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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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lassen? Mit einer Gruppe von sechs Reitern war ich im gestreckten Galopp einen Feldweg entlanggeprescht. Normalerweise dehnte ich auf den Ausritten die Galoppstrecke noch mindestens einen Kilometer weiter aus. An diesem Tag gab ich den Reitern hinter mir ein Zeichen, die Pferde traben zu lassen. Kaum ritten wir um die nächste Wegbiegung, sah ich die im Wind flatternden rotweißen Plastikbänder, die um die Büsche gewickelt waren. Meine Warnung kam zu spät, zwei der Pferde hinter mir scheuten bereits. Eines so stark, dass sein Reiter hinunterfiel. Er schrie laut auf, als er auf dem Boden aufprallte. Blitzschnell sprang ich vom Pferd und lief zu dem Mann, der gerade dabei war, sich zu berappeln. Seine Frau war ebenfalls abgestiegen und half ihm auf.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte ich besorgt.
    Er schüttelte den Kopf, während er sich den Staub von der Reithose klopfte. »Ich glaube, der Schreck war größer.«
    Ich sah mich suchend nach seinem Pferd um und stellte erleichtert fest, dass die anderen es inzwischen eingefangen hatten. Es war jedoch nicht dazu zu bewegen, näher als zwanzig Meter an uns heranzukommen. Die im Wind flatternden Bänder erschreckten es zu sehr.
    »Wollen Sie den Ausritt fortsetzen oder ist es Ihnen lieber abzubrechen?«, fragte ich in die Runde.
    Die Antwort war einhellig, alle wollten weiterreiten.
    »Schön! Vorher sammle ich aber schnell noch die Bänder ein.«
    Während ich sie aus den Büschen zog, wo sie festgeknotet waren, gesellte sich eine der Frauen zu mir. »Sieht nicht so aus, als seien hier Straßenarbeiter am Werk gewesen.«
    »Nein«, erwiderte ich knapp.
    Sie half mir mit den Bändern. »Wenn wir im Galopp um die Kurve geschossen wären, wäre das Ganze sicher nicht so glimpflich abgelaufen. Wer macht so etwas? Kinder?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist das erste Mal, dass hier so etwas passiert.«
    »Nicht ungefährlich.«
    Wem sagte sie das? Wer sich mit Pferden auskannte, wusste, dass solche Situationen wie dafür geschaffen waren, die Tiere in Panik zu versetzen. Dieser Schabernack hätte leicht ins Auge gehen können. Wer auch immer es gewesen war, zählte hoffentlich nicht zur Gruppe der Wiederholungstäter. Zumal es sich bei dem Feldweg um eine meiner Lieblingsstrecken für begleitete Ausritte handelte.
    Sie werden mich noch kennen lernen!  Die Worte von Hans Pattberg gingen mir nicht aus dem Kopf. Ohne Umschweife fragte ich Basti, ob sein Großvater zu körperlicher Gewalt neige. »Der?« Ein amüsiertes Lachen erhellte sein Gesicht. »Der ist ein Lamm, der tut nicht einmal einer Fliege etwas zuleide.« Mein skeptischer Blick blieb ihm hoffentlich nicht verborgen. »Wir sollten in nächster Zeit bei den Ausritten die Augen offen halten.« Ich erzählte ihm von den Bändern und dem Sturz.
    »Du hast aber nicht meinen Großvater in Verdacht, die Dinger da angebracht zu haben, oder?«
    »Ich habe niemanden in Verdacht«, antwortete ich halbherzig, »ich würde nur gerne Stürze vermeiden.«
    »Wer sich auf ein Pferd setzt, sollte wissen, welches Risiko er dabei eingeht. Jedes Tier ist unberechenbar.«
    »In solchen Situationen sind sie berechenbar, das ist ja das, was mir Sorgen macht.«
    »Das Ganze war sicher nur ein Dummejungenstreich. Dass ihm ausgerechnet deine Gruppe zum Opfer gefallen ist, halte ich für Zufall.«
    »Ich hoffe, du hast Recht.«
    Gerade hatte ich ein Fertiggericht in die Mikrowelle geschoben, als Susanne ihren Kopf zum Fenster hereinsteckte. »Schön, dass du da bist«, sagte sie freudig.
    »Hallo.«
    »Schlechte Stimmung?«
    »Geht so. Möchtest du auch etwas essen?«
    »Hab schon, danke.«
    Ich nahm eine Flasche Wasser und Gläser, brachte alles hinaus und stellte es auf den Gartentisch, den Susanne bereits in die Sonne gezogen hatte.
    »Es ist so herrlich heute«, sagte sie entspannt, »viel zu schön zum Arbeiten.« Sie hatte sich auf einem der Holzstühle niedergelassen und hielt ihr Gesicht in die Sonne. Mit einem behaglichen Seufzer löste sie ihre Haarspange und schüttelte ihre orangerote Mähne.
    »Erzähl mir etwas Schönes.« Appetitlos stocherte ich in dem überbackenen Lachs herum.
    Susanne zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in die mir entgegengesetzte Richtung. »Die Sirene ist heute Hals über Kopf abgereist. Ihr Liebster hat sie von einem Tag auf den anderen links liegen lassen und sich einer Neuen zugewendet, ebenfalls Gast im Hause.«
    »Und das findest du schön?«
    »Interessant. Es beweist, dass blonde

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