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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ich nie in meinem Leben mehr froh werden.
    Dann schrak ich zusammen. Es hatte geklingelt. Ein Blick auf die Klingeltafel zeigte mir, daß es weder aus dem Schlafzimmer noch von der Wohnungstür kam. Es war die Klingel der Hintertür.
    Wer in aller Welt – jetzt, halb sieben an einem Sonntag?
    Gut, aufmachen durfte ich schon. Einbrecher klingeln ja gewöhnlich nicht.
    Ich legte den Marmeladenlöffel weg, glättete schnell die Haare und ging zur Tür, nahm die Sicherheitskette weg und öffnete.
    Da stand ein Mann. Ein großer, schlanker Mann. Er streckte mir beide Arme entgegen, seine Augen strahlten, und über seine Lippen kam ein einziges Wort: „Jessilein!“
    Mein Herz machte einen Purzelbaum – ich japste nach Luft-, und in der nächsten Sekunde war ich in Falkos Armen.

Liebesglück
     
     
    Wie wir überhaupt dazu kamen, ein Gespräch zu führen, weiß ich nicht. Die ersten Minuten bildeten solch ein Durcheinander, daß ich sie einfach nicht wiedergeben kann. Mein Gedächtnis funktioniert erst von dem Augenblick an, wo ich mich wieder in der Küche befand, Falko auf einem Küchenstuhl saß – mit mir auf dem Schoß, eifrig damit beschäftigt, meine kullernden Tränen wegzuwischen und wegzuküssen.
    „Falko – ich kann es nicht glauben – ich kann es einfach nicht glauben – nach diesen schrecklichen Tagen. Falko, mein Einziger – bedeutet dies, daß du mich noch liebhast?“
    „Noch liebhabe… Jessilein, hast du Fieber? Hast du einen Sonnenstich?“
    „Nein, einen – einen Bienenstich!“ Dann mußte ich doch lachen.
    „Ich glaube, du mißt am besten Temperatur!“
    „Nein, Falko, ich habe kein Fieber – aber… aber… du bist ja mit einer flotten Biene losgefahren, das sagten sie an deiner Tankstelle, und…“
    „Ach, du heiliger Strohsack! Die arme Sabine – also nicht Biene, sondern Sabine – Reinhards Frau! Ja, das stimmt schon, mit der bin ich losgefahren, und das ist eine unbeschreiblich traurige Geschichte, die erzähle ich dir noch. Aber zuerst das Wichtigste: Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht!“
    „Mir? Aber Liebster, ich habe doch nicht Geburtstag!“
    „Von wegen Geburtstag! Es ist der siebzehnte Oktober, mein Schatz. Der Tag ist viel wichtiger als alle Geburtstage. Komm, geh mal zum Fenster, siehst du, was da vor dem Haus steht?“
    Ich blinzelte die letzten Tränen weg und guckte hinaus. Da stand ein Auto, ein hübsches kleines sportlich aussehendes Auto in einem leuchtenden Gelb.
    „Falko – ist das der Sportwagen, in dem du mit der Sabine-Biene unterwegs warst?“
    „Genau!“
    „Falko – gehört er dir? Ist es dein eigener Wagen?“
    „Nein, mein Schatz! Er gehört dir. Ich habe ihn selbst, allerdings mit Reinhards tatkräftiger Hilfe zusammengebastelt – aus lauter Teilen vom Autofriedhof. Die Räder sind von drei verschiedenen Volkswagen, drin ist ein Fiatmotor, Gang und Bremse aus einem kleinen Opel – und der Aschenbecher ist sogar aus einem Mercedes! Und die Karosserie…“
    „Falko, hör auf, ich kapiere es doch nicht! Bedeutet es, daß du Tag und Nacht gearbeitet hast, um mir einen Wagen schenken zu können?“
    „Klar! Ich habe geschuftet wie ein Kuli! Dafür kostet mich das Ding nur ein paar hundert Mark, du kannst es also ruhig annehmen.“
    „Aber, Falko – ich und Auto fahren! Seit beinahe vier Jahren habe ich kein Steuer mehr angefaßt, und damals fuhr ich nur Vatis Lieferwagen in Birkendorf! Soll ich mich in den Frankfurter Verkehr wagen?“
    „Es ist nicht schlimmer für dich als für andere! Freust du dich denn nicht?“
    „Und ob ich mich freue! Ich bin ja so überwältigt, daß… daß… Aber, Falko, weißt du was? In einem halben Jahr bin ich wieder in Kiel. Nimm jetzt den Wagen mit, benutze ihn dieses halbe Jahr – aber nicht für andere Bienen, wenn ich bitten darf! Und wenn ich dann zurückkomme, mache ich meine ersten Übungstouren mit dir! Wirklich, Falko, es ist mir viel lieber so. Und dann habe ich noch einen extra Grund, mich auf Kiel und die Studien zu freuen!“
    „Nun ja“, gab Falko zögernd nach, „wenn es dir so am liebsten ist – ich wollte ja sonst heute abend mit dem Nachtzug zurück. Aber dann fahre ich eben mit dem Wagen. Sag mir, wann kannst du hier weg? Du hast doch Ausgang?“
    „Klar, ich muß nur eben diese beiden Kochtöpfe in den Backofen stellen und noch ein paar Sachen auf den Frühstückstisch. Hier, Falko, mach uns ein paar Brote zurecht, da ist Marmelade, und im Kühlschrank findest du Käse und

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