Nur ein einziges Wort
wegnimmt, wenn es ihm gerade so in seine Gefühlsstimmung passt.
Eine kurze Zeit später, eigentlich hat er Stefanie nur einige Verhaltens– und Benimmregeln erklärt, verlässt er das Haus um zum nahegelegenen ‚Waterloo-Wellington Airport‘ zu fahren. Er möchte umgehend ein Treffen mit dem dortigen Airport-Manager vereinbaren. Der Flughafen ist nämlich innerhalb der letzten zwei Jahre erheblich vergrößert worden und dient schon teilweise als Ausweichflughafen für den aus allen Nähten platzenden ‚Lester Pearson International Airport‘ in Toronto.
Fabian möchte daher während seines Hierseins alle Möglichkeiten auschecken, verschiedene seiner ‚I nneramerikanischen‘ Flüge anstatt in Toronto hier in Waterloo-Wellington starten und landen zu lassen. Die Start- und Landegebühren könnte er dadurch außerdem drastisch senken.
Gerade als er in seinen Geländewagen einsteigen will und in seine rechte Manteltasche greift, fühlt er neben seinem Autoschlüssel einen kleinen Briefumschlag, den er vorsichtig aus der Tasche zieht. In dem unbeschri ebenen Kuvert befindet sich ein zusammengefaltetes Stück Papier, welches er jedoch erst auseinanderfaltet als er im Fahrersitz seinen Platz eingenommen hat.
„Lieber Fabian, Stefanie hat mir heute Morgen zwar nicht sehr viel, aber doch so viel verraten, dass ihr Vater bis vor ihrer Geburt ein bekannter und berühmter Sänger war. Weiterhin hat sie mir erzählt, dass sie auf dem Flug nach hier den Ebenthaler Gesangverein mit ihrer wunderschönen Stimme begleitet hätten und alle begeistert waren. Es fällt mir äußerst schwer, sie darum zu bitten, entweder auf der Weihnachtsfeier um vier im Pfarrsaal oder in der Christmette, das Ave Maria singen zu können. Das wäre mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Stefanie hat dabei auch erwähnt, wenn Sie das Ave Maria für mich, ich meine natürlich auch für alle anderen erschallen ließen, würde sie Ihnen zuliebe das Lied ‚Ave Maria wenn ich ein Glöcklein wär‘, nur für ihren Papa singen. Sollten Sie sich dafür entscheiden, muss das unbedingt unser großes Geheimnis bleiben. Lassen Sie sich deshalb auch bei ihrem nächsten Besuch in unserem Haus nichts anmerken, auch mir gegenüber nichts. Ich musste nämlich ihrer Tochter unbedingte Geheimhaltung schwören. Herzlichst Tatjana.“
Vorsichtig postiert Fabian das Brieflein zurück in den Umschlag und steckt diesen wieder in seine Mantelt asche. Obwohl er weiß, wie talentiert und schreibgewandt seine Tochter ist, wäre er nicht mal im Traum darauf gestoßen, dass sie eventuell der Urheber dieses Schreibens sein könnte. Während der ihn überwältigenden Freude, ist er gleichzeitig bestürzt darüber, dass Tatjana ihn nach so kurzer Zeit mit einem solchen Ansinnen überrascht.
Auf einmal wird ihm auch jetzt klar, warum Tatjana ihn vorhin im Haus einige Male irgendwie nervös oder total aufgeregt angeschaut hat. Jedenfalls ist es ihm so vorgekommen und auch aufgefallen. Zur Zeit des Gesch ehens hatte er dies sogar als arrogant oder gar etwas aufdringlich bewertet.
Jedenfalls beschließt er seine Route zu ändern um auf dem kürzesten Weg zum Pfarrhaus zurückzukehren.
‚Lieber Gott, verrate mir bitte mal, warum ich seit der ersten Begegnung mit Tatjana hin- und hergerissen werde? Es fühlt sich fast so an, als ob mein Verstand und mein Herz gegeneinander kämpften und sich ohne mein Zutun zu Alleingängen entschlossen hätten. Sollte, nein könnte das bei Tatjana gleichfalls so sein? Nein, daran glaube ich nicht und zum Verschaukeln bin ich zu alt und damit basta‘.
Im Pfarrhaus angekommen, begibt er sich unverzüglich und mit eiligen Schritten zum Pfarrbüro, wo gerade die beiden Pfarrer zusammensitzen und anscheinend über irgendwelchen wichtigen Entscheidungen brüten. Als Fabian mit seinem Anklopfen auch fast gleichzeitig eintritt, dreht der Pfarrer der St. Mary’s Gemeinde, Herman Winkler, seinen Kopf in die Richtung des Eindringlings, wobei er ihn gleichzeitig fast unwirsch anschaut als wolle er sagen: ‚Erst anklopfen und dann erst eintreten‘!
Peter Weiler lacht Fabian jedoch in einer für ihn unverfänglichen Haltung an:
„Na, alles in Ordnung?“
„Ja, ja… ., nein eigentlich nicht, sieh dir das hier Mal an!“
Dabei zieht er den Briefumschlag aus der Manteltasche und überreicht ihn seinem Freund. Nachdenklich liest der Pfarrer den Brief, bevor er ihn an Fabian zurückgibt:
„Fabian, wir alle wissen, dass das Leben manchmal
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