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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Wobei, sondern um etwas Generelles.«
    Mein Herz begann zu stolpern. »Ich störe dich generell?« 
    »Nicht du störst mich generell, sondern deine generelle Annahme, du könntest mich nicht stören. Ich bin viel zu selbstverständlich für dich.« Er setzte sich mir gegenüber, stützte das Gesicht in die Hände und warf mir einen traurigen Blick zu.
    »Du bist mein Freund.«
    »Stets verfügbar und verständnisvoll.« Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Wirklich sehr sexy!«
    »Hast du eine Krise, Christian?«, fragte ich vorsichtig. »Oder hast du dich unglücklich verliebt?«
    »Unglücklich verliebt bin ich, seit ich dich kenne.«
    »Hast du etwas getrunken?«
    »Ich war noch nie so nüchtern.«
    »Dann spielen deine Hormone verrückt. Warum suchst du dir nicht ...«
    »Carla, ich warne dich!«
    »Ich meine bloß ...«
    »Ich weiß, was du meinst, und du kennst meine Meinung dazu. Ich halte nichts von One-Night-Stands.«
    Es wollte mir beim besten Willen nicht gelingen, ernst zu bleiben. »Christian, das ist völlig untypisch für einen Mann. Irgendetwas muss bei deiner geschlechtsspezifischen Entwicklung schief gelaufen sein.«
    »Mach dich nur lustig«, entgegnete er verschnupft.
    »Leidest du eigentlich darunter, als Single zu leben?«
    »Seit wann interessiert dich das?«
    »Seitdem Ilsa Neumann heute versucht hat, mir das Single-Leben madig zu machen. Also: Leidest du darunter?«
    »Ja.«
    »Ich dachte immer ...«
    »Ich weiß, was du denkst«, unterbrach er mich vorwurfsvoll, »dass wir es beide so schön zusammen haben. Wir haben einander fürs Herz, und ...«
    »Moment mal! Wenn du eine Frau brauchst, dann such dir eine, und lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.«
    »Ich will nicht einfach irgendeine Frau, ich will dich.«
    »Nur weil du mich nicht haben kannst.«
    »Nein, weil ich dich liebe«, entgegnete er ruhig.
    Ich schluckte gegen mein aufgeregt klopfendes Herz an. »Christian, wir sind Freunde, und daran wird sich hoffentlich nie etwas ändern.«
    Seine Stimme war rau, nachdem er eine mir unendlich erscheinende Weile geschwiegen hatte. »Woher kommt diese Angst, dich zu binden?«
    Ich sprang auf und zog meine Reitstiefel wieder an. »Warum haben Männer so große Schwierigkeiten damit, wenn eine Frau ihr Liebesleben so gestaltet, wie sie es üblicherweise tun?«
    »Du solltest mit dem Wort Liebe nicht so leichtfertig umgehen.« Sein trauriger Blick traf mich mehr als seine Worte.
    »Dann nenn es eben mein Lustleben!«, sagte ich so laut, dass ich die zarte Stimme in meinem Inneren übertönte. »Wenn ich Lust auf einen Mann habe, dann hole ich mir einen in mein Bett.«
    »Und genau das glaube ich dir nicht. Ich wette, dass in deinem Bett noch kein Mann gelegen hat. Du bist der Typ, der die Männer besucht und mitten in der Nacht aufsteht und geht.«
    »Das ist mein Stichwort«, sagte ich nach außen hin kühl. »Ich muss gehen.«
    »Wie kann jemand, der über so hohe Hindernisse springt, wie du es tust, ohne mit der Wimper zu zucken, ein solcher Angsthase sein?«
    »Das ist nicht logisch, da gebe ich dir Recht. Deshalb schlage ich vor, du überprüfst deine Annahmen!« Ich hatte die Türklinke bereits in der Hand und drückte sie hinunter.
    »Und ich schlage vor, du versuchst auch mal, ohne Pferd unter dem Hintern ein Hindernis anzugehen.«
    »Keine Sorge, das tue ich laufend«, hielt ich ihm mit gespielter Überheblichkeit entgegen.
    Er kam langsam auf mich zu. »Heißt das, ich muss nur einen Oxer vor meinem Bett aufbauen und schon springst du hinein?«
    »Willst du, dass ich mitten in der Nacht aufstehe und gehe?«, fragte ich leise.
    In Christians Blick mischte sich eine Härte, die mir fremd war. »Ich glaube, ich will, dass du erst dann wiederkommst, wenn du bereit bist, dir bei deiner Angst helfen zu lassen.«
    Mir war, als hätte er mir einen Schlag versetzt. »Du willst mich nicht wiedersehen?«
    »Nicht, solange sich nichts ändert zwischen uns. Seit Jahren hältst du unsere Beziehung in der Schwebe.«
    »Ich habe nie behauptet, dass ich anders als rein freundschaftlich für dich empfinde. Du bist derjenige, der ...«
    »Du brauchst nichts zu behaupten, Carla«, schnitt er mir das Wort ab. »Ich kann sehen, wie du fühlst. Aber solange du nicht fähig bist, es auszusprechen und danach zu handeln, will ...«
    »Willst du mich nicht mehr sehen«, vollendete ich niedergeschlagen seinen Satz. Ich gab mir alle Mühe, nicht vor seinen Augen in Tränen

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