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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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verglichen!«
    »Komisch eigentlich, Sie sind hartnäckig und eloquent - ideale Voraussetzungen für diesen Beruf.«
    »Trotzdem haben sich diese Eigenschaften bei Ihnen nicht bewährt! Was ich zutiefst bedaure. Und zwar nicht nur wegen Viktor, sondern auch Ihretwegen! Er ist ein wunderbarer Mensch, sehr feinsinnig und großzügig, er ist warmherzig und engagiert! Sie werden bald keine Gelegenheit mehr haben, diese Seiten an ihm kennen zu lernen.«
    »Sie vergessen, dass ich meinen Vater bereits kennen gelernt habe.« Der spöttische Zug um meinen Mund entglitt und verwandelte sich in einen bitteren.
    Er schüttelte vehement den Kopf »Ihre Erinnerungen sind die eines Kindes, eines jungen Mädchens.«
    »Sind sie deshalb weniger wert? Glauben Sie, dass nur Erwachsene eine klare Wahrnehmung haben?«
    »Ich glaube«, antwortete er, wobei er seine Worte mit Bedacht wählte, »dass Sie sich die Chance geben sollten, Ihren Vater vor seinem Tod noch einmal zu treffen.«
    »Um auf ewig Frieden zu schließen?«, fragte ich sarkastisch. »Ich glaube nicht an diesen Mist!«
    Er betrachtete mich mit einer Mischung aus Unglauben und Abneigung. »Sind Sie nicht ein bisschen jung für solch starre Glaubenssätze?«
    »Und Sie? Sind Sie nicht ein bisschen zu alt fürs Klinkenputzen?«
    Ich hatte kaum ausgeredet, als er hörbar die Luft einsog. Ihm war deutlich anzusehen, dass er mit meinen Worten zu kämpfen hatte. »Ich frage mich, ob es für Viktor überhaupt gut ist, Ihnen noch einmal zu begegnen.«
    »Für mich ist es ganz bestimmt nicht gut!«
    »Sie sind verletzt, und Sie schlagen um sich. Das ist sogar verständlich.«
    Ich wollte sein Mitgefühl nicht und sah hinauf in den Himmel, wo keine einzige Wolke meinem Blick Halt bot. »Gehen Sie!«
    Dieses Mal folgte er meiner Aufforderung ohne Zögern, drehte sich dann jedoch noch einmal um und kam zurück. Aus der Gesäßtasche zog er ein flaches Portemonnaie, dem er eine Visitenkarte entnahm. »Sollten Sie es sich anders überlegen, dann rufen Sie mich an oder kommen Sie einfach bei uns in Eutin vorbei. Meine Adresse ist auch Viktors Adresse.« Er legte die weiße Karte vor mich auf den Tisch. »Passen Sie auf Ihre Gefühle auf, Carla. Manchmal haben sie die Angewohnheit, sich zu verhärten.« Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus meinem Blickfeld.
    Voller Wut fegte ich die Karte vom Tisch. Ich hatte es gewusst:
    Er machte nur Scherereien.
    Der Unterricht zwang mich dazu, meine Gedanken vorübergehend in andere Bahnen zu lenken. Kaum hatten meine Schülerinnen allerdings ihre Pferde zurück in den Stall gebracht, grübelte ich über die Frage nach, die Franz. Lehnert mir gestellt hatte. Es war nicht nur Hans Pattberg, der den Eindruck gewonnen haben konnte, ich sei ihm auf die Füße getreten. Auch Melanie schien eine gehörige Wut auf mich zu haben. »Carla, komm schnell!«, rief Basti, der außer Atem in den Stall gerannt kam. »Als ich auf dem Rückweg von meinem Ausritt an der hinteren Koppel vorbeikam, sind die Pferde wie üblich zum Zaun getrabt. Nur Finn stand mit hängendem Kopf da und hat noch nicht einmal mit einem Ohrenzucken auf mein Rufen reagiert.«
    »Übernimm du meinen Unterricht«, rief ich ihm zu, »ich kümmere mich um ihn.«
    So schnell ich konnte, rannte ich zur Weide, wo ich das bestätigt fand, was Basti beschrieben hatte. Auch auf mich reagierte Finn nicht. Ich legte mein Ohr hinten an seine Flanken, um zu prüfen, ob Darmgeräusche zu hören waren, aber ich konnte nicht einmal ein leises Gluckern ausmachen. Ich hatte die Wahl: zurücklaufen und den Tierarzt rufen oder selbst versuchen, ihm zu helfen. Um keine Zeit zu verlieren, entschied ich mich für Letzteres.
    Vorsichtig, aber dennoch bestimmt zog ich Finn am Halfter hinter mir her. »Du musst dich bewegen, Finn! Na los!!« Zehn Minuten lang animierte ich ihn beharrlich, ein Bein vor (las andere zu setzen. Dann ließ ich ihn verschnaufen und massierte mit den Handflächen kräftig seine Flanken. Und wieder musste er laufen. Nach weiteren zehn Minuten wiederholte ich, inzwischen in Schweiß gebadet, die Prozedur, nur um festzustellen, dass er noch kein bisschen lockerer lief. Auch Darmgeräusche waren noch keine zu hören.
    »Nicht nachlassen, Finn! Wir schaffen das schon.« Ich massierte ihn so fest ich konnte.
    »Kann ich dir helfen?«, hörte ich in diesem Moment Susannes Stimme. Sie kam über die Weide auf mich zugelaufen.
    Ich hätte heulen können vor Freude, sie zu sehen. »Massiere du auf

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