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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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haben noch keinen Anruf erhalten“, sagte sie.
    „Guten Tag“, antwortete Kofi. „Wir würden gern mehr über die Umstände erfahren, unter denen Ihre Tochter Emma verschwunden ist.“
    Sie zeigte auf eine Mappe, die auf dem Glastisch lag. „Wir haben alles aufgeschrieben, Sie können es gern lesen.“
    Kofi setzte sich auf einen der beiden Sessel, obwohl ihn niemand dazu aufgefordert hatte, und nahm die Mappe in die Hand. Zuerst fiel ihm ein Pappumschlag in die Hand. „Setkarten, wie interessant.“
    „Die sind für ein Modell unerlässlich“, sagte Frau Nielsen und drehte sich zum ersten Mal zu ihnen um.
    Stefan Ollner setzte sich auf das Sofa, so dass er gemeinsam mit Kofi in die Unterlagen schauen konnte. Er murmelte etwas Unverständliches, was Herrn Nielsen dazu brachte, sich neben ihn zu setzen. Er zeigte auf das erste Foto. „Dieses stammt aus der Shampoo-Werbung, das war ihr Durchbruch, verstehen Sie?“
    „Wir haben den nächsten Vertrag längst unterschrieben. Es ist unbedingt erforderlich, dass Emma am 17. bei den Probeaufnahmen in Köln zugegen ist“, sagte Frau Nielsen, die nun hinter Kofi stand und ihm über die Schulter schaute.
    „Verdient man mit Shampoo-Werbung viel Geld?“
    Beide Nielsens schauten ihn an, als hätte er eine besonders eklige Spinne mitten im Gesicht sitzen.
    „Ich frage nur wegen der Höhe der Lösegeldforderung“, erklärte er.
    „Nun ja, wir rechnen mit 500 000 Euro“, sagte Herr Nielsen.
    „Mindestens“, ergänzte sie.
    „Könnten Sie so viel besorgen?“, fragte Stefan.
    „Nicht ohne Zinsverlust und Strafzinsen, aber das ist uns unsere einzige Tochter wert.“
    Kofi dachte: ‚Wahrscheinlich hat Emma das ganze Geld verdient, mit dem ihr euch Granit und Marmor gekauft habt.‘ Laut fragte er: „Was arbeiten Sie?“
    „Ich manage Emmas Karriere“, sagte Frau Nielsen und drapierte sich auf den Rand des anderen Sessels. Sie zeigte auf einen Metalltisch, auf dem ein Computer stand. „Man muss sich bei den Agenturen immer wieder in Erinnerung bringen, sonst wird man ausgebootet.“
    „Und Sie?“
    Herr Nielsen wand sich etwas. „Ich betreibe eine kleine Spedition, wir machen hauptsächlich Spezialtransporte, Klaviere, Tiere und so.“
    ‚Und die Lastautos hast du dir von den Honoraren deiner Tochter gekauft‘, dachte Kofi. Er sah sich in dem ebenfalls sparsam und monochrom ausgestatteten Raum um. „Wo ist eigentlich Ihr Hund?“
    „Dieses Vieh!“ Zum ersten Mal zeigte Frau Nielsen Gefühle, auch wenn Kofi sie nicht verstand.
    „Beruhige dich, meine Liebe! Sina kann doch nichts dafür.“
    „Kann nichts dafür? Sie ist ein Hund. Sie sollte Emma beschützen und nicht dem Entführer die Hände lecken und mit dem Schwanz wedeln.“
    „Bitte entschuldigen Sie meine Frau, sie gibt Sina die Schuld. Deswegen habe ich sie in den Keller gebracht. Wir haben da einen Raum, in dem Sina sich auch aufhält, wenn wir alle außer Haus sein müssen und sie nicht mitnehmen können.“
    „War der Hund wie immer?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Naja, war er verstört? Oder sehr langsam? Müde?“
    „Glauben Sie, man hat ihr etwas gegeben? Ein Betäubungsmittel?“
    „Etwas um sie abzulenken, ja.“
    Frau Nielsen schaute von einem zum anderen. „Habe ich Sina Unrecht getan?“
    „Würde Emma mit Fremden mitgehen?“
    Betroffen schauten beide Nielsens auf den Boden. „Das können wir nicht mit Bestimmtheit sagen“, brummte Herr Nielsen. „Als Schauspielerin muss Emma offen auf Fremde zugehen, muss ihr Herz gewinnen …“ Er brach ab, seine Hände fuchtelten hilflos durch die Luft.
    „Ich denke nicht, dass sie freiwillig zu Fremden in ein Auto steigen würde.“
    „Das würde bedeuten, dass sie ihren Entführer gekannt hat oder“, setzte Kofi seinen Satz fort, als er sah, wie die Eltern erschraken, „die Person hat gesagt, Sie hätten sie geschickt.“
    Frau Nielsen stand auf und nahm das Telefon aus der Ladeschale neben dem Computer. „Es klingelt nicht, Knut.“

    Kofi und Ollner ließen sich Emmas Kinderzimmer zeigen. Immerhin gab es dort Spielsachen und einen bunten, weichen Teppich auf den Fußbodendielen. Ihr Bett war mit Pferdewäsche bezogen, und auf dem Schreibtisch lagen die Schulsachen gemeinsam mit rosa Pferden mit langer weißer Mähne und weißen Schwänzen durcheinander.
    Kofi gefiel der Fernseher nicht, der zwischen den beiden Fenstern an der Wand befestigt war. Frau Nielsen fiel sein Blick auf. „Emma guckt sich vor dem Schlafengehen

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