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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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betrifft, meint, euch wäre ein riesiges Unrecht geschehen. Und dafür rächt ihr euch jetzt. Wenn du nicht allein zur Rechenschaft gezogen werden willst, dann rück endlich die Adresse von Nadine heraus.«
    Im ersten Moment fehlten mir die Worte. Dann setzte ich mich kerzengerade auf und fixierte Melanie. »Wenn du es ihr nicht sagst, dann werde ich es tun.« An Karen gewandt, sagte ich: »Du irrst dich, wenn du Nadine verdächtigst. Von mir ganz zu schweigen - das ist absurd. Hier auf dem Hof ist auch einiges vorgefallen, und ich habe nur dadurch Schlimmeres verhindern können, dass ich mich bei Melanie entschuldigt habe. Von dem Moment an war Schluss mit den Sabotageakten.« Ich konnte es in den Gesichtern der beiden arbeiten sehen. Ihre stumme Kommunikation war sehr beredt.
    Karen fasste sich als Erste. »Was willst du damit sagen?«
    »Dass nicht Nadine hinter all dem steckt, sondern Melanie.« Udos Schwester hatte in Sekundenschnelle meinen Schreibtisch erreicht und ließ ihre Faust auf die Platte niedersausen. »Ich verbiete dir, solch einen Schwachsinn zu verbreiten!«
    »Hast du mir nicht selbst gedroht und vorgehalten, wie leicht es ist, den Ruf eines unbescholtenen Menschen zu zerstören?
    Hast du nicht unreife Äpfel auf meinen Koppeln verstreut, einen Autoreifen durchstochen, Zäune beschädigt und Stacheldraht ausgelegt? Hast du nicht mein Heu abbestellt, mir den Amtstierarzt und die Presse auf den Hals gehetzt?« Vor Aufregung sprach ich immer schneller. »Hast du nicht all die kleinen Mosaiksteine verteilt, mit denen du mir tatsächlich eine Menge Probleme hättest machen können? Willst du das etwa abstreiten?« Ich erhob mich, so dass wir uns auf Augenhöhe gegenüberstanden. »Und das alles nur, weil ich in deinen Augen deinem Bruder nicht den nötigen Respekt erwiesen habe. Es würde mich nur interessieren, was Karen dir getan hat.« Beide sahen mich sprachlos an.
    Melanie war die Erste, die das Schweigen brach. »Nichts hat Karen mir getan, gar nichts. Und ich habe dir nichts getan.«
    »Du lügst!«, schrie ich.
    Sie musterte mich in aller Seelenruhe. »Nein, ich lüge nicht.«

24
    D er Amtstierarzt und Rieke Lohoff waren an einem Montag auf dem Hof aufgetaucht. Am darauf folgenden Tag hatte ich mit Melanie gesprochen und mich bei ihr entschuldigt. Seitdem war auf dem Bungehof nichts mehr vorgefallen. War es da nicht logisch, an Udos Schwester als Täterin zu denken? Für mich lag die Antwort auf der Hand, trotzdem ließ mich meine innere Stimme Susannes Rat folgen und - rein hypothetisch - auch Nadine als mögliche Täterin in Betracht ziehen. Mit ihr hatte ich mich bereits am Sonntag getroffen. Wenn meine Entschuldigung sie in ihrem Vorhaben gebremst haben sollte - warum hatte sie mir dann noch den Amtstierarzt und die Presse auf den Hals gehetzt, nur um danach endgültig die Waffen zu strecken? Das machte keinen Sinn. Außer ... Außer sie hatte ihre Aktionen nicht mehr bremsen können. Je länger ich darüber nachdachte, desto plausibler erschien mir diese Möglichkeit. Der Anruf im Veterinäramt war bereits am Freitag eingegangen. Das anonyme Schreiben war am Montag, auf dem Schreibtisch von Rieke Lohoff gelandet, musste also in der Woche davor abgeschickt worden sein.
    Hasste sie mich so sehr, dass sie zu solchen Mitteln griff? Und wenn ja - wie hätte sie so detailliert wissen sollen, womit man einem Pferdehof und seinen Vierbeinern schadete? Pferde waren ihr in etwa so fremd wie indische Elefanten.
    Eine unangenehme Ahnung ließ mich zum Herrenhaus hinüberlaufen und dort klingeln. Leider öffnete nicht Basti, sondern sein Großvater.
    »Haben Sie es sich überlegt?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Guten Abend, Herr Pattberg, ich würde gern Ihren Enkel sprechen.«
    »Basti!«, rief er in die Tiefen des Hauses. Dann trat er einen Schritt vor, neigte den Kopf zu mir und raunte: »Es soll Ihr Schaden nicht sein, junge Frau.«
    »Es wäre sogar ganz sicher mein Schaden.«
    »Und mein Schaden?«, brauste er auf. »Zählt der etwa gar nicht? Wissen Sie, was mir entgeht?«
    »Zufällig ja.«
    Er schnaubte erbost. »Zufällig! Dass ich nicht lache.«
    Basti enthob mich zum Glück einer Fortsetzung dieser unfruchtbaren Unterhaltung. »Carla, was gibt's?« Seinen nassen Haaren nach zu urteilen hatte er gerade geduscht.
    »Tut mir Leid, dass ich dich störe. Können wir kurz reden?« Mit einem Blick gab ich ihm eindeutig zu verstehen, dass dieses Gespräch unter vier Augen stattfinden sollte.
    »Na

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