Nur ein einziges Wort
handelt.
Die kleine Stefanie möchte am liebsten einen großen Jauchzer loslassen, als Tatjana in der obersten Reihe der Auslage eine wunderschöne Halskette mit einem mit Brillanten verziertem Kreuz entdeckt hat und es ganz aufgeregt dem Kind zeigt.
„Stefanie, es tut mir zwar sehr leid, dass du verloren hast, aber ich glaube ich habe das schönste Schmuckstück hier im Schaufenster entdeckt. Siehst du das Kreuz dort in der obersten Reihe, ungefähr in der Mitte? Das ist das traumhafteste Schmuckstück, was ich je gesehen habe. Es ist irgendwie aufregend, auch wenn man sich so etwas nur ansehen kann. Kannst du den Preis lesen?“
Stefanie schirmt mit beiden Händen ihre Augen ab und drückt dabei fast ihre süße kleine Nase an der Scha ufensterscheibe platt:
„Nein, ‚Tante Tatjana‘, es ist kein Preisschild, es sind nur Buchstaben.“
„Ja aber billig wird es bestimmt nicht sein. Kannst du dir vorstellen, manche Leute können sich so etwas leisten, aber das ist O.K.. Für uns wird es halt immer nur ein Traum bleiben. Manchmal ist es sogar schön, nur davon zu träumen!“
„Ja Tante Tatjana, du hast recht“, dabei blickt sie mit ihren treuherzigen Augen Tatjana an, „aber Ma… ., eh…Tante Tatjana um deinen Hals wäre es doch vielleicht noch tausendmal schöner.“
„Stefanie, du bist oft nicht nur witzig, du birgst auch allemal eine gehörige Portion Charme in dir. Ist dein Papa eigentlich auch so?“
„Hm, hm, ja genau so, nein, nein, eigentlich noch viel schlimmer. Aber du wirst ihn bestimmt noch besser, noch viel besser kennenlernen.“
Stefanie hat ihren Blick immer noch Tatjana zugewandt:
„Tante Tatjana, nur wenn du es mir hoch und heilig versprichst, werde ich dir jetzt etwas anvertrauen, etwas ganz Schönes für dich, aber du darfst es niemals meinem Papa verraten, versprochen?“
Tatjanas Erschrockenheit ist nicht gespielt, der letzte Satz des Kindes hat sie wie ein Blitzschlag getroffen. ‚Was will das Kind ihr erzählen, wovon nicht mal ihr eigener Vater was wissen darf? ‘
„Stefanie, was immer du mir anvertrauest und was kein anderer hören oder wissen soll, bleibt in meinem Herzen eingeschlossen und dafür verbürge ich mich mit meinem , wie du immer sagst, ‚Großen Ehrenwort‘.“
Wie auf Kommando wirkt das zarte Mädchen auf einmal total erregt, sie zappelt mit Händen und Beinen, bevor sie sich entschließt, Tatjana dass preiszugeben, war ihr so dringend am Herzen liegt:
„Tante Tatjana, ich weiß nicht genau, wie ich es dir sagen soll, aber ich glaube, mein Papa hat sich total in dich verliebt.“
„Stefanie, wie bitte, was sagst du da?“
„Ja aber es ist doch wahr, ich kenne doch meinen Papa und er ist der beste Papa auf der Welt und er hat dich furchtbar lieb.“
„Aber was bringt dich auf solche Gedanken?“
„ Weil er jetzt so ganz anders ist als früher mit Tante Christine.“
Plötzlich ist es Tatjana, die gedanklich vollkommen den Faden verloren zu haben scheint:
„Stefanie, wer ist ‚Tante Christine‘?“
„Oh, ‚Tante Tatjana‘, das war Papas Freundin, die mich nicht mochte, aber die ich auch nicht leiden konnte. Jetzt nachdem mein Papa dich kennengelernt hat, bin ich mir sicher, dass er sich in dich und nur in dich verliebt hat. So was merkt man als Frau und da ich ja auch bald eine Frau werden will, spüre ich das 100 prozentig.“
Tatjanas Gesicht ist feuerrot angelaufen. Vor lauter Aufregung lässt sie die Plastiktasche mit den gerade erst erworbenen Teebeuteln aus ihrer Hand auf den Steinboden fallen, wo auch prompt einer der Teebeutel auseinander platzt und der Inhalt sich mit Windeseile auf dem Fußboden verteilt.
Nach dieser Episode, die Tatjana gleichzeitig ein unbändiges Glücksgefühl aber auch Herzschmerzen beschert, begeben sich die beiden, Mutter und Tochter gleich, auf ihren Nachhauseweg. Bei ihrem Eintreffen sind bereits die ersten Gäste, nämlich Tatjanas Schwester Angelika mit ihrem Mann John und den beiden Söhnen Thomas und John Junior angekommen. Bevor Tatjana oder irgendein anderer etwas unternehmen kann, haben sich die drei Kinder sozusagen berochen und wie es scheint, passen die zwei Buben und das Mädchen nicht nur alters- sondern auch wesensmäßig gut zusammen. Als sie von dem zwölfjährigen Thomas und seinem drei Jahre jü ngeren Bruder John Junior regelrecht umworben wird, strahlt Stefanie über ihr liebliches Kindergesicht, auch wenn sich die drei sprachlich kaum verständigen können. Aber wer
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