Nur ein galantes Abenteuer?
dass du die ganze Wahrheit erfährst. Ich habe dir doch erzählt, dass Angelicas Familie gegen unsere Ehe war?“ Caroline nickte. „Sie hat sich mutig darüber hinweggesetzt …“
„Sie liebte dich ebenso, wie du sie liebtest, Großvater.“
„Sehnsüchtig hat sie sich ein Kind gewünscht“, berichtete der Marquis. „Aber ich war älter als sie und hätte um ihretwillen klüger sein sollen … es war meine Schuld, dass sie starb.“
„Was meinst du? Sie starb doch an einem Fieber?“
„Das ist eine lange Geschichte. Kaum hatte ich meine Angelica das erste Mal erblickt, war ich sofort von ihr verzaubert. Auch als ihr Bruder mir sagte …“ Er brach ab und schloss die Augen. Anscheinend erfüllte die Erinnerung ihn mit zu großem Schmerz.
„Erzähl es mir, vielleicht erleichtert es dich“, bat Caroline.
„Ihr Bruder wollte nicht, dass sie jemals heiratete. Er warnte mich, sie dürfe niemals ein Kind bekommen, weil ihr schwaches Herz die Anstrengung und Strapazen einer Geburt nicht überleben würde.“
„Woher wusste er das so genau?“
„Er behauptete, es sei eine angeborene Schwäche. Ich habe mir daraus nichts gemacht. Ich wusste nur, dass ich sie liebte. Ich hatte bereits Erben. Ich benötigte keine weiteren Kinder, doch Angelica wünschte sich nichts sehnlicher als ein Baby. Weil ich nachgab, habe ich sie getötet. Geschwächt von der Entbindung, starb sie an einem Fieber. Zuvor bat sie mich, unseren Sohn zu lieben. Ich habe ihn mehr als alle anderen geliebt. Als er deine Mutter heiratete, dachte ich, er hätte eine bessere Partnerin finden können. Ich war nicht gerecht zu deiner Mutter, und auch nicht zu euch Kindern. Ich will das wiedergutmachen, auch wenn ich meine Schuld an Angelicas Tod nicht aus der Welt schaffen kann. Aber ich will alles, was möglich ist, für ihre Enkelkinder tun.“
„Du trägst keine Schuld an ihrem Tod“, widersprach Caroline. „Dass du ihrem Wunsch nachgegeben hast, macht dich nicht zum Mörder.“
„Ihr Bruder hat mich so genannt und hatte recht“, sagte der Marquis. „Er hatte mich ja gewarnt. Sie war zu schwach für die Schwangerschaft und die Geburt. Ihr Bruder hasste mich, und ich habe mich auch gehasst …“
„Es tut mir leid, dass du so gelitten hast, Großvater“, sagte Caroline. „Aber inwiefern betrifft das mich?“
„Angelicas Herzschwäche war erblich, Caroline. Sie sagten mir, dass es nicht auf die männliche Linie, wohl aber auf die weibliche übergehe …“ Er schaute sie traurig an. „Du bist ihr so ähnlich, dass ich mir um dich Sorgen mache.“
„Du glaubst, ich habe Angelicas Schwäche geerbt?“ Caroline machte ein erschrockenes Gesicht. „Das ist lächerlich, Großvater. Ich bin vollkommen gesund. Um mich brauchst du dir keine Gedanken zu machen.“
„Angelica hat man auch nichts angemerkt, bis sie nach der Geburt Fieber bekam. Die Krankheit kann sich auch bei dir erst später zeigen.“
„Ich bin kerngesund“, sagte Caroline rasch.
„Ich sage ja nicht, dass du nicht heiraten sollst, mein Mädchen“, erklärte der Marquis. „Aber du solltest dir bewusst sein, dass du deinem Gatten niemals ein Kind schenken kannst.“
„Das weißt du doch nicht“, protestierte Caroline. Die Vorstellung, kinderlos bleiben zu müssen, regte sie plötzlich sehr auf. Sie wusste, wie dringend Sir Freddies Familie auf einen Erben wartete. Der Gedanke, dass sie den Mann, den sie liebte, nicht würde heiraten können, schmetterte sie nieder. „Niemand weiß so etwas. Ich fühle mich völlig gesund.“ Sie wollte nicht wahrhaben, was sie vernommen hatte. Es durfte nicht wahr sein …
„Sei nicht böse auf mich, Caroline“, bat der Marquis. „Angelicas Tod hat mich all die Jahre verfolgt, und nun sorge ich mich um dich.“
„Ruh dich jetzt etwas aus. Du hast mir gesagt, was dir auf dem Herzen lag, aber es gibt keinen Grund, dir um mich Sorgen zu machen“, erwiderte Caroline.
Bedrückt verließ sie ihren Großvater und ging in ihr Schlafzimmer. Wenn sie diese rätselhafte Erbkrankheit in sich trug, durfte sie keine Ehe mit Freddie eingehen. Er brauchte einen Erben.
9. KAPITEL
Nach einer unruhigen Nacht vergewisserte sich Caroline, dass der Zustand ihres Großvaters stabil war. Dann ging sie hinaus zu den Stallungen und ließ sich ein Pferd satteln. Der Stallbursche bot an, sie zu begleiten, doch sie schüttelte den Kopf und galoppierte los.
Der Wind wehte durch ihr Haar, und die Freude am Reiten vertrieb ihre trüben
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