Nur ein Jahr, Jessica!
dauerte etwas, bevor sie diese öffnete. Ich hatte das Gefühl, daß hinter unserem Rücken eine rosa Gestalt uns nachblickte, als wir die Treppe hinuntergingen.
Es war ein sagenhaft schönes Gefühl, neben Falko in seinem eigenen Wagen zu sitzen! In unserem Wagen! Wir fuhren durch den schönen, kühlen Herbstmorgen, kamen über eine Mainbrücke, die Sonnenstrahlen spielten mit den kleinen Wellen im Fluß. Dann befanden wir uns in der Stadt, und ich erklärte Falko, wie er zum Zoo fahren mußte.
Erstens hatte ich sehr viel Lust, Falko meine reizende neue Bekanntschaft vorzuführen, zweitens mußte ich ja Frau Grather Bescheid sagen, daß ich heute nicht zum Mittagessen zu ihr kommen würde.
Was hatte Elaine gesagt? Die Giraffengazellen seien die Lieblingstiere ihres Vaters. Also wußte ich genau, wo ich Familie Grather finden würde!
Da standen sie vor dem Außengehege. Bei diesem schönen Wetter dürften die herrlichen Tiere draußen sein. Jetzt konnte man noch besser die Schönheit und die Anmut dieser Tiere erkennen.
Da stand Frau Grather mit Sohn Marcus in der Sportkarre, daneben Elaine und hielt die Hand eines blonden, kräftigen Mannes.
„Und weißt du, Vati, wenn Jessica kommt, dann können wir…“
„Was können wir dann, Elaine?“ fragte ich hinter ihrem Rücken.
Sie drehte sich schnell wie ein Kreisel um. „O Jessica, das ist aber fein! Weißt du, ich wollte gerade sagen, daß wir zu den Schwarzpinseläffchen gehen müssen, das Weibchen hat ganz bestimmt jetzt geworfen, du, die Kinder sind noch kleiner als die von den Kaiserschnurrbarttamarins, und…“
„Elaine, mach eine Pause!“ ertönte die energische Stimme ihres Vaters. Er löste seine Hand von der Elaines und reichte sie mir. „Sehr nett, Sie kennenzulernen Fräulein Berner, Elaine hat mir jeden Tag von Ihnen erzählt!“
Ich stellte Falko vor, erzählte, daß er ganz überraschend am Morgen gekommen sei, und dann erbarmten wir uns Elaines. Sie hüpfte vor Ungeduld hin und her, so daß ihr Vater fragte, ob sie mal müßte! Aber sie hatte nur Sehnsucht nach den Schwarzpinseläffchen, also zogen wir alle los. Es gab auch allen Grund dazu. Elaine hatte recht, denn das Weibchen turnte hinter der Glaswand mit zwei daumengroßen, zottigen Kobolden auf dem Rücken herum.
Als wir uns dann wieder im Freien befanden und Elaine pausenlos ihren Vater unterhielt, konnte ich Frau Grather erzählen, wie gelungen mein Vorstoß bei Frau Frisch-Nielsen gewesen und wie dankbar ich für ihre – Frau Grathers – guten Ratschläge sei.
„Machen Sie nur weiter so!“ Sie nickte strahlend. „Glauben Sie mir, Sie werden noch viele schöne Überraschungen erleben!“
Dann sprachen wir von der heutigen Überraschung, und ich erzählte von Falkos phantastischem Geschenk, dem selbstgebastelten Auto.
„Das ich selbst heute abend entführe!“ Falko lächelte. „Morgen früh muß ich in Kiel sein, ich muß die Nacht durchfahren.“
„Was? Nur für einen Tag sind Sie hier? Nachdem Sie so viele Monate Ihre Braut nicht gesehen haben? Aber Kinder, dann dürfen Sie nicht diese kostbaren Stunden mit uns vergeuden, Sie haben bestimmt tausend Dinge zu besprechen…“
Herr Grather, der mit seiner plaudernden Tochter ein paar Schritte vor uns ging, hatte anscheinend die letzten Worte gehört.
Er drehte sich zu uns um.
„Bernadette, hast du ausnahmsweise den Wohnungsschlüssel bei dir?“
„Ich habe ihn immer bei mir, du unverschämter Tyrann!“
„Dann her damit! Meiner ist viel zu solide verankert am Schlüsselbund. Bitte sehr, Jessi – Verzeihung, ich meine Fräulein Berner. Fahren Sie los, machen Sie es sich gemütlich in unserer Wohnung. Wenn Sie Glück haben, finden Sie irgend etwas Eßbares im Kühlschrank…“
„Frikadellen von gestern, Eier und Speck in rauhen Mengen“, rief Bernadette eifrig. „Wir haben ja sowieso vor, den ganzen Tag hier zu bleiben. Eigentlich hatten wir geplant, Sie hier zu einem Hasenbraten einzuladen. Das holen wir ein andermal nach. Falls Sie weggehen, bevor wir da sind, legen Sie den Schlüssel auf die Konsole im Flur, und ziehen Sie die Tür hinter sich zu. Bei dem Programm, das Elaine heute vorhat, werden wir bestimmt erst den Zoo verlassen, wenn wir rausgeschmissen werden. Es ist erst zehn Uhr, Sie haben also viele Stunden zum Plaudern und Hochzeitplanen und Erzählen und Küssen. Also los – ach was, hören Sie mit dem blöden Danken auf, das können Sie ein andermal erledigen!“
Falko starrte das Ehepaar
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