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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Kinn.
    Sie lachte kurz und spröde auf. »Wirklich? Lass mich raten. Er hat dir erzählt, dass er von der Blackfriars Bridge gesprungen ist, um mich zu retten, dass er den Menschen nur unwichtige Erinnerungen nimmt und ohnehin nicht so viele braucht, dass er so etwas wie für dich noch nie für irgendjemanden empfunden hat – soll ich weitermachen?«
    Als ich sie entsetzt anblickte, konnte ich mein eigenes verzerrtes Gesicht im Spiegel sehen. »Ich verstehe nicht.«
    »So macht er es immer.« Sie sprach langsam und überbetont wie zu einem kleinen, dummen Kind. »Du bist nicht die Erste, und vermutlich auch nicht die Letzte. Und natürlich mag er auch die ganzen Kontakte, die du hast. All deine Freundinnen – das ist ein ziemlicher Anreiz.«
    »Was meinst du damit?«
    »Er bevorzugt schon seit langem die Erinnerungen von jungen Frauen. Er sagt, sie hätten eine bessere
Konsistenz
als die anderer Menschen … Wahrscheinlich konnte er sein Glück kaum fassen, als diesmal das Amulett von einem so beliebten Schulmädchen gefunden worden ist.«
    »Nein, das ist nicht wahr! Du lügst!« Sie musste einfach lügen. Niemals würde Callum das meinen Freundinnen antun.
    »Tut mir leid«, fuhr sie im selben Tonfall fort. »Es ist schrecklich, nicht wahr? Er hat mir erzählt, dass deine Freundin mit den langen dunklen Haaren besonders gute Ergebnisse hervorbringt und es außerdem sehr erfreulich ist, sie beim Sammeln anzuschauen.«
    Ich war so benommen, dass ich kein Wort mehr herausbrachte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Callum Grace die Erinnerungen gestohlen hatte. Das alles musste ein Irrtum sein. Schließlich fand ich meine Stimme wieder. »Nein, das stimmt nicht.«
    »Du weißt, dass ich die Wahrheit sage.« Zum ersten Mal wirkte sie betroffen, nicht einfach ausdruckslos oder wütend. »Denk darüber nach – warum sonst sollte er dich haben wollen? Du bist nur ein ganz durchschnittliches Mädchen.«
    Der eisige Druck auf meiner Kehle wurde so hart, dass ich kaum mehr atmen konnte. Ich versuchte, mich zusammenzureißen und klar zu denken. Callum war unglaublich attraktiv, doch mir war beigebracht worden, selbstbewusst zu sein. Ich würde mich nicht so schnell einschüchtern lassen und glauben, ich wäre nicht gut genug für ihn.
    »Wenn man liebt, ist niemand
durchschnittlich
. Callum und ich hatten einfach Glück, uns zu finden. Es ist ein bisschen komplizierter, als ich es mir vorgestellt habe, aber ich glaube, dass wir einen Weg finden können, um zusammenzukommen.«
    »Es ist lächerlich, das zu glauben. Er ist hier, und du bist da drüben. Callum weiß, dass das nicht funktioniert. Er spielt mit dir.«
    »Aber warum sollte er? Was hat er davon?«
    »Ich sehe schon, er war sehr … geschickt damit, was er dir erzählt hat. Habe ich denn recht mit dem, was ich vorhin gesagt habe? Was er dir alles erzählt hat?«
    Das konnte ich nicht bestreiten. »Ja, so hat er es mir erzählt.«
    »Und du hast ihm geglaubt?«
    »Warum nicht?«
    »Und hat er alle deine Fragen über … 
uns
beantwortet? Oder war er dabei etwas … wählerisch?« Fragend hob sie die Augenbrauen und sah dabei Callum noch ähnlicher.
    Ich dachte an all meine Fragen zurück, denen er nur ausweichend geantwortet hatte – über die Versunkene, die fortgegangen war, und wie er ausgeflippt war, als ich das Amulett abgenommen hatte. Ich wandte den Blick ab, und Catherine lächelte triumphierend. »Siehst du. Lass mich die Lücken füllen. Callum sieht natürlich noch aus wie ein Junge, aber er macht das jetzt schon so lange, dass er richtig gut darin geworden ist.«
    »Wie alt ist er denn?«
    »Das weiß keine so genau, aber ich glaube, er ist – oder besser war – noch keine zwanzig. Manchmal ist er schrecklich unreif.«
    Ich sträubte mich. »Aber er sieht wirklich nicht so jung aus.«
    »Weißt du, unsere Seite macht seltsame Dinge mit uns. Das sind nicht nur die seltsamen Umhänge und Amulette. Ein Versunkener zu sein ändert alles. Wirklich, Callum ist bloß ein Kind.«
    »Und du bist den ganzen Weg hergekommen, um mich zu warnen, dass er zu unreif ist? Das kauf ich dir nicht ab.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Ich halte es aber für meine Pflicht, dich vor der Gefahr zu warnen.«
    »Vor welche Gefahr?«
    »Callum.«
    »Aber wie könnte Callum denn gefährlich sein? Er ist da drüben, und ich bin hier. Er kann mich nicht verletzen. Er kann mich nicht mal richtig anfassen«
    »Was hat er dir denn von den Amuletten

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