Nur ein Gerücht
müssen wir wachsamer sein! Ich werde auch meinem Großvater Bescheid sagen.«
»Ich glaube, das kannst du dir sparen! Wir sind im Augenblick nicht gerade die allerbesten Freunde!«
»Ist mir auch schon aufgefallen«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
»Besteht die Möglichkeit, dich auszuhorchen, was mit ihm los ist?«
»Die Möglichkeit besteht immer, ob sie allerdings von Erfolg gekrönt ist ...?«
»Jetzt sag schon!«
»Carla, ehrlich, ich kann dir nichts sagen! Ich weiß selbst nicht, was er plötzlich gegen dich hat. Vielleicht ist er eifersüchtig, weil ich ihm ständig von dir vorschwärme und er befürchtet, auf seinem Olymp Gesellschaft zu bekommen.«
»Du schwärmst von deinem Großvater?«, fragte ich ungläubig. »Als kleiner Junge schon!«
»Jetzt bist du ein großer Junge!«
»Ich habe jahrelang bei ihm die Ferien verbracht. Er hatte immer Zeit für mich. Wenn ich ihn brauchte, hat er alles stehen und liegen lassen. Das ist heute noch so. Er ist das totale Kontrastprogramm zu meinen Eltern.«
»Kannst du dir vorstellen, warum er mir den Pachtvertrag kündigen will?«
Meine Frage schien ihn nicht zu überraschen. »Das würde ich nicht allzu ernst nehmen! Er ist ein Hitzkopf. Wahrscheinlich hat er sich über irgendetwas geärgert und will sich auf diese Weise revanchieren!««
»Könnte es sein, dass es ihm gegen den Strich geht, dich lediglich als Angestellten auf dem Bungehof zu sehen?«
Ein übermütiges Lachen überzog sein Gesicht. »Gegen den Strich geht es ihm bestimmt. Aber er weiß genau, wie es um meine Ambitionen bestellt ist, daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Und lieber sieht er mich als Angestellten, als auf die Pacht zu verzichten. Also mach dir keine Sorgen.«
»Das ist leicht gesagt, wenn deine Existenz nicht davon abhängt!«
»Deine Existenz hängt auch nicht vom Bungehof ab, sondern von dir selbst. Mit deinem Einsatz und deiner Philosophie wirst du immer und überall Erfolg haben.«
»Etwas Ähnliches meinte dein Großvater auch«, sagte ich mit einem verunglückten Lächeln.
»Na siehst du! Und jetzt sollten wir uns ranhalten, sonst schaffen wir unser Pensum nicht.«
Ein Blick auf die Uhr gab ihm Recht: Wir hatten nahezu eine halbe Stunde geredet, in der Heide bereits damit begonnen hatte, die Pferde auf die Weiden und in den Freilauf zu bringen. Nachdem Basti den Traktor zum Ausmisten in den Stall gefahren hatte, gesellte er sich schließlich wieder zu mir.
»Könntest du mich morgen in deiner Mittagspause ausnahmsweise vertreten?«, fragte er. »Meine Eltern feiern Silberhochzeit und geben mittags einen Empfang. Du müsstest auch nur meinen Einzelunterricht um dreizehn Uhr übernehmen.«
»Kein Problem.«
»Aber nicht, dass du denkst, mein Unterricht wäre schlecht.«
»Fiele mir nicht im Traum ein!«
»Wenn du Frau Köster reiten siehst, wird es das Erste sein, was dir einfällt«, sagte er betrübt! »Sie macht nicht den Eindruck, als hätte sie bereits sechs Reitstunden hinter sich. Eher sieht es danach aus, als säße sie auf einem Fremdkörper, zu dem sie nie eine Beziehung aufbauen wird.«
»Vielleicht kommt es ihr darauf nicht an.«
Basti schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht der Typ, der Reitstunden nimmt, weil es chic ist.«
»Aber vielleicht ist sie der Typ, der Stunden nimmt, weil ihr der Reitlehrer gefällt!« Ich musste an Bastis Fanclub denken und fand meine Spekulation gar nicht so abwegig.
»Das könnte ich ja verstehen«, sagte Basti ohne jede Koketterie, »aber auf mich fährt sie genauso wenig ab wie auf das Pferd unter ihrem Hintern!« Er stocherte mit der Mistgabel in der Streu vor seinen Füßen herum. »Sie ist freundlich und an allem interessiert, aber dennoch irgendwie unbeteiligt! Ich glaube, sie ist ein durch und durch unglücklicher Mensch.«
»Da hast du den Grund für die Reitstunden. Wahrscheinlich hat ihr jemand prophezeit, dass sich auf einem Pferderücken so etwas wie Glück finden lässt!«
»Hast du deshalb gestern diesen Springmarathon absolviert?«
»Ich habe die Pferde trainiert.«
»Mit Tränen in den Augen.«
Augenblicklich versteifte ich mich! »Anstatt in meinen Augenwinkeln nach Feuchtigkeit Ausschau zu halten, wäre es besser, du würdest deine neugierigen Blicke auf die Suche nach unserem Missetäter schicken!«
»Du hast es nicht gern, wenn man über Gefühle redet, habe ich Recht?«
Die scharfe Entgegnung, die mir auf der Zunge lag, löste sich in nichts auf, als ich seinen mitfühlenden
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