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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Natürlich! Es musste im Internet doch einen Bericht über dieses ertrunkene Geschwisterpaar geben. Schnell speicherte ich das, was ich notiert hatte, rief die Suchmaschine auf und gab
Callum, Catherine, Blackfriars Bridge
und
Ertrinken
ein. Die Rückmeldung kam schnell und war enttäuschend. Nichts Brauchbares, aber ich merkte, dass das eine gute Methode war, um weiterzuforschen. Ich schaute unter
Selbstmord
und
Brücke
nach und versuchte es mit
Doppelselbstmord in der Themse
, aber keine Anfrage brachte mich irgendwie weiter.
    Nach ewig langem Herumsuchen stieß ich auf einen Zeitungsartikel, in dem es darum ging, wie viele Menschen in London bereits ertrunken waren. Der Artikel war gleichermaßen bedrückend wie aufschlussreich. Offenbar war die Zahl der Todesfälle im Fluss in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen, vor allem dank der neuen Rettungsbootsstation, die es ermöglichte, wenige Minuten später bei den Menschen zu sein, nachdem sie auf dem Wasser aufgeschlagen waren. Ein Vorkommnis, bei dem zwei Menschen nicht gerettet worden waren, wurde nicht erwähnt. Ich setzte mich aufrecht hin und streckte mich. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie steif ich vom Sitzen am Computer geworden war. Ich hörte meine Eltern die Treppe hochkommen und schaute auf die Uhr. Fast Mitternacht. Ich gähnte, speicherte die Seite als Favorit und schaltete den Rechner aus. Morgen konnte ich immer noch weiterarbeiten.
    Mit einem erleichterten Seufzen ließ ich mich ins Bett fallen, knipste das Licht aus und kuschelte mich unter meine Decke. Mein Verstand lief auf Hochtouren, doch ich spürte ein warmes Ziehen im Herz, in dem Callum nun lebte, und als ich an ihn dachte, musste ich in mich hineinlächeln. Die Probleme, mit denen wir uns herumplagten, schmolzen dahin, und ich merkte, wie ich in den Schlaf abtrieb.
    Kurz bevor ich ganz eingeschlafen war, spürte ich ein Prickeln im Arm, das mir inzwischen so vertraut und doch seltsam anders war. Ich versuchte, nach dem Handspiegel zu angeln, während ich verschlafen murmelte: »Callum. Ich hab gar nicht mehr mit dir gerechnet. Was machst du so spät noch draußen?«
    Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, zuckte ich vor Schreck zusammen. Schnell knipste ich meine Nachttischlampe an. Hinter mir im Spiegel stand eine Fremde.
    Mit einem Mal hellwach, setzte ich mich kerzengerade auf. »Wer bist du und was machst du hier?«, zischte ich, so laut ich mich traute. Doch noch während ich das sagte, bemerkte ich, dass mir ihr Gesicht vertraut war, etwas runder vielleicht, aber die Nase hatte einen ähnlichen Schwung, und das lange dichte Haar war von genau derselben Farbe wie Callums. Es war Catherine.
    »Du bist also Alex.« Es war kein Gruß und keine Frage, lediglich eine Feststellung. Ihre Stimme klang kalt und gefühllos.
    Ich versuchte, nicht zu schroff zu klingen: »Ja, und ich weiß auch, wer du bist.« Ich musterte sie von oben bis unten, soweit das mit dem winzigen Spiegel ging. Sie war zierlich und genau wie Callum mit dem altmodischen Umhang bekleidet. Sie hatte einen schlanken Hals und eine ziemlich hochmütige Kopfhaltung. Das gute Aussehen lag offensichtlich in der Familie, denn sie war atemberaubend schön. Ihr dunkelblondes Haar fiel bis über ihre Schultern, und in ihren Augen waren die vertrauten goldenen Punkte zu sehen. Allerdings waren ihre Augen nicht blau, sondern von einem kräftigen Grün, das im Licht der Lampe strahlte.
    Auch wenn sie unvergleichlich hübsch war, verströmte sie doch eine überwältigende Traurigkeit. Die Form ihres Mundes, die Art, wie sie die Schultern hielt, der Blick ihrer Augen – alles zusammen ergab ein Bild wunderschönen Jammers.
    »Wir müssen reden. Ich fürchte, du steuerst da in etwas hinein, das du nicht verstehst.« Ihre Stimme klang angestrengt, als hätte sie Mühe, die Worte herauszubekommen.
    Ich war auf der Hut. Callum war eindeutig nicht besonders gut auf seine Schwester zu sprechen. Ich wollte nichts machen, was ihn durcheinanderbringen würde, doch ich konnte sie schlecht ignorieren.
    Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und gab mir Mühe, den Eindruck zu erwecken, ich hätte die Situation im Griff. So warmherzig, wie ich konnte, lächelte ich sie an.
    »Schön, dich kennenzulernen. Callum hat mir schon viel von dir erzählt.«
    »Tatsächlich.« Wieder keine Frage. Selbst wenn mir Callum kaum etwas von ihr erzählt hätte, würde sie mir immer unsympathischer.
    »Ja. Er hat mir eine Menge über

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