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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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jetzt im achten Monat! War es die Frau von Reinhard? Noch unsinniger. Warum sollte Falko mit der Frau eines Freundes losfahren - mit dem „D“ am Wagen?
    Und überhaupt der Wagen! Wie kam er dazu?
    Die Gedanken drehten sich wie ein Rad in meinem Kopf. Fragen fügten sich an Fragen, ich sah keine Antwort, keine Erklärung – außer der einzigen: Ich bedeutete nichts mehr für Falko. Er hatte es nicht für notwendig gehalten, mir zu erzählen, daß er einen Wagen hatte! Was wäre das für ein Ereignis, wenn alles zwischen uns so gewesen wäre wie bis jetzt!
    Neben ihm in diesem Wagen saß eine andere Frau. Eine andere, mit der er ins Ausland fuhr. Eine andere, die er küßte, die Herzklopfen bekam, wenn seine Stimme warm und leise wurde…
    Oh, diese Frau! Diese unbekannte Frau! Ich hätte sie erwürgen können!
    Nein, halt! Jetzt war ich ungerecht. Warum sollte ich diese Frau hassen? Verstehen müßte ich sie, sie, die vielleicht genau dasselbe empfand wie ich diese drei Jahre lang. Verstehen mußte ich sie, unbedingt verstehen, daß sie Falko lieben konnte – und wie ich das verstand!
    Aber Falko – war das nicht eine Gemeinheit von ihm?
    Ich stand wieder auf, konnte nicht liegenbleiben. Ich wanderte auf und ab, auf und ab im Zimmer.
    Wieso gemein?
    Man regiert doch nicht sein eigenes Herz. Man setzt sich nicht hin und sagt: „So, nun will ich mich in dieses Mädchen verlieben.“ Die Liebe kommt von alleine, das mußte ich doch wissen! War die Liebe nicht auch in mein Leben getreten, so ganz plötzlich, als ich Falko zum erstenmal traf? So wie seine Liebe in dem Augenblick auch zu mir!
    Der Augenblick – der Tag, wurde von uns immer gefeiert.
    Der siebzehnte Oktober.
    Siebzehnter Oktober – übermorgen. Ein Sonntag, unser Tag! Unser Tag, der nie mehr gefeiert werden sollte.
    Weil Falko eine andere hatte.
    Ja – aber er konnte ja nichts dafür! Er hat sich nicht bewußt entschlossen, mich im Stich zu lassen. Was verlangte ich eigentlich von ihm? Daß er mir eine Liebe vormachen sollte, die er gar nicht empfand? Nein, nein, um alles in der Welt, das wollte ich nicht. Sollte er aus Mitleid bei mir bleiben? Nein! Nein!
    Er sollte das tun, was sein Herz ihm sagte. Man regiert nicht sein eigenes Herz – Jessica, vergiß das nicht, mach es dir klar, Falko hat keine Gemeinheit begangen, er kann nichts dafür, er kann nichts dafür!
    Er wird mir schreiben, er wird die vorsichtigsten, schonendsten Worte finden – aber er wird mir die Wahrheit sagen. Ich kenne ihn doch! Er wird mich nicht betrügen, er wird mir reinen Wein einschenken.
    Der siebzehnte Oktober – in der Mensa. Ich saß damals da mit meinem Teller Linsensuppe, das Lokal war voll, überall wurde Linsensuppe gegessen – da kam ein großer, aufgeschossener Junge mit seinem Suppenteller, er suchte einen Platz, ich rückte zur Seite, er nickte und lächelte und bedankte sich – und schon war es geschehen.
    Als wir die Linsensuppe gegessen hatten, gingen wir zusammen weg. Wir wanderten stundenlang durch das Düsternbrooker Gehölz, wir plauderten und erzählten. Nach einer Stunde gingen wir Hand in Hand, nach einer weiteren Stunde hatten wir uns geküßt.
    Am nächsten Tag besuchte er mich, wir tranken Kaffee in meiner Bude und waren unsagbar glücklich.
    Von dem Augenblick an gehörten wir zusammen. Seine Welt war meine Welt, meine Freunde auch seine, meine Zukunft bedeutete auch seine Zukunft.
    Wir wollten unser Leben zusammen aufbauen, und unser erster Sohn sollte Richard heißen, nach Falkos Vater…
    Jetzt saß eine andere Frau neben ihm im Wagen.
    Aber – vielleicht gab es eine Erklärung. Vielleicht bedeutete es nur – ach, Unsinn! Gut, eine Erklärung dafür, daß er mit einer Frau losgefahren war, gäbe es vielleicht. Aber daß er mir das Auto verschwiegen hatte, das sagte mir doch unbarmherzig deutlich, daß etwas in seinem Leben sich grundlegend geändert hatte. Das Auto ging mich nichts an und alles, was mit dem Auto zusammenhing, sowie seine Begleiterin auf der ersten Fahrt ging mich auch nichts an.
    Und bis jetzt hatte er sich kaum ein Taschentuch gekauft, ohne daß ich es wußte, hatte keiner Frau „guten Tag“ gesagt, ohne es mir zu erzählen.
    Ins Ausland gefahren…
    Ja, aber wie konnte das möglich sein? Am Montag fing doch das Semester wieder an, dann mußte er in Kiel sein. War er vielleicht schnell mit dem Mädchen nach Dänemark gefahren, für ein paar Tage? Oder nach Holland? Am Montag befand er sich ganz bestimmt wieder in

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