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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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auftauchte, gehörte die Firma garantiert Oliver und Stella. Warum tat Leon ihr das an?
    Irene bemerkte, dass Stella sie aufmerksam beobachtete. Sie beschloss, zum Angriff überzugehen. „Du hast Leon doch am Samstag noch gesehen, hat er da nichts gesagt? Hast du nichts gemerkt?“
    Stellas Augen zuckten nur einen Sekundenbruchteil. „Wie kommst du darauf? Du bist doch viel näher an ihm dran. Bestimmt hätte er zuallererst mit dir darüber gesprochen.“
    Erneut spürte Irene, dass sie erbleichte. Gesprochen, mit ihr geredet? Selten? Sie hatten sich unterhalten, nein, geplaudert, belanglos und oberflächlich. Was wusste sie wirklich über Leon? Über seine Wünsche und Träume? Nicht das Geringste. Sie senkte den Blick und fragte: „Seit wann schläfst du mit ihm?“
    Stella legte einen ihrer manikürten Fingernägel auf ihre Oberlippe und sagte: „Ich bekomme immer, was ich will, aber bisher hatte ich bei Leon leider noch keinen Erfolg. Schließlich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“
    ‚Leon ist kein Ding, um das man sich streiten kann, kein Besitz.‘ Irene gab sich große Mühe, damit ihr Gesicht nicht verriet, was sie dachte.
    „Momentan hat ihn keine von uns.“
    „Bist du ganz sicher?“
    „Weiß du, wo er ist? Geht es ihm gut?“
    Stella lachte so laut, dass Irene sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
    „Du bist so blöde“, kicherte Stella und fiel beinahe von der Tischkante.
    „Was ist denn hier los?“, fragte Oliver, der mit einer Tasse Kaffee in der Hand hereingekommen war.
    Stella gluckste immer noch. „Unsere Tippse glaubt, dass ich ihren Liebsten erst ver- und dann entführt habe.“
    „Und hast du?“
    Als Irene Stellas Gesicht sah, hätte sie beinahe laut herausgelacht. Sie biss sich auf die Unterlippe, um das zu verhindern.
    „Ladies, wir haben genug Arbeit zu erledigen. Nur, weil Leon nicht auftaucht, können wir nicht alles den Bach heruntergehen lassen. Lasst uns den Beckervertrag unter Dach und Fach bringen. Stella, ich brauche für die ersten fünf Jahre das optimale Abschreibungs- und Investitionskonzept, am besten morgen früh. Irene, Sie machen den Besichtigungstermin, und kommen Sie nicht ohne Unterschrift auf dem Kaufvertrag wieder.“
    Stella sah ihn herausfordernd an. „Du bist nicht der Chef hier.“
    Oliver sah sie schweigend an. „Bist du ganz sicher?“
    „Leons Anteil geht bei seinem Tod oder Ausscheiden zu gleichen Teilen auf uns beide über.“
    Oliver schmunzelte. „Bist du ganz sicher?“
    „Allerdings“, sagte Stella stoisch.
    Irene bemerkte, dass sie sich große Mühe gab, die Haltung zu wahren.
    Oliver legte einen Arm um ihre Schulter und sagte: „An deiner Stelle würde ich mich darauf nicht verlassen. Du verstehst zu wenig von Verträgen.“
    „Das wagst du nicht!“
    „Wie auch immer. Ich brauche die Konzepte spätestens morgen. Alles andere klären wir, sobald es spruchreif ist.“ Er drehte sich um und ging in Richtung Tür.
    Stella sprang hinter ihm her. „Du wirst mich nicht abservieren, du nicht. Leon hat dich längst durchschaut.“
    Oliver schaute sich demonstrativ um, schielte sogar unter den Tisch. „Siehst du Leon hier irgendwo?“ Mit einem herablassenden Lächeln verließ er das Besprechungszimmer.
    „Das wirst du bereuen, du Wichser, du …“
    So sehr Irene sich bemühte, sie verstand nicht, was Stella ihm noch an den Kopf warf und vor allem, was Oliver darauf antwortete. In ihrem Kopf hallte nur Olivers Lachen wider, hässlich und kalt.

20
    „Ist das dein Telefon?“ Kofi zeigte mit dem Zeigefinger auf sein Ohr. „Wenn es das nicht ist, habe ich einen Tinnitus.“
    Sie waren vor einer guten halben Stunde in Hildesheim aufgebrochen. Nach ihrem Gespräch mit Kelvins Vater waren sie noch in die Schützenallee zu den Hildesheimer Kollegen gefahren, um sich auszutauschen. Nützliche neue Erkenntnisse hatte das nicht erbracht.
    Ollner schrak auf.
    „Sorry, bin wohl eingenickt.“
    „Solange du nicht lauter schnarchst als Whitney Houston singt.“
    „Das ist Amy Winehouse.“
    „Jetzt ja, nun geh schon an dein Handy, sonst vibriert es dir ein Loch in die Tasche.“
    „Ollner!“
    …
    „Warten Sie, ich stelle auf Mithören.“
    Gleich darauf quäkte Lothar Mausigs Stimme durch den Wagen. „Knut und Anita Nielsen aus Allersheim haben ihre Tochter Emma vermisst gemeldet. Wie lange braucht ihr dahin?“
    Kofi und Stefan wechselten einen Blick.
    „Wie alt ist die Tochter?“
    Papier raschelte. „Sieben Jahre.

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