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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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wachsende Entschlossenheit. »Ich lasse mich nicht anlügen, Callum, von dir nicht und von niemandem sonst.«
    Seine Hoffnung fiel wieder in sich zusammen. »Bitte geh nicht, Alex! Ich kann das alles erklären. Gib mir doch eine Chance.«
    »Es ist zu spät.« Mein Ton war barsch, während ich mich gleichzeitig bemühte, ihm meinen Kummer nicht zu zeigen. »Du hattest so viele Gelegenheiten, mir alles zu erzählen.« Ich würde jetzt nicht weinen. »Bitte lass mich und meine Freundinnen ab jetzt in Ruhe. Wir wollen nicht, dass du unsere Erinnerungen nimmst, und außerdem wird es hier in der nächsten Zeit sowieso nicht so viel Freude geben. Das Amulett werfe ich wieder in den Fluss – für dein nächstes Opfer.«
    »Nein! Geh nicht! Bitte! Ich erzähle dir alles!« Er klang echt verzweifelt.
    »Zu spät«, wiederholte ich leise und zwang mich, nicht in das Gesicht zu sehen, das ich so sehr liebte, das Gesicht, das ich nie wiedersehen würde. »Bitte, Callum, es ist das Beste so. Versuche nie wieder, Kontakt mit mir aufzunehmen.« Mit Tränen in den Augen blickte ich auf. Er hatte den Kopf gesenkt, und ich glaubte, eine Träne auf seinem Gesicht glitzern zu sehen. Er schüttelte den Kopf und flüsterte leise:
    »Nein! Das kann nicht sein. Ich glaube es nicht. Das darf einfach nicht passieren.«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das Haar, das ich niemals berühren würde. Als er den Kopf hob, war sein Unglück offensichtlich – durch den Schmerz in seinem Gesicht, die hängenden Schultern und die bleierne, leblose Leere in seinen Augen. Das wunderbare Feuer war fort.
    Ich schluckte schwer. Callum war am Boden zerstört. Ich war ihm auf die Schliche gekommen. Nun musste ich stark sein und die Sache zu einem Ende bringen.
    »Callum, bitte tu das nie wieder. Lass nicht noch ein Mädchen das durchmachen, was ich durchgemacht habe. Lass uns einfach alle in Ruhe. Du musst gehen. Du musst jetzt gehen.« Ich schaute ihm in die Augen, als ich mir das Amulett vom Handgelenk nahm und es auf den Boden fallen ließ. Sein letztes Bild flimmerte und verblasste schließlich. Ich war wieder allein.
    Endlich ließ ich die Tränen zu. In Strömen rannen sie mir über das Gesicht und tropften in meinen Schoß. Doch ich konnte mich ihnen nicht völlig hingeben. Ich konnte ihn nicht mehr sehen, aber ich wusste, dass er mich sehen konnte und alles, was ich tat. Ich musste von hier weg. Irgendwohin, wo er nie mit mir gewesen war. Ich hob das Amulett mit auf und warf es in meinen Rucksack. Dann wühlte ich nach einem Papiertaschentuch, putzte mir die Nase, überprüfte mein Gesicht im Spiegel, entriegelte die Tür und steuerte den nächsten Ausgang an. Ich wollte niemandem in die Arme laufen. Draußen war der Dauerregen einer blassen Sonne gewichen, und mich umgaben lauter Mädchen, die ihren Spaß hatten: das Geschrei der Unterstufenmädchen auf dem Spielfeld, der Jubel von der Laufbahn, die Gespräche von Gruppen, an denen ich vorbeikam.
    Ich hatte das Gefühl, gar nicht wirklich da zu sein. Alles wirkte irgendwie gedämpft und irreal. In mir spürte ich einen bohrenden Schmerz. Ich drängte ihn zurück. Es war noch nicht die Zeit, ihn herauszulassen.
    Meine Füße trugen mich wie von selbst zum Eingangstor. Ich suchte die Bushaltestellen nach Leuten ab, die ich kannte, und ging dann zu einer Haltestelle, an der niemand wartete.
    Beobachtete er mich noch? Wie würde ich das jemals wissen können? Er konnte in diesem Moment direkt vor mir stehen. Erschreckt von dem Gedanken, lief ich los. Ein Bus tauchte auf, und ich stieg automatisch ein. Ich wusste, dass ich Callum nicht entkommen konnte, wenn er entschlossen war, bei mir zu bleiben, doch einfach nur dazustehen war unerträglich. Ich brauchte das Gefühl, etwas zu unternehmen. Ich hatte keine Ahnung, wohin dieser Bus fahren würde, doch eigentlich war mir das ziemlich egal. Ich saß da, verdrängte alle Gedanken und presste meine Stirn an das kühle Fensterglas. Es war glatt und unkompliziert, und so konzentrierte ich mich darauf.
    Der Bus fuhr langsam an Häusern und Geschäften vorbei, wo normale Menschen ihren Besorgungen nachgingen. Es kam mir irgendwie falsch vor, dass niemand mein Unglück spürte, dass das Leben einfach weiterging. Nach einer Weile registrierte ich, dass wir durch eine Parklandschaft fuhren. Es ging nach Hampton Court.
    Hampton Court. Allmählich drang die Realität zu mir durch. Hampton Court war gar nicht so schlecht. Das Labyrinth! Zu dieser Tageszeit

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