Nur ein einziges Wort

immer zu einer kleinen Ewigkeit. Nun ist alles vorbei, geplatzt wie eine Seifenblase. Ich will dieses Hurenweib nicht mehr sehen, nie mehr, nicht in diesem Leben. Soll sie aus meinem Leben mit dem Bastard von ihrem Sohn verschwinden, hoffentlich auf Nimmerwiedersehen. Vorgestern, also zwei Tage vor Weihnachten, hat sie mir gestanden, dass Andreas nicht mein Sohn ist und zwar nur deshalb weil sein richtiger Vater letzte Woche verstorben ist. Sie hat zwar vor mir auf den Knien gelegen und mir immer wieder versichert, dass es nur ein einziger Fehltritt war, weil ich nicht wie versprochen aus Lima zum Urlaub nach Hause gekommen bin. Verstehst du wenigstens, warum ich jetzt so stinksauer bin und keinen von den beiden jemals wiedersehen möchte. Wenn dies hier alles vorbei ist, werde ich bis zum Umfallen arbeiten und solange saufen, bis ich nicht mehr kann. Leuchtet dir das wenigstens ein?“
    Fabians Gesicht scheint schlagartig wie aus Stein gemeißelt, als er sich direkt neben Albert niederlässt und ihm stumm in die Augen schaut. Immer noch wortlos legt er seine Hände auf die breiten Schultern seines neuen Kameraden:
    „Albert, bis vorgestern hast du deine Frau und deinen Sohn über alles geliebt. Habe ich Recht? Und heute willst du es wegwerfen als wenn es alles nicht gegeben hätte? Hast du mal über die Umstände nachgedacht oder hast du deine Frau mal gefragt, was und warum es so passiert ist?“
     
    „ Nein, das habe ich auch nicht nötig und verlass dich drauf, ich werde schon darüber wegkommen!“
    Dabei schaut er fast argwöhnisch zu Fabian, der seinem Blick standhält und kontert:
    „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher. Übrigens, wenn du oft lange Zeiten in Peru warst, war dein Lebensstil immer so astrein? Nur eine Frage.“
    „Das tut nichts zur Sache und gehört auch nicht hier hin.“
    „Bist du dir da ganz sicher? Wenn du deinen Sohn so liebst wie du sagst, wird das immer so bleiben. Er wird ewig dein Sohn sein, ob du es wahrhaben willst oder nicht. Du bist mir keine Antwort schuldig, doch vielleicht solltest du noch mal über alles gründlich nachdenken, bevor du über Jemanden den Stab brichst und ganz besonders über diejenigen, die du am meisten liebst. Gib allen eine Chance, denn den größten Gefallen tust du nicht nur deiner Frau und deinem Sohn, sondern dir selber. Es ist mir schwer gefallen, dir das alles so an deinen großen Schädel zu knallen, aber jetzt ist die Zeit, dein Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Nachdem was du heute hier geleistet hast, bin ich mir sicher, dass das was vor dir liegt für einen Kerl wie dich ohne weiteres machbar ist.“
    „Ja, das war sehr viel, was du mir an den Kopf geworfen hast, aber es war alles umsonst, ich werde nicht z urückgehen, sondern hier mein Glück versuchen. Doch um Himmels Willen nun sag mir, wer du bist, denn du schwingst verdammt große Töne. Im Flieger hab ich dich nicht gesehen, also wo kommst du her und wer bist du?“
    „Ich arbeite für die ‚ Transatlantic Global Airlines‘ und du wirst es schon noch früh genug erfahren. So, nun lass uns den Rest hier erledigen und dann denke ich, dass wir uns echt eine richtige Pause verdienst haben, einverstanden? Und wenn wir hier fertig sind, gibst du deinem Herzen einen Ruck und machst dich dahin, wo du hingehörst, nämlich nach Hause und das auf dem schnellsten Weg, ist dir das klar?“
    „O.K., ich werde auf deinen Rat hören und mal drüber nachdenken, aber bilde dir ja nicht ein, mich überzeugt zu haben, nach Hause zurückzukehren."
    Im direkt neben dem Sportzentrum liegenden Hospital hat man bis zum frühen Nachmittag des zweiten Wei hnachtstages, des sogenannten Stefanie Tages, alle Schwer- und Leichtverletzten untergebracht und medizinisch versorgt. Die letzten Passagiere können glücklicherweise aufgrund ihrer leichteren Verletzungen nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus verlassen, werden vorübergehend im Sportzentrum‚ Deportico Colosso‘ untergebracht und den Umständen entsprechend, bestens versorgt. Hier warten sie momentan auf ihren Weitertransport zum ‚Jorge Chavez International Airport‘ in Lima zwar etwas ungeduldig und zum Teil auch sichtbar ängstlich auf ihren Abflug.
    Endlich, es ist bereits Nachmittag geworden, wird beim nochmaligen Abhakens der Passagierliste festgestellt, dass alle Fluggäste einschließlich der elf Flugbegleiter im Sportzentrum beziehungsweise im benachbarten Hospital vollzählig vorhanden sind und es wie