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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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einer Parade. Dann sieht er mich an. Nicht der Verräter, Avi.
    »Du hast es nicht so mit Helfen, oder?«, meint er.
    Ich muss mich nicht mal anstrengen, um höhnisch zu grinsen, meine Lippe verzieht sich automatisch.
    »Na und?«, sage ich.
    Dann beginne ich, eine zweite Schicht auf meine Zehennägel zu pinseln. Nur bin ich jetzt so angepisst von Avis dummem Kommentar, dass meine Hand zittert und ich danebenmale. Jeder Pinselstrich sieht aus, als hätte ein zweijähriges Kind seine ersten Malversuche auf meinen Füßen unternommen.
    Der Hund trottet zu mir und vergräbt seine feuchte Nase unter meinem Arm.
    »Geh weg«, motze ich.
    Doch er hört nicht, sondern setzt sich direkt vor mich hin. Ich sehe wieder zu Avi, der mich noch immer beobachtet. Warum tut er das?
    »Ärg!«
    »Verräter«, grummle ich den Köter mit zusammengebissenen Zähnen an.
    »Ärg!«
    Ihr werdet nicht erraten, was der Köter als Nächstes macht. Er reckt sein Hinterteil in die Höhe, als wolle er mit mir spielen, und als ich nicht reagiere, schnappt er sich meinen Schuh und rennt damit davon. Das ist aber nicht irgendein Schuh, es ist mein einziges Paar Ferragamo-Gummisandalen.
    »Gib das her!«, schreie ich. »Hast du einen Schimmer, wie viel die gekostet haben?«
    Ich schnappe danach, doch der weiße Teufelswelpe beginnt, den Schuh im Maul hin und her zu schütteln wie ein Beißspielzeug.
    »Hör auf«, sage ich in lautem, warnendem Ton.
    Aber er hört nicht, sondern rennt damit weg. Ich stehe vorsichtig auf, um meine noch immer nicht ganz trockenen Zehennägel nicht zu ruinieren. Doch keine Chance. Als ich auf den Hund zusteuere, trottet er in der Gegenrichtung davon.
    Das bedeutet Krieg.
    Meistens gehe ich ja eher gemächlich durchs Leben, aber das heißt nicht, dass ich nicht hin und wieder die Beine in die Hand nehmen kann. Das einzige Problem beim Rennen ist, dass meine Brüste auf und ab hüpfen, wenn ich richtig schnell werde. Aber daran versuche ich jetzt nicht zu denken, sondern konzentriere mich voll und ganz auf die Rettung meiner Ferragamo-Sandale.
    Der Köter bleibt neben einem der Häuser stehen, und ich tue so, als würde ich ihn gar nicht jagen. Stattdessen verstecke ich mich hinter einem Zitronenbaum mit den größten Zitronen, die ich je gesehen habe – so riesig wie ein Babykopf.
    Als ich glaube, dass er mich vielleicht vergessen hat, riskiere ich einen Blick. Er hat wieder den Hintern erhoben, wedelt mit hundert Stundenkilometern mit dem Schwanz und sieht mich direkt an.
    Meine Sandale hat er noch immer in seinem ekligen Sabbermaul.
    »Dich sollte man kastrieren«, murmle ich, als ich meine Deckung aufgebe. Vielleicht hätte er dann ein wenig Respekt vor Ferragamo.
    »Grrr.«
    »Was, kein ›Ärg‹?« Während ich mit ihm spreche, pirsche ich mich langsam an. »Mach fein mit dem Schwanzwedeln weiter, damit ich dich dran packen kann, wenn ich dich erwische, du widerlicher Köter.«
    »Grrr.«
    »Mir machst du keine Angst«, fahre ich fort und komme noch näher. Gleich habe ich ihn.
    »Grrr.«
    Ich konzentriere mich voll und ganz auf die Sandale, bis ich auf einmal etwas Matschiges spüre, das sich zwischen meinen Zehen hindurchquetscht. Ich sehe nach unten und stelle fest, dass ich gerade auf eine alte, gammelige Gurke getreten bin. Auf den zweiten Blick wird mir jedoch leider klar, dass es sich nicht um eine Gurke handelt, sondern um eine TOTE SCHLANGE. Sie ist schwarz, schimmert in der Sonne allerdings hellgrün.
    Noch nie war ich so angeekelt wie in diesem Moment. Laut schreiend renne ich zum Haus meines Onkels und meiner Tante und stoße übelste Flüche aus – einige sogar selbst erfunden. Ich versuche, nicht an die Schlangengedärme zwischen meinen Zehen zu denken, sondern renne, so schnell es geht.
    »Wa…«, sage ich zu Avi, während es mich immer wieder hebt. Bitte, lieber Gott, lass mich das Wort herausbekommen, ehe ich wieder würgen muss. »Wa…« Würg. »Wasser!« Ich deute auf meinen Fuß, für den Fall, dass er es nicht checkt.
    Der Idiot lacht kurz auf meine Kosten und ich folge ihm ums Haus. Als ich den Schlauch sehe, rase ich so schnell darauf zu, wie mich meine schlangenverkrusteten Füße tragen können.
    Avi dreht den Schlauch auf und ich riskiere ganz kurz einen Blick auf meinen widerlichen Fuß. Unförmige Stücke schwarzer, zäher, klebriger Eingeweide matschen zwischen meinen Zehen hervor. Meine Nägel sind jetzt trocken. Kleine Grashalme und Heu kleben daran.
    Mich hebt es noch immer, ich

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