Nur ein einziges Mal …
nicht aufregen, also meinte sie nur: „Es überrascht mich, dass Tante Libby ihn nicht an den Fußnägeln aufgehängt hat.“
Nachdenklich strich sie mit einer Hand über einen leuchtend roten Angorapullover, dessen Ausschnitt mit kleinen schwarzen Perlen verziert war. Wie hatte ihre temperamentvolle Schwester sich nur eine solche Behandlung gefallen lassen können?
„Ich hab’s ihr gar nicht erzählt. Es war mir peinlich und …“ Starr zuckte mit den Schultern. „… ich hatte Angst, dass mir sonst sowieso niemand glauben würde. Mit der Zeit schien es mir das Beste zu sein, die ganze Sache einfach zu vergessen. Ich gehe vielleicht mehr aus mir heraus als du, aber damals habe ich mich wohl hauptsächlich hinter meiner Fröhlichkeit verschanzt.“
Ashley schloss ihre Schwester erneut in die Arme und hielt sie fest, bis sie nicht mehr zitterte. „Es tut mir so wahnsinnig leid, dass du das alles durchstehen musstest.“
Starr entzog sich ihr und wischte sich kurz mit dem Handgelenk über die Augen. „Ich könnte jetzt die Presse informieren, aber da ich deine Schwester bin …“
„Sie würden annehmen, dass du lügst, um mir zu helfen.“ Und das würde alles nur noch schlimmer machen.
„Ganz genau. Vielleicht verstehst du jetzt besser, warum ich Matthew Landis in seinem Wahlkampf so aktiv unterstütze.“
Was für ein Schlamassel. Falls Matthew die Wahl wegen einer heißen Liebesnacht zweier Erwachsener verlor, wäre das schrecklich ungerecht, aber sie wusste nur allzu gut, dass das Leben nicht immer fair war. Sie musste etwas unternehmen, um das Chaos, das sie angerichtet hatte, zu bereinigen. Sie musste etwas für Starr tun.
Das war sie ihrer Schwester einfach schuldig, denn sie hatte sie immer unterstützt und war die Familie für sie gewesen, die sie nie gehabt hatte. Sie würde alles für ihre beiden Schwestern tun, die so selbstständig waren, dass sie eigentlich keine Hilfe von der Jüngsten des Dreiergespanns brauchten. „Mach dir keine Gedanken. Die Presse wird in Kürze jede Menge zu berichten haben.“
„Wie meinst du das?“
Ashley holte tief Atem. „Du bist heute nicht die Einzige mit großen Neuigkeiten. Matthew und ich sind verlobt.“
Ashley musste allerdings noch Matthew ihren Entschluss mitteilen, die Verlobung in Szene zu setzen. Und zwar schnell, daher hatte sie ihn angerufen und ihn gebeten, sie für ein spätes Abendessen abzuholen, nachdem sie sich in ihrem abgebrannten Restaurant umgesehen hatte.
Ihr Leben würde sich mit Lichtgeschwindigkeit ändern, wenn sie seinen Antrag erst annahm. Auch wenn sie während der Renovierung des „Beachcombers“ bei Starr wohnen würde, war Ashley klar, dass durch die Bekanntgabe ihrer Verlobung die Aufmerksamkeit der Medien wie ein Gewittersturm über sie hereinbrechen würde. Da brauchte sie erst einmal ein paar Minuten in ihrer alten Welt – wie ruiniert die auch sein mochte.
Es war schwül. Während ringsum die Grillen zirpten, machte sich Ashley über die Treppe des Hintereingangs auf den Weg in das einzige wirkliche Zuhause, das sie je gehabt hatte. Wenigstens konnte ihr die Presse in dem umzäunten Garten hinter dem Haus nicht zu nahekommen. Misstrauisch ließ sie den Strahl ihrer Taschenlampe über den Rasen wandern, konnte aber niemanden entdecken, der ihr in den Sträuchern auflauerte.
Liebevoll strich sie mit einer Hand über die cremefarbene Holzverkleidung des Hauses und dachte daran, wie viel Zeit es sie und ihre Schwestern gekostet hatte, das Geschäft aufzubauen. Einen tiefen Atemzug später wollte sie die Tür aufstoßen. Doch sie klemmte, und erst ein kräftiger Schubs mit der Schulter verschaffte ihr Zugang zum Haus.
Der beißende Geruch nahm ihr den Atem. Wer hätte gedacht, dass es so lange so stark nach Rauch riechen würde? Die feuchte Luft war immer noch rußgeschwängert.
Kein Zweifel, nur durch ihr Restaurant zu gehen, würde eine schmutzige Angelegenheit sein. Also band Ashley ihr langes Haar zu einem losen Knoten. Sie verspürte einen Anflug von Angst, aber entschlossen machte sie sich daran, den Schaden zu begutachten.
Als sie im Flur über einen durchnässten Teppich ging, hörte es sich an, als würde sie über eine morastige Wiese gehen. Vor ihrem Büro blieb sie stehen und öffnete vorsichtig die Tür. Erleichtert seufzend stellte sie fest, dass alles intakt geblieben war. Eine schwarze Schmierschicht überzog Schreibtisch und Regale, aber es war, wie Matthew gesagt hatte, kein
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