis er ihre Ehe zu führen gedachte.
Er holte tief Luft und begann.
Christy lauschte seiner ausführlichen Schilderung seiner Vermögensverhältnisse und der Verantwortung, die ihm als Oberhaupt der Familie oblag, wenn er den Besitz ungeschmälert an die kommenden Generationen weitergeben wollte.
Die Heirat mit ihr machte ihm diese Aufgabe erheblich schwerer. Nicht dass er es mit Worten ausgedrückt hätte.
Sie biss sich auf die Lippe.
Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Kein Grund, niedergeschlagen zu sein. Ich will nur, dass du verstehst, wie diese Dinge funktionieren.“
„Wir hätten niemals heiraten dürfen.“ Es war alles, was sie sagen konnte.
„Und aus welchem Grund?“ Seine Stimme klang frostig.
„Weil du dir mich nicht leisten
Weitere Kostenlose Bücher