Nur ein einziges Wort
Verfügung.“
Fabian nimmt die ihm dargebotene Hand. Schon bei den ersten Worten seines Gegenübers hat er am Akzent festgestellt, dass die Muttersprache des Fremden nicht englisch ist, sondern mehr nach ‚Deutsch‘ klingt. De shalb stellt er sich auch gleich in seiner Muttersprache vor:
„Albert, stimmt’s, ich bin der Fabian und wir haben allerhand vor uns und deshalb nehme ich deine Hilfe da nkend an. Wenn es dir recht ist, kannst du mit mir zusammenarbeiten, O.K..“
Fast bedächtig nickt der Hüne mit dem Kopf:
„O.K., das klingt in Ordnung und sobald es hell wird werden wir mal sehen, was wir bewerkstelligen können. Bisher hat es noch keine Toten gegeben, das sagen sie jedenfalls und wir werden hoffentlich dazu beitragen können, dass es so bleibt. Hoffentlich!“
„Ja, hoffentlich!“
Fabians größte Herausforderung besteht aber darin, dass er wegen der dünnen Höhenluft und des dichten Dschungels keine Hubschrauber einsetzen und sich selbst geländegängige Allradfahrzeuge als nicht von großem Nutzen erweisen, da das zwischen dem Dorf und der Unfallstelle liegende Bodengelände nur stellenweise befahrbar und auch zu Fuß nur schwerlich zu bewältigen ist.
Endlich ist es soweit. Am Horizont zeigen sich die ersten Schimmer des hereinbrechenden Tageslichtes. Die Rettungstruppen einschließlich einiger Allradfahrzeuge bewegen sich nur mühsam durch das unwegsame G elände auf dem Weg zur Unglücksstelle: Nach und nach bergen sie auch die letzten der Passagiere, die doch zum Teil schwerere Verletzungen aufzuweisen haben als die ersten gestrigen Untersuchungen ergeben hatten.
Obgleich jeder einzelne der für einen solch unvorhergesehenen Fall zwar trainierte Helfer der peruanischen Hilfstruppen alles Menschenmögliche gibt, sind es jedoch zwei Männer, die mit kaum nachvollziehbarem Ei nsatz ihrer körperlichen Kräfte in Verbindung mit ihrer logischen Denkweise wahre Wunder vollbringen. Fabian Bauer und Albert Miller, der nicht Mal die geringste Ahnung hat, mit wem er da zusammenarbeitet, sind beide derartig erschöpft, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bevor beide an der Grenze ihres körperlichen Zusammenbruchs angelangt sind.
Erst als einer der Helfer ihnen einige Flaschen mit eisgekühltem Wasser bringt, gönnen sich beide die Zeit für eine Verschnaufpause. Während Fabian mit kleinen Schlückchen das Wasser trinkt, schüttet sich sein ‚Kollege Albert‘ erst einmal das eiskalte Wasser über seinen Kopf, bevor er den Rest aus der Flasche mit wenigen Zügen gierig in seinen Rachen gießt. Nur eine einzelne Minute danach schaut ihn Fabian fast ungläubig an, bevor er ihm die Frage stellt, die ihm nun schon seit Beginn ihrer so unfreiwilligen Zusammenarbeit auf der Zunge brennt:
„Albert, bevor wir unsere Arbeit wieder aufnehmen, darf ich dich etwas fragen?“
„Aber sicher, solange du kein Geld von mir willst, schieß los!“
Fabian schaut nachdenklich in das abgehärtete Gesicht seines Gegenübers:
„Es geht mich wirklich nichts an, aber bei unserem ersten Zusammentreffen hast du mir mit nicht gerade freudestrahlender Miene im Gesicht erzählt, dass du dich aus persönlichen Gründen auf dem Flug nach hier total betrunken hast und dann nach dem Absturz setzt du dein Leben einige Male aufs Spiel, um andere zu retten. Warum sitzt du am Weihnachtstag volltrunken in einem Flieger von Amsterdam nach Peru. Du brauchst es mir nicht zu erzählen, vielleicht werde ich es nicht einmal verstehen!“
„Fabian, ich weiß zwar auch nicht, wer du bist: Um es dir ehrlich zu sagen, interessiert es mich nicht einmal. Obwohl du auch nicht gerade den Eindruck eines Schwerarbeiters machst, siehst du aber auch nicht nach e inem ‚Bleistiftspitzer‘ aus. Aber was du und ich heute getan haben, soll uns erst einmal einer nachmachen. Warum ich hier mitgespielt habe, werde ich dir jetzt erklären, aber was deine Gründe sind, wird mir vielleicht für immer ein Rätsel bleiben, falls du sie mir nicht erzählst.
Ich bin Bergwerksingenieur und habe die letzten zwanzig Jahre die meiste Zeit hier in Peru verbracht. Zu Hause in Aachen habe ich eine Frau und einen zwölfjährigen Sohn Andreas, meinen ganzen Stolz. Meine Frau Theresa und ich haben, wie ich immer angenommen habe, ein ganz normale und auch recht glückliche Ehe geführt. Wenn immer ich auf Urlaub nach Hause kam, war mein kleiner Andy da und hat sehnsüchtig auf mich gewartet. Auch für mich wurden die letzten Flugstunden nach Hause fast
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