Nur ein Katzensprung
Programmen gezeigt. Wir waren uns hundertprozentig sicher, dass niemand Zugang zum Tatort hatte, nachdem wir Ollner gefunden hatten. Mal ganz abgesehen davon, dass es da auch schon dunkel war.“ Kofi sprach immer schneller. Seine Hand zitterte so, dass er das Handy kaum festhalten konnte.
„Weiter, ich habe die Bilder auch gesehen.“
Kofis Handy piepste. „Frau Kelbig hat mir eben eine SMS mit den Adressen der Besitzer der Rechner geschickt, von denen die E-Mails verschickt wurden.“ Er drückte ein paar Tasten und las die erste Anschrift vor.
Stefan Ollner reagierte als Erster. „In dem Haus ist die Wohnung von Leon-Pascal Scharffetter, einem Unternehmer, der seit dem Wochenende vermisst wird.“
Kofi grinste. „Und die zweite ist uns auch bekannt. Hier residiert Gregor Körner mit seinem Varieté.“ Er hatte mit Hanskes Adresse gerechnet und verstand nicht, was dieser Körner damit zu tun haben sollte.
„Wer hat Zugang zur Scharffetter-Wohnung?“, fragte Mausig.
„Der Hausverwalter hat einen Schlüssel, den er mir geliehen hatte, als ich die Wohnung überprüft habe. Ferner Irene Rugenstein, Angestellte und Partnerin des Vermissten.“
„Cherchez la femme. Fein. Damit ist Frau Rugenstein die Nummer zwei auf Ihrer Liste.“
„Bisher haben wir den Täter immer für einen Mann gehalten“, wandte Kofi ein. Er war verwirrt. ,Eben noch dachten wir, wir wären der Lösung des Falls ganz nah, und plötzlich sah alles völlig anders aus.’
„Vielleicht war das ein Irrtum, vielleicht gibt es weitere Schlüssel“, Stefan Ollner zögerte, „vielleicht ist Leon Scharffetter verschwunden, weil er der Entführer ist.“
„Klingt für mich an den Haaren herbeigezogen“, widersprach Kofi. „Was ist mit Körner?“
„Auch Kunde bei @dospasos.“
„Das meine ich nicht. Guckt euch mal die Persönlichkeit an. Millionär. Frau und Kind ertrunken. Verkriecht sich hier bei Holzminden.“
„Der Gutshof, den er da hat, der bietet sicher tausend geheime Verstecke.“
„Wenn ich Sie richtig verstehe, meine Herren, sind also Herr Sander, Herr Scharffetter und Herr Körner unsere Verdächtigen?“
Ollner schüttelte den Kopf. „Nee, das ist ein Einzeltäter.“
„Das denke ich auch. Meinetwegen setzen Sie Herrn Körner als Dritten auf Ihre Besuchsliste. Wir werden von hier aus zwei oder drei Hundeführer auf das Gelände ansetzen, sobald ich den Amtsrichter dazu überredet habe. Ich rufe Sie an, wenn es so weit ist. Wäre vorteilhaft, wenn Sie Herrn Körner zeitgleich befragen könnten. Bevorzugen würde ich es allerdings, wenn sich Sander als Täter erwiese und wir den Fall abschließen könnten.“
Kofi und Guntram Schnitter verließen das Zimmer im Laufschritt.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Holzminden
Samstag, 5. November 2011
gegen 11.30 Uhr
42
Anna hatte sich an ihren großen Küchentisch gesetzt. Stapel von Kochbüchern umgaben sie. Sie hielt einen Bleistift in der Hand und zerriss eine Zeitungsseite als Lesezeichen in schmale Streifen. Eins nach dem anderen durchsuchte sie die Bücher nach geeigneten Rezepten für den Kindergeburtstag.
Nächstes Wochenende war es so weit, und sie hatte sich für heute Nachmittag mit Gregor Körner verabredet. Sie wollte sich den Raum angucken, in dem gefeiert werden sollte. Eine kleine Küche existierte dort auch. Allerdings wurde sie normalerweise nur verwendet, um Gläser abzuspülen und Snacks oder Gummibärchen auf Tellerchen zu legen.
Anna hoffte trotzdem, dass sie wenigstens Kakao vor Ort aufwärmen konnte.
Gerade hatte sie ein Buch über spanische Tapas vor sich liegen. Käsenachos wären cool. Leider schmeckten die warm am besten. Egal. Im Notfall konnte sie die Mikrowelle mitnehmen. Damit konnte sie zwar nur kleine Portionen überbacken, aber dafür würde der Duft durchs gesamte Varieté ziehen.
Sie notierte Käsenachos auf ihrem Block. Gleich darunter schrieb sie die „Abgehackten Finger“, die durften nicht fehlen.
Auf dem nächsten Blatt begann sie die Einkaufsliste. Würstchen, Mandeln, Ketchup, Tortillachips, geriebenen Gouda.
Viel war das noch nicht. Außerdem musste sie sich noch entscheiden, wie sie die Muffins dekorieren wollte.
Ihre Ladenglocke klingelte. Anna sah auf und lauschte. Kam Paul? Verabredet waren sie nicht, aber er kam öfter unangekündigt vorbei, wenn er Langeweile hatte.
Die Schritte klangen nicht nach Paul. Sie stand auf und ging zum Tresen. „Herr Nussbaum, hallo,
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