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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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und wartete auf ihn. Er sah, dass Stefan Schmerzen haben musste und beobachtete ihn. Plötzlich hob Stefan die Hand. Kofi verstand das Zeichen als ‚Warte einen Moment‘. Tatsächlich schien er zu lauschen. Dann winkte er Kofi zu sich. Dieser schloss die Tür lautlos und ging zu seinem Kollegen, der wenige Schritte vor der Tür stehen geblieben war.
    „Der war dabei“, flüsterte er. „Ich dachte, ich hätte weder etwas gesehen noch etwas gehört. Doch als ich jetzt die Stimme …“ Er musste sich räuspern, bevor er weitersprechen konnte. „‚Macht ihn fertig‘, hat er gesagt, auch so gepresst wie eben. Er muss wütend sein.“
    „Das muss Mausig erfahren.“
    „Ich gehe jedenfalls nicht mit dir in das Zimmer hinein.“
    „Hast du Angst vor ihm?“
    „Nein, aber du könntest ihn erst ein wenig weichklopfen, ehe ich erscheine und den Druck erhöhe. Er kann ja nicht wissen, wie viel ich mitbekommen habe.“
    „Okay, so machen wir‘s.“

    Kofi klopfte kurz an und betrat dann das Zimmer. Mausig und Gerd Schwarze saßen an dem kleinen Tisch. Herbert Heinrich hatte sich an den Schreibtisch gesetzt und beobachtete die Szene. Auf dem Tisch lag das Aufnahmegerät. Es surrte leise.
    Kofi grüßte und setzte sich. Gerd Schwarze hatte seine kurzen braunen Haare heute gegelt. Das konnte Kofi riechen, doch er roch noch etwas. Konnte das sein? Schwarze trug einen dunkelblauen Anzug mit einem hellblauen Hemd und roch nach …? Was war das? Katze? Er überlegte, ob er bei Schwarzes Haustiere gesehen hatte? Haustiere? Da fiel es ihm ein. Gerd Schwarze betreute Zoogeschäfte und diese Ketten für Heimtierbedarf.
    „Sie persönlich haben also nicht jeden Tag an Patrouillengängen teilgenommen?“, hatte der Dienststellenleiter gerade gefragt.
    „Ich bin berufstätig und kann unmöglich meine ganze Zeit der Allgemeinheit widmen“, antwortete Schwarze, der leicht vornübergebeugt dasaß und beide Hände gefaltet in den Schoß gelegt hatte.
    Mausig wandte sich an Kofi. „Stellen Sie sich vor, das Dienstbuch ist der Bürgerwehr abhanden gekommen. Leider lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, wer wann wo und mit wem unterwegs war.“
    Schwarze hob den Kopf und sah Kofi an. „Es lag in der Grundschule aus, in der Eingangshalle. Von dort ist es verschwunden.“
    Kofi winkte ab. „Macht ja nichts. Frau Ebenreiter hat jeden Tag Kopien gemacht. Die wird sie sicher noch haben. Soll ich sie gleich deswegen anrufen, Chef, oder später?“
    Schwarzes Finger verkrampften sich und er drehte hektisch seinen Ehering.
    „Außerdem haben Sie Herrn Schwarze sicher über die Vorschriften für Beugehaft informiert, oder? Ich gehe davon aus, dass Sie mit keinem der Männer verwandt sind, die Sie am Donnerstag begleitet haben, sodass Sie kein Zeugnisverweigerungsrecht geltend machen können.“
    Mausig sah nur einen Moment überrascht aus, dann lehnte er sich zurück und sagte: „Nach § 70 Absatz 1 und 2 der Strafprozessordnung kann ein Richter Beugehaft von bis zu sechs Monaten anordnen, wenn er eine unberechtigte Aussageverweigerung feststellt. § 52 folgende hingegen dient dem Schutz des Zeugen. Er soll vor einer Konfliktlage bewahrt werden, die sich aus Loyalität zu sich selbst oder einem Dritten gegenüber und der Pflicht zur wahrheitsgemäßen Aussage ergeben könnte.“
    Kofi beobachtete Schwarzes Gesichtsausdruck. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt zuhörte. Er wirkte angeschlagen, schwankte leicht von rechts nach links.
    Mausig ließ sich nicht stören. „Nach § 55 dürfen Sie von dem Auskunftsverweigerungsrecht über sich selbst Gebrauch machen. § 52 erlaubt Ihnen, persönliche Gründe geltend zu machen, also nicht gegen Ihre Frau auszusagen, was hier wohl irrelevant ist, und § 53 schließlich behandelt das Zeugnisverweigerungsrecht aus beruflichen Gründen, das betrifft Geistliche, Ärzte und Journalisten, und gilt damit für Sie ebenfalls nicht. Haben Sie Fragen dazu? Nein. Fein. Herr Kayi, fahren Sie fort.“
    „Wie ich schon sagte, da wir definitiv wissen, dass Sie am Donnerstag zu der Gruppe der Bürgerwehr gehörten, die den Kriminalhauptkommissar Stefan Ollner überfallen hat, brauchen Sie dazu nichts zu sagen. Wir benötigen von Ihnen nur eine Bestätigung der Namen der weiteren Beteiligten.“
    Schwarze zitterte nun sichtbar.
    „Da fällt mir noch ein: Sie könnten vielleicht bezeugen, dass Sie versucht haben, die übrigen Männer aufzuhalten.“ Er machte eine kunstvolle Pause und sagte dann:

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