Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
Wurst, dann mache ich uns eine Tasse Kaffee, bevor wir lossausen.“
    „So“, sagte Falko. „Du gehörst also zu den bekannten Minnas, die den Schatz in der Küche hinter dem Rücken der Gnädigen verköstigen?“
    „Einmal ist keinmal, und dies ist das erstemal“, beruhigte ich ihn. „Außerdem braucht die Gnädige mich sonntags nie zu verköstigen, dann bin ich immer den ganzen Tag weg. Und wenn es dich beruhigen kann, dann erkläre ich feierlich, daß ich dies der Gnädigen beichten werde.“
    „Na, dann ist es ja gut“, meinte Falko und schnitt zwei solide Scheiben von der Salamiwurst ab.
    Kurz danach gingen wir mit unserem Kaffeetablett in mein Zimmer. Während wir aßen, bekam ich in kurzen Zügen die traurige Geschichte von der „Sabine-Biene“ zu hören.
    Falko hatte sich schon im Frühjahr mit dem netten Reinhard befreundet. Reinhard besaß einen großen Wunsch, sein Abitur zu machen. Er hatte die Tochter eines Schweizer Arztes geheiratet und wollte nun gern als Schwiegersohn eines Arztes ein bißchen mehr werden als Automechaniker. Falko hatte ihm geholfen, so daß er in seinem Abendkurs recht gut mitkam. Dann mußte er aber zur Bundeswehr. Daß seine Ausbildung unterbrochen wurde, war natürlich wenig erfreulich. Aber eine andere Sache war viel schlimmer. Aus lauter Verzweiflung hatte er sie Falko erzählt.
    Seine hübsche, kleine Sabine hatte sich wohl gelangweilt während all der Abendstunden, wenn sie allein war. Reinhard wußte nicht so richtig, was sie trieb. Bis er zu seinem grenzenlosen Entsetzen erfuhr, daß sie in einen „Hasch-Kreis“ hineingeraten war. Er hatte sie angefleht, erklärt, gedroht, gebettelt – sie wollte nicht einsehen, was das bedeutete. Sie könne jederzeit aufhören, sie sei gar nicht süchtig, antwortete sie immer.
    So ging es eine Zeit. Dann merkte Reinhard eine seltsame Veränderung an seiner Frau. Er kannte sich nicht aus mit Rauschgiften, kannte die Wirkung nicht, es war ihm nicht klar, was dahintersteckte, wenn seine Sabine so komisch müde wurde, ihre Arbeit vernachlässigte und manchmal wie im Traum umherwanderte – mit einem weltfremden kleinen Lächeln um den Mund.
    Dann kam er eines Tages unverhofft nach Hause – und fand seine Frau im Bett, mit einer leeren Spritze auf dem Nachttisch.
    „Das geschah vor einer Woche“, erzählte Falko. „Reinhard kam zu mir, erstens weil wir gute Freunde sind, zweitens weil ich Mediziner bin. Er war vollkommen außer sich vor Verzweiflung – und jetzt, gerade jetzt mußte er sie verlassen!“
    Dann hatte Falko mit Sabine geredet, als sie zwischen zwei Spritzen so einigermaßen ansprechbar war. Sie hatte jedenfalls verstanden, daß Falko ihr helfen wollte, sie sagte: „Ja, du hast wohl recht“, als er erklärte, daß sie jetzt im Begriff sei, ihr eigenes Leben zu zerstören. Dann fing sie an zu weinen und jammerte: „Und Reinhard fährt weg, und ich bin allein, und Mutti und Vati sind so weit weg.“
    Dann hatte Falko kurz und bündig erklärt, er würde sie zu ihren Eltern bringen. Dort war sie gut aufgehoben, und ihr Vater, der selbst Arzt ist, würde ihr helfen können.
    „Ich kann es Vati nicht erzählen“, winselte Sabine. „Vati und Mutti dürfen es nicht wissen…“
    „Überlaß es mir“, hatte Falko gesagt. „Du brauchst jetzt dringend Hilfe, Sabine, noch kannst du gerettet werden, dies geht um dein Leben, verstehst du das?“
    So gelang es ihm und Reinhard, Sabine zu überzeugen. Falko fuhr mit ihr los – hatte sich schnell eine grüne Versicherungskarte besorgt, und am Donnerstag – einen Tag vor meinem Anruf – kam er in aller Herrgottsfrühe an „seiner“ Tankstelle vorbei, um sich ein D-Schild zu holen.
    Das also bedeutete die Auslandsreise! Und das war die flotte Biene!
    Soviel erzählte Falko, während wir frühstückten. Inzwischen war es acht Uhr geworden. Ich zog mich schnell um, dann wollten wir losgehen.
    Als wir aus meinem Zimmer kamen, wurde gerade die Tür zum Schlafzimmer aufgemacht, und vor uns stand die Gnädige in einem Hauch von rosa Neglige.
    „Oh!“ rief sie, als sie Falko erblickte.
    „Guten Morgen, gnädige Frau!“ sagte ich strahlend und glücklich. „Der Tisch ist gedeckt, und das Mittagessen steht im Backofen mit Zeitschalter. Ich gehe dann, ich habe gerade Besuch von meinem Verlobten bekommen, er muß heute abend zurück, und wir wollen uns einen schönen Tag machen!“
    „Oh!“ sagte die Gnädige noch einmal.
    Dann wanderte sie zur Badezimmertür, aber es

Weitere Kostenlose Bücher