Nur ein galantes Abenteuer?
Ich möchte sichergehen, dass er für dich gut genug ist.“
„Ich glaube, es gibt jemanden, Großvater“, gestand sie, „aber er hat mir noch keinen Antrag gemacht, und ich bin mir nicht sicher, ob er es tun wird.“
„Was ist mit dem Kerl los? Hat er keine Augen im Kopf?“
„Oh, doch“, erwiderte Caroline lachend. „Er sieht sehr gut aus und verhält sich ab und an etwas arrogant. Aber er ist auch freundlich und lustig und … ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt, ohne sicher zu sein, ob er dasselbe für mich fühlt.“
„So etwas hat man nicht in der Hand“, erklärte ihr Großvater. „Ich habe nur eine Frau jemals richtig geliebt, und das war deine Großmutter. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, wusste ich sofort, dass sie unbedingt meine Frau werden sollte. Es gab Widerstand von ihrer Familie gegen unsere Heirat, aber ich habe mich nicht abbringen lassen. Es war mir egal, was die Leute denken oder reden. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick.“
„Sie war sehr schön“, sagte Caroline, die an das Porträt ihrer Großmutter dachte. „Ich wünschte, ich hätte sie kennengelernt.“
„Das wünschte ich auch. Du bist ihr sehr ähnlich – und ihr hättet einander sehr geliebt.“ Er seufzte tief. „Ja, ich wünschte, sie hätte dich und euch alle kennengelernt. Doch es hilft ja nichts. Ich habe mich viel zu lange von der Außenwelt abgeschottet. Aber wenigstens ist noch Zeit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Ich verspreche dir, dass ich dich und deine Brüder nicht vergesse. Nun troll dich, wir sehen uns später.“
Caroline war froh, zu ihrem Großvater gefahren zu sein. Es tat gut, wieder Landluft zu schnuppern. Auch wenn sie die zahllosen gesellschaftlichen Vergnügungen genossen hatte, spürte sie doch, dass sie ein ruhigeres Leben bevorzugte.
Es herrschte ein sonniges und mildes Wetter, sodass sie die meiste Zeit mit Spazierengehen oder Ausritten verbrachte. Am zweiten Morgen nach ihrer Ankunft hielt sie gerade Nicolas’ Phaeton vor dem Bollingbrookschen Haus an, als Sir Freddie zu Besuch eintraf.
Er stieg ab und übergab seinem Burschen die Zügel. „Gut gemacht“, lobte er und half ihr von der Kutsche. „Aus Ihnen wird noch eine echte Rennfahrerin.“
Sein Lob ließ sie erröten. Schüchtern lächelte sie ihn an und blickte rasch beiseite, weil er ihre Gedanken zu erraten schien. Sie durfte ihn nicht wissen lassen, dass sie Hals über Kopf in ihn verliebt war!
„Ermutigen Sie sie besser nicht, Sir“, bat Nicolas. „Sonst will sie noch einen eigenen Phaeton haben!“
„Nun, so außergewöhnlich wäre das nicht“, erwiderte Freddie amüsiert. „Caroline wäre nicht die einzige Frau. Es gibt noch ein paar andere Damen, die sich als Fahrerinnen Ansehen erworben haben, zum Beispiel Lady Cheshire und Selma Hamilton.“
„Da haben wir den Salat!“, rief Nicolas mit gespielter Verzweiflung. „Jetzt werden wir keine Ruhe mehr haben, bis sie eine eigene Kutsche besitzt.“
„Oh ja, ich will einen Phaeton“, rief Caroline. „Einen ganz schnellen mit einem temperamentvollen Zweiergespann.“ Verstohlen schaute sie zu Sir Freddie herüber.
„Was habe ich Ihnen gesagt!“ Nicolas schüttelte den Kopf. „Jetzt lässt sie nicht mehr mit sich handeln!“
Freddie begleitete die Geschwister lachend ins Haus. Tom hatte im vorderen Salon gelesen. Nun lud er Sir Frederick ein, mit ihnen zu speisen.
„Das ist sehr freundlich von Ihnen“, bedankte sich Freddie. „Aber vielleicht sollte ich zuerst mit Ihrem Großvater sprechen?“
„An Ihrer Stelle würde ich das lieber auf später verschieben“, riet Tom. „Sein Quacksalber ist bei ihm, und ich glaube, er wird an einigen besonders schmerzhaften Stellen behandelt. In ein oder zwei Stunden ist er bestimmt wieder besser dran.“
„Gut, dann warte ich noch etwas“, sagte Freddie und wandte sich an Caroline. „Wann planen Sie nach Bath abzureisen?“
„Übermorgen“, gab Caroline Auskunft. „Großvater möchte, dass ich länger bei ihm bleibe, doch meine Mutter erwartet mich.“
„Dann sollten wir unser Rennen für übermorgen planen, Nicolas“, schlug Freddie vor. „Wir könnten uns am Gasthof Waverly Inn, fünf Meilen vor Bath treffen und dann bis zur Abtei fahren. Natürlich erst, nachdem Caroline in meinen Phaeton umgestiegen ist.“
„In Ordnung“, erwiderte Nicolas.
Nachdem sie die Details besprochen hatten, begaben sie sich zu Tisch.
Die folgenden Stunden verbrachten sie mit essen und
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