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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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und mit dem Sauwetter von vorhin war dort wahrscheinlich nicht so viel Betrieb.
    Ich brachte mich dazu, aufzustehen, auszusteigen und durch die Anlagen auf das Labyrinth zuzusteuern. Wie ich erwartet hatte, schlenderten nur ein paar Touristen dort herum. Und wie ich erwartet hatte, war das Labyrinth nahezu verlassen, und der Typ am Eingang nahm kaum von mir Notiz, als ich mich, meine Saisonkarte schwenkend, durch das Drehkreuz schob.
    Ohne an irgendetwas zu denken, lief ich wie ferngesteuert zwischen den alten Eibenhecken hindurch, setzte immer nur einen Fuß vor den anderen. Das tat richtig gut. Außer Hecken gab es hier nichts zu sehen, und alles, was ich hörte, war das Knirschen meiner eigenen Füße im Kies. Ich ging um Ecken und durch Schleifen, an Sackgassen vorbei und durch offene Bogengänge. Und die ganze Zeit bemühte ich mich, meine Gefühle beständig unter Kontrolle zu halten und mich nur auf das Gehen zu konzentrieren.
    Plötzlich merkte ich, dass etwas anders war – es schien heller zu sein und die Luft frischer. Ich zwinkerte und sah mich um: Ich hatte den Mittelpunkt erreicht. Ich kannte das Labyrinth zu gut, und so hatten mich meine Füße automatisch direkt zum Zentrum gebracht. Typisch. Nicht einmal ordentlich verlaufen konnte ich mich.
    Doch plötzlich konnte ich meine Gefühle nicht mehr länger im Griff behalten und stolperte zu einer Bank. Dort ließ ich meinen Kopf auf die Knie fallen und überließ mich meinem Schmerz. Wellen von Traurigkeit schlugen über mir zusammen, und ein riesiger Schluchzer baute sich in meiner Brust auf. Ich holte tief Luft, um ihm Nahrung zu geben, und dann ließ ich dem Schluchzen freien Lauf.
    Ich würde Callum nie wiedersehen.
    Der heftige Schmerz sprengte mir fast die Brust. Ich wünschte nur noch, dass sich ein riesiges Loch vor mir auftäte, in das ich mich stürzen könnte, um nichts mehr wahrzunehmen und keinen Kummer mehr zu spüren.
    So mussten sich die Versunkenen jeden Tag von neuem fühlen, schoss es mir durch den Kopf. Undenkbar, jeden Morgen so aufzuwachen und zu wissen, dass es ewig so weitergehen würde und es keinen Ausweg gab. Einen Augenblick lang hatte ich Mitleid. Ich dachte an Callum. Sosehr ich es auch versuchte, ich konnte der Erinnerung an sein sanftes Lächeln, seine breiten Schultern, die Leidenschaft in seinen Augen nicht entfliehen. Am liebsten wollte ich immer noch glauben, dass jemand, der so gut zu sein schien, nicht dermaßen herzlos und grausam sein konnte. Doch kaum ließ ich diesen Gedanken zu, stieß ich auf seine Ausflüchte und Lügen.
    Ich fühlte mich hintergangen und würde nie wieder jemandem so vertrauen und so sehr lieben. Ein Schleier von Wut legte sich langsam über meine Tränen. Ich würde mir mein Leben nicht zerstören lassen. Ich würde jemanden finden, den ich liebte und der auch mich genauso zurücklieben würde.
    Doch die Verzweiflung belauerte mich, wartete nur darauf, sich aufzubäumen und mich wieder in Beschlag zu nehmen. Ich konnte mich nicht an meine Wut klammern. Sobald ich an Callum dachte, kehrte auch der Schmerz zurück und ließ mich laut aufstöhnen.
    »Entschuldigen Sie, Miss, aber wir schließen bald und …«
    Ich schlug die Augen auf und sah den Mann vom Ticketschalter. Er erschrak. Schnell trat er etwas zurück, fasste sich aber schnell wieder. »Ich wollte Sie nicht stören, aber einige Leute haben mir gesagt, dass Sie noch hier sitzen. Ich kann Ihnen den Weg nach draußen zeigen, wenn Sie wollen.«
    »Nein, ist schon gut«, sagte ich mit kratziger Stimme. Ich wollte sein Mitleid nicht. »Ich finde allein nach draußen, aber trotzdem vielen Dank.«
    Ich stand auf und ging Richtung Ausgang. Ein verlegenes Hüsteln folgte mir. »Ich kann Sie auf dem direkten Weg nach draußen führen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Es war einfacher, darauf einzugehen, und im Nu stand ich wieder vor dem Eingang der Anlage. Der Ticketverkäufer seufzte erleichtert auf, bevor er zurück zu seiner Hütte hastete, das Tor verschloss und ging.
    Ich sah mich um. Die Sonne stand schon tief am Himmel, und ich blickte auf die Uhr. Es war schon spät. Ich fischte mein Handy aus dem Rucksack. Während des Unterrichts am Vormittag hatte ich es auf lautlos gestellt und nicht wieder eingeschaltet. Ich hatte neun Anrufe von Grace, Josh und meiner Mutter. Von Callum würde es nie einen geben, dachte ich niedergeschlagen. Sei stark, sagte ich streng zu mir selbst. Denk nicht daran.
    Während ich die Nachrichten abrief, setzte

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