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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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dass ich sogar ganz kurz lächeln konnte. Doch dann holte mich die Traurigkeit wieder ein, und das kleine bisschen Freude war verschwunden.
    Vielleicht war das der Schwan, den ich gerettet hatte, überlegte ich. War er dafür verantwortlich, wie ich mich jetzt fühlte? Ich wusste, dass es lächerlich war, einem harmlosen Vogel die Schuld für mein Schicksal zu geben, doch ich konnte nicht anders. Ich wandte mich ab und machte mich auf den Rückweg zur Schule.
    Der Nachmittag war dann nicht besser. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, und Mr Pasciuta war zu Recht enttäuscht über meinen Widerwillen, am Unterricht teilzunehmen.
    »Geht es dir nicht gut, Alex? Was hast du denn in letzter Zeit?«, fragte er und gab mir damit die Möglichkeit, dem Unterricht zu entkommen. Obwohl ich eigentlich nicht alleine sein wollte, nahm ich die Gelegenheit wahr.
    »Ich glaube, dass ich einen Migräneanfall bekomme. Kann ich vielleicht in den Aufenthaltsraum gehen?« Sogar mir selbst kam meine Stimme dumpf und teilnahmslos vor.
    »Ja, mach das. Wahrscheinlich ist es am besten, du wartest dort, bis die Busse kommen«, stimmte Mr Pasciuta zu. »Lass dir morgen von jemandem die Hausaufgaben geben.«
    Im Aufenthaltsraum warf ich mich auf einen Knautschsack und starrte zur Decke. Irgendetwas in meiner Erinnerung entglitt mir immer wieder. Immer noch nagte in mir das Gefühl, dass Catherine etwas Wichtiges gesagt hatte, etwas, das vielleicht helfen könnte, doch ich konnte mich einfach nicht daran erinnern. Ich hasste es, das Gespräch mit ihr im Kopf noch einmal abzuspulen, doch ich hatte keine Wahl. Was war es nur? Catherine schien froh darüber gewesen zu sein, es geschafft zu haben, meine Welt zum Einsturz zu bringen. Später dann hatte sie gesagt, sie könnte helfen.
    Plötzlich setzte ich mich auf. Das war es! Catherine hatte gesagt, dass es einen Ausweg gäbe und dass sie mir helfen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte, doch wenn es eine Möglichkeit gab, diese Qual zu beenden, musste ich sie nutzen. Zum ersten Mal seit über vierundzwanzig Stunden hatte ich wieder etwas, auf das ich zusteuern konnte.
    Ich musste mit Catherine reden, wollte aber vermeiden, Callum zu treffen. Sie hatte gesagt, sie würde kommen, wenn ich ihren Namen sagte, aber wenn ich das Amulett anfasste, würde Callum vielleicht ebenfalls erscheinen. Ich fragte mich, ob er mich immer noch belauschte oder ob er zu Olivia zurückgegangen war. Doch da es für ihn keinen Grund gab, sich weiter Gedanken um mich zu machen, nahm ich an, dass er nicht auftauchen würde. Als ich an Olivia dachte, bekam mich der Kummer wieder fester zu fassen, und so beschloss ich, Catherine zu rufen.
    Ich sah mich im Aufenthaltsraum um – er war nahezu leer. Wenn ich den Handy-Kopfhörer benutzen würde, konnte ich ein Gespräch riskieren. Ich setzte das Headset auf und öffnete die Tasche meines Rucksacks. Nachdem ich einen Finger um den Reif gelegt hatte, rief ich:
    »Catherine, hier ist Alex. Wir müssen reden.«
    Ich ließ den Reif los und wartete ein paar Minuten, wobei ich mich bemühte, nicht an die Möglichkeit zu denken, dass ich vielleicht Callum statt seiner Schwester gerufen hatte. Nachdem ich langsam bis hundert gezählt hatte, streifte ich das Amulett nochmals über und rief erneut.
    »Catherine, bist du da?«
    Da war es wieder, das vertraute Prickeln, und ich schauderte in der Ungewissheit, wessen Stimme ich hören würde.
    »Ich wusste, dass du mich rufen würdest«, sagte Catherine sachlich, und ich war froh, dass ich keinen Spiegel hatte. Ich wollte ihr Gesicht nicht sehen, denn es würde mich nur an Callum erinnern.
    »Ich habe getan, was du mir geraten hast, und Callum meine Fragen gestellt. Er hat nichts abgestritten, und ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nie wieder sehen will.« Selbst so knapp formuliert, war es fast unerträglich qualvoll, diese Geschichte zu erzählen.
    »Das tut mir leid für dich. Wirklich. Callum ist ein sehr guter Lügner. Es ist nicht deine Schuld, dass du alle seine Geschichten geglaubt hast.«
    Ich wollte ihr Mitleid nicht, und ich wollte das Amulett möglichst schnell wieder abnehmen, und so drängte ich weiter. »Du hast gesagt, du könntest mir helfen. Was hast du damit gemeint?«
    »Ich kann dir tatsächlich helfen, Alex. Ich kann es so aussehen lassen, als ob das alles nie passiert wäre.«
    »Wie meinst du das?«
    »Denk nach. Was machen wir denn hier tagtäglich?«
    »Ich verstehe nicht.«

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