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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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wie meine Tochter benimmst und mithilfst.«
    Ich setze mich auf. »Hör zu, ich bin müde und fühle mich nicht so. Komm doch einfach in … sagen wir mal, ein paar Stunden wieder, und wir können alles besprechen, was du auf dem Herzen hast.«
    »Du bist immer müde und fühlst dich nicht so, aber heute musst du aufstehen, damit Yucky deine Bettwäsche waschen kann. Wahrscheinlich wachsen da schon Pilze drauf.«
    »Sehr witzig.«
    »Ich habe deinem Onkel versprochen, ihm in den nächsten Wochen beim Verkauf der Schafe zu helfen. Danach möchte ich dir meine Heimat zeigen.«
    »Ja, machen wir. In ein paar Wochen«, sage ich, damit er mich in Ruhe lässt.
    Ich lege mich wieder hin und ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich brauche noch ein bisschen Schlaf in den Sommerferien, nicht Arbeit oder Sightseeing. Schätze, ich muss meinem Erzeuger klarmachen, dass meine Anwesenheit in diesem dummen Urlaub noch lange nicht heißt, dass ich mich bereit erkläre, irgendetwas zu tun.
    Als er das Zimmer verlässt, atme ich auf. Ein Blick auf Snottys Bett verrät mir, dass sie schon aufgestanden ist. Wahrscheinlich ist sie drüben bei Avi.
    Nicht, dass ich eifersüchtig wäre – bin ich nämlich nicht. Ich verstehe nur einfach nicht, warum er mit ihr befreundet ist. Mag sein, dass sie ganz hübsch ist, aber sie ist gemein. Oder vielleicht ist sie nur zu mir gemein, was mich noch viel wütender auf sie macht.
    Ich schließe die Augen und versuche, an etwas Schönes zu denken, wie zum Beispiel den Rückflug.
    Aber nichts macht mich richtig froh. Ist das so mit sechzehn? Wenn ja, dann kann ich verstehen, warum Jugendliche ihre Gedanken und Gefühle auf so unterschiedliche Art zum Ausdruck bringen. Es ist nicht so, dass wir dumm wären, wir versuchen einfach nur herauszufinden, wo wir hingehören und was zu uns passt.
    Und was ist mit mir? Ich scheine zurzeit nirgends hinzugehören. Ich bin wie ein viereckiger Pflock, der versucht, sich in eine runde Gemeinschaft einzufügen. Obwohl – wenn ich länger darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich weder viereckig noch rund bin. Eher wie ein Achteck. Und ich passe gar nirgends dazu. Ich dachte, ich wüsste, wo mein Platz ist, aber meine schöne, supervorschriftsmäßig perfekte Welt hat alles noch komplizierter gemacht. Ich frage mich, wie es Mitch wohl ohne mich geht. Ob er mich vermisst?
    Irgendwann schlafe ich wieder ein, und als ich erwache, knurrt mir der Magen. Mit nackten Füßen tapse ich in die Küche. Fast alle sind unterwegs und im Haus ist es ganz ruhig.
    Ich sehe zu Safta hinüber, die in einem Velourssessel sitzt und ein Buch liest.
    » Boker tov , Amy«, sagt sie mit ihrer würdevollen Stimme, als ich im Kühlschrank herumstöbere und den Inhalt begutachte.
    Ich lächle sie an. »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, was das heißt.«
    Dass Schalom drei Bedeutungen hat, habe ich inzwischen kapiert: hallo, tschüss und Frieden. Ansonsten sind meine Hebräischkenntnisse absolut erbärmlich.
    » Boker tov heißt guten Morgen.«
    »Ah. Dir auch boker tov .«
    Safta scheint heute Morgen ein wenig wortkarg zu sein. Ich werde mich zu ihr setzen und ein bisschen mit ihr plaudern, während ich frühstücke, vielleicht heitert sie das auf. Mehr noch, ich bereite sogar etwas Besonderes für sie vor.
    Mit viel Liebe zum Detail arrangiere ich einen Obstteller, schneide Banane und Melone in kleine Stücke und lege Formen damit, so wie Jessicas Mom es mir beigebracht hat. Dinge, bei denen die Leute ins Schwärmen geraten, nennt Jessica immer »Publikumslieblinge«. Kleine Fruchtstücke, die zusammen ein Clownsgesicht ergeben, sind definitiv ein Publikumsliebling.
    Ich stelle den Teller vor Safta auf ein Beistelltischchen. »Todah« , sagt sie.
    »Bitte.« Ich betrachte mein Meisterwerk. »Es ist ein Clownsgesicht.«
    »Sehr kreativ. Kochst du gerne?«
    »Eigentlich nicht. Essen tue ich schon gern. Zu Hause gehen wir meist ins Restaurant.«
    »Dein Vater kocht nicht für dich?«
    Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Das ist die Gelegenheit, Safta aufs Auge zu drücken, was daheim wirklich abgeht. Aber wie ich die alte Frau mit den strahlend blauen Augen so ansehe, überkommt mich das Gefühl, sie schützen zu müssen. So gern ich auch hätte, dass meine Oma sich für meinen Erzeuger schämt – ich kann mich einfach nicht dazu durchringen, sie aufzuregen oder traurig zu machen.
    »Doch, doch, freitags macht er immer seine tolle Lasagne«, sprudelt es schon aus meinem Mund heraus, ohne dass

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