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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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waren steif vor Verlegenheit. „Mylord – ein ausgesprochen tragisches Ereignis. Aber Ihre Ladyschaft, fürchte ich …“
    „Von welchem tragischen Ereignis sprechen Sie?“, fiel Julian ihm ins Wort.
    „Mama! Mama!“, schluchzte Nan.
    Ein eigenartiger Ausdruck huschte über Julians Züge. Dann streckte er die Hand nach dem Kind aus. „Nan?“
    Dr. Wharton räusperte sich. „Jane Roberts ist tot, Mylord.“
    Julians Hand sank herab. Er wurde kalkweiß.
    „ Tot ? Wie …?“
    „Mylord“, mischte Christy sich ein. Nan brauchte die Einzelheiten nicht zu hören. „Sind Sie mit dem Curricle gekommen?“
    „Mit dem …?“ Julian sah sie an. „Oh. Ja, er steht draußen.“
    „Gut“, erwiderte Christy. „Nan und ich werden in die Kutsche steigen und dort auf Sie warten. Bringen Sie ihre Habseligkeiten mit, und denken Sie an das Katzenjunge.“
    „Das Katzen…“
    Dr. Wharton wurde rot. „Wie ich bereits sagte, Mylord, Ihre Ladyschaft begreift offenbar nicht, wie heikel die Situation ist. Aber ich kann mich um die Unterbringung des Kindes …“
    Den Rest hörte Christy nicht mehr. Nan, die verzweifelt nach ihrer Mutter rief, in ihre Arme gepresst, trat sie aus dem Cottage und trug das weinende Mädchen zu Julians Curricle. Es erschien ihr wie ein Hohn, dass die Sonne immer noch schien, die Blumen immer noch blühten, dass die Amsel in den Zweigen des Pflaumenbaums immer noch sang.
    Twigg, Julians Pferdeknecht, starrte sie überrascht an, und aus dem Augenwinkel bemerkte Christy die kleine Schar Dorfbewohner, die sich in einiger Entfernung versammelt hatte.
    „Halten Sie die Zügel“, befahl sie Twigg und half Nan auf den Sitz der Chaise, bevor sie selbst hineinkletterte und das Mädchen auf ihren Schoß hob. Was das Kind jetzt am meisten brauchte, war Geborgenheit. Nans Schluchzen ebbte langsam ab, und sie lag schlaff in Christys Armen.
    „Wo ist Nan?“
    Julian drehte sich nicht um, als er Christy die Frage stellte, starrte nur blicklos aus dem Fenster. Nachdem sie in Amberley angekommen waren, hatte er sie angewiesen, sich um das Mädchen zu kümmern und ihn anschließend in der Bibliothek aufzusuchen. Das war eine Stunde her.
    „In einem der Kinderschlafzimmer. Es schien mir das Beste, sie dort unterzubringen.“
    Er drehte sich zu ihr um. Beim Anblick ihres blassen Gesichts und ihrer rot geränderten Augen zog sich alles in ihm zusammen.
    „Christy – Nan nach Amberley zu bringen war nicht besonders klug. Sie kann nicht hierbleiben.“
    Christiana funkelte ihn wütend an. „Anscheinend kann sie auf ihren Vater nicht bauen.“
    Der Hieb saß.
    Grimmig erinnerte Julian sich daran, dass sie in dieser Angelegenheit nichts mitzureden hatte. Er schuldete ihr keine Erklärung – und schon gar keine, die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Lüge abtun würde. Dennoch …
    „Du hast recht“, sagte er ruhig. „Nan hatte kein Glück mit ihrem Vater, aber entgegen allem, was die Leute reden, ist sie nicht meine Tochter.“
    Christy starrte ihn an. „Nicht deine …?“, wiederholte sie ungläubig. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass …“
    Julian wappnete sich gegen erbittertes Misstrauen. Sie hatte keinen Grund, ihm zu glauben. Die Erkenntnis schmerzte ihn. Zweifellos würde sie akzeptieren, was er ihr sagte, aber …
    „… dein Vater ?“, fuhr sie fassungslos fort.
    Ihre Worte sprengten den Eisenring um sein Herz. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten.
    „Du glaubst mir?“
    „Natürlich“, wisperte sie. „Du hast mich nie belogen. Nicht ein einziges Mal. Weshalb solltest du es jetzt tun?“
    Er seufzte. „Ja. Nan ist meine Halbschwester. Aber jedermann glaubt, sie sei meine Tochter. Jane war mit einem Farmer verheiratet. Es war Toms zweite Ehe, und aus der ersten hatte er drei Töchter. Dass Jane keine Kinder gebar, lastete er ihr an.“
    „Nicht dass es mich überraschen würde“, erwiderte Christy sarkastisch.
    „Hat Serena dir je etwas über meinen Vater erzählt?“, wechselte Julian das Thema.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Aber aus dem, was ich aufgeschnappt habe, schließe ich, dass er ein recht selbstherrlicher Mensch war.“
    Julian nickte. „Durchaus.“
    „Ein Wesenszug der meisten Männer in dieser Familie?“
    Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, fuhr Julian fort: „Er war ein Aristokrat der alten Schule. Trotzdem ein guter Mann. Als die Ärzte ihm nach Serenas Unfall erklärten, es sei lebensgefährlich für sie, weitere Kinder

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