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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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dem Biergarten. Rechts von ihm verschwand das Wasser der Holzminde hinter dem Wehr unter der Erde. An der Absperrung zur Straße hatten sich die ersten Schaulustigen eingefunden. An dieser Stelle war Kofi allein. Er schaute ins strudelnde Wasser und wünschte sich seinen Partner Stefan Ollner an seine Seite.
    Ollner. Ob Mausig und die Kollegen bereits wussten, dass er aus dem Krankenhaus geflohen war? Egal, benachrichtigt hatten sie ihn jedenfalls nicht, und er auch nicht. Stefan würde ihn dermaßen falten, sobald er davon erfuhr, dass Kofi sich wie ein Origamifrosch fühlen würde, wenn er mit ihm fertig war. So sehr er sich auch wünschte, den erfahrenen Kollegen bei sich zu haben, konnte er es ihm unmöglich zumuten.
    Plötzlich stand Guntram Schnitter neben ihm und sagte: „Marc und seine Leute haben die Leiche bereits aus dem Wasser gefischt. Sie hatte sich am Gitter verfangen und ist in ziemlich schlechtem Zustand.“
    „Gibt es irgendwelche Spuren?“
    „An der Leiche viele. Am Ufer bisher noch nichts. Wir haben alles ausgeleuchtet und sind dabei, jeden Stein umzudrehen. Aber hier gehen tagsüber unzählige Menschen entlang.“
    „Wer hat sie gefunden?“
    „Die Frau da drüben, mit der roten Windjacke. Sie hat ihren Hund ausgeführt und wollte auf dem Heimweg Brötchen und Zeitungen mitnehmen.“
    „Das heißt, sie ist nur auf dem Rückweg hier vorbei­gekommen?“
    „Sieht so aus. Die Gaststätte hat gegen 1.30 Uhr zugemacht.“
    „Also zwischen zwei und fünf Uhr heute Nacht. Hat er noch gelebt, als er ins Wasser geworfen wurde?“
    „Das musst du Marc fragen.“
    „Sag du der Frau mit dem Hund, sie soll spätestens um 10.00 Uhr zur Dienststelle kommen, um das Protokoll zu unterschreiben und eventuell zu ergänzen, falls ihr noch etwas einfallen sollte. Ich gehe zu Marc nach unten.“
    Schnitter grunzte zustimmend.
    Kofi ging langsam, und er schaute auf den Boden, auf den er seine Füße setzen wollte. Keine Kippe, kein Bonbonpapier, nichts. Die Kollegen hatten bereits alles eingesammelt. Er vergrub seine Fäuste tief in den Hosentaschen.
    „Morgen, Marc.“
    „Hi, bewusstlos ins Wasser geworfen, dann ertrunken.“
    „Sicher?“
    „Neunzig Prozent.“
    „Produziere ein bisschen Prosa für mich, deine Betroffenheitslyrik macht mich fertig.“
    Marc seufzte.
    „Von wegen Lyrik, Telegrammstil, spart Zeit und Spucke. Aber wenn du meinst. Der Tote ist männlich, 40 bis 50 Jahre alt, bis gestern guter Zahnzustand, gute Konstitution.“
    „Stopp, stopp, noch ein wenig genauer, geht das? Wieso guter Zahnzustand bis gestern?“
    „Man hat ihm ein paar Zähne ausgeschlagen, bevor man ihn ins Wasser geworfen hat.“
    „Ist ausgeschlossen, dass er gefallen ist?“
    „So gut wie, geh davon aus, dass wir es mit Mord, zumindest mit Totschlag zu tun haben.“
    „Weißt du schon, um wen es sich handelt?“
    „Er hatte keine Papiere dabei, aber eine Tätowierung auf der Schulter. Außerdem ist er sehr groß und kräftig, den erkennt bestimmt jemand wieder.“
    Kofi raffte sich endlich dazu auf, sich den toten Mann selbst anzuschauen. Er lag auf dem Rücken. Sein Gesicht sah verheerend aus. Kofi wollte nicht länger hinschauen als nötig, konnte den Blick dann doch nicht abwenden. Der Mann kam ihm bekannt vor.
    „Teilweise stammen die Verletzungen von der Prügelei, teilweise vom Gitter im Wasser. Genaueres kann ich dir erst sagen, wenn wir ihn untersucht haben.“
    „Denkst du, was ich denke?“
    „Dass eine Nutte ihren Luden abserviert hat? Nein.“
    Kofi schaute auf die dunkle Wasseroberfläche, auf der sich die Lichter spiegelten, und flüsterte: „Ich bin so froh, dass es nicht Emma ist.“

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Samstag, 5. November 2011
gegen 10.30 Uhr

41
    Stefan Ollner schloss die Tür lautlos hinter sich und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken. Mit Worten sagte er nichts.
    Kofi starrte weiter auf seinen Monitor und sprach vorsichtshalber ebenfalls kein Wort. Doch er konnte den Blick seines Kollegen spüren, der sich in seinen Nacken bohrte und ihn anklagte. Kofi fuhr herum. „Ich konnte nicht ahnen, dass sie dich nicht informieren würden.“
    „Ach was!“
    „Ehrlich, ich wollte dich gerade anrufen. Woher hast du überhaupt davon erfahren?“
    „Von meinem Partner jedenfalls nicht.“
    Kofi schürzte die Lippen. „Willste ’nen Campingwecken? Ich habe auch welche ohne Rosinen, weil ich wusste, dass du

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