Nur ein einziges Mal …
der Familie von Starrs Ehemann war.
Ihre künstlerisch veranlagte Schwester hatte diesem historischen Gebäude ihren eigenen Stempel aufgedrückt, hatte dunkle Antiquitäten mit frischen bunten Stoffen kombiniert. Die düsteren Stores waren abgenommen und durch strahlend weiße Gardinen ersetzt worden, die Licht hereinließen und doch die Privatsphäre schützten, wenn nötig.
Wie jetzt.
Ashley schlenderte durchs Zimmer, am Steinway-Flügel vorbei zum Musikschrank. Darauf standen jede Menge Fotos in Silberrahmen. Eines zeigte Starr und David an ihrem Hochzeitstag. Ein anderes Davids Mutter in einem Ohrensessel mit ihrer Katze auf dem Schoß.
Und ein weiteres zeigte Starr, Claire und Ashley vor dem „Beachcombers“, anlässlich der feierlichen Eröffnung vor drei Jahren. Die meisten Restaurants gingen im ersten Jahr pleite, aber sie hatten alle Schwierigkeiten gemeistert, und das trotz fehlender Erfahrung in der Gastronomie. Immer mehr Leute hatten sich für das malerische Restaurant in dem schmucken alten Haus am Meer begeistert – vor allem die wohlhabenden Familien aus Charleston wollten ihre Hochzeiten und anderen Feste unbedingt dort feiern.
Starr mit ihrem Talent für Inneneinrichtung hatte ein perfektes Ambiente geschaffen, und Claire mit ihren Kochkünsten hatte für Gaumenfreuden gesorgt. Ashley schließlich kümmerte sich um die Finanzen. Ihre Pflegemutter mochte ihr gesamtes Familienvermögen für ihre Pflegekinder aufgebraucht haben, aber sie hatte ihnen ein bleibendes Vermächtnis aus Liebe gemacht.
Ashley strich mit einem Finger zärtlich über ein Bild von Tante Libby.
Ihre Pflegemutter hatte ihren Verlobten im Korea-Krieg verloren und gelobt, niemals einen anderen Mann zu heiraten. Stattdessen war sie in ihrem Elternhaus geblieben und hatte ihr gesamtes Erbe darauf verwendet, Mädchen aufzunehmen, die ein Zuhause brauchten. Viele waren gekommen und gegangen, waren adoptiert worden oder zu ihren Eltern zurückgekehrt. Nur Claire, Starr und Ashley waren geblieben.
Liebe Güte, wie sie Tante Libby vermisste! Das wäre zweifellos der richtige Moment für einen ihrer resoluten Ratschläge. Tante Libby hatte es nie gekümmert, was andere Leute über sie dachten, und weiß der Himmel, es wurden nicht wenige unschöne Dinge gesagt, als Libby ein paar Teenager in diese großbürgerliche Nachbarschaft brachte, die zu echten Sorgenkindern wurden.
Leichtfüßige Tritte auf der Treppe rissen Ashley aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um und sah ihr Energiebündel von einer Schwester auf sich zueilen.
„Willkommen! Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, um dich zu begrüßen.“
„Kein Problem.“ Ashley ließ sich herzlich umarmen. Eine leibliche Schwester hätte ihr kaum mehr bedeuten können als diese Frau. „Deine Haushälterin sagte mir, du schlägst dich mit einer Magenverstimmung herum. Geht’s dir einigermaßen?“
„Kein Grund zur Sorge. Mir geht’s gut.“ Munter hakte Starr sich bei Ashley ein. „Lass uns in mein Zimmer hinaufgehen. Ich war gerade dabei, meine Kleider durchzusehen, um etwas zu finden, was du dir ausleihen kannst, bis dein Kleiderschrank neu bestückt ist. Ich bin kleiner als du, aber ich habe da ein paar Sachen, die dir passen müssten.“
Starr zog ihre Schwester die Treppe hinauf und in ihr Schlafzimmer … und du liebe Güte, sie hatte es ernst gemeint mit dem Durchsehen all ihrer Kleider. Die verschiedenen Stapel ließen kaum Platz, um dazwischen hindurchzugehen, und das ganze Zimmer hatte etwas von einem Warenlager.
„Also wirklich, du übertreibst. Ich will doch nicht deine ganze Garderobe plündern.“
Starr lächelte und strich mit einer Hand über ihren Bauch. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde bald sowieso nicht mehr in meine Kleider passen. Ich habe nämlich gar keine Magenverstimmung.“
Da ging Ashley ein Licht auf, und ein Anflug von Freude und – der Himmel möge ihr verzeihen – Neid überkam sie. „Du bist schwanger?“
Starr nickte. „Im dritten Monat. David und ich haben es noch niemandem gesagt. Es war zunächst einmal ein großer Schock, denn wir hatten jetzt noch gar keine Familie gründen wollen. Aber ich bin überglücklich.“
„Natürlich bist du das. Meinen Glückwunsch!“ Ashley umarmte ihre Schwester. „Ich freue mich riesig für dich.“
Und das stimmte. Wirklich. Ihre beiden Schwestern waren verheiratet, gründeten Familien. Sie wollte das auch für sich. Eines Tages. Mit einem Mann, der ihr keine „praktische“
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